/ „Unsichtbar und sehr wenig wertgeschätzt“: Luxemburgs Frauen wollen im März 2020 streiken
„JIF Luxembourg“ hat für kommendes Jahr Großes vor: 2020 will die Plattform, die der internationalen Bewegung „Journée internationale des femmes“ angehört, den ersten Frauenstreik in Luxemburg organisieren. Dabei richtet sie sich nach dem Beispiel der Schweiz: Dort haben die Proteste dieses Jahr über eine halbe Million Teilnehmer*innen zusammengebracht.
„Am 8. März haben wir uns mit allen streikenden Frauen weltweit solidarisiert. 2020 werden wir unser Versprechen einlösen und rufen am 7. März zum ersten Frauenstreik in Luxemburg auf“, kündigte Isabelle Schmoetten von “CID – Fraen a Gender” auf der gestrigen Pressekonferenz an.
Im Mittelpunkt der Demo soll die bezahlte und unbezahlte Arbeit im Pflegebereich stehen, zusammengefasst mit dem Begriff „Care“. Diese umfasst die materielle und psychologische Unterstützung von Familie und Freunden, von Kindern, älteren Personen sowie von Menschen, die krankheitsbedingt oder aufgrund einer Behinderung auf andere angewiesen sind. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Aufgaben: Küchenarbeit, Körperpflege, Zuhören, Aufmerksamkeit schenken oder die Erziehung.
Diese Tätigkeiten, die grundlegend für Gesellschaft und Wirtschaft sind, werden hauptsächlich von Frauen verrichtet. Diese Arbeit sei oft schlecht bezahlt und werde häufig ehrenamtlich bewältigt, hieß es am Freitag auf der Pressekonferenz. “Diese Tätigkeiten sind oft unsichtbar und werden nur sehr wenig wertgeschätzt”, so Isabelle Schmoetten weiter. Um dies zu ändern, fordert die Aktionsplattform einen “Mentalitäts- und Kulturwechsel”, wie Tina Koch es am Freitag formulierte. “Vor dem Gesetz sind Frauen und Männer gleich, doch wird dies auch umgesetzt?”, fragte sie. Lange genug sei die „Care-Arbeit“ als selbstverständlich und zweitrangig im Hinblick auf typische Männertätigkeiten angesehen worden.
58 Prozent jener Frauen, die Teilzeit arbeiten, geben an, dies aus familiären Gründen zu tun, das heißt um sich der Care-Arbeit zu widmen. Erzieherinnen, Pflegerinnen und Reinigungskräfte müssen unter schwierigen Arbeitsbedingungen arbeiten. Der Streik im März nächsten Jahres soll auf diese Situation aufmerksam machen und auf lange Sicht verbessern. „Wir wollen auch die Männer dazu aufrufen, sich solidarisch zu zeigen“, so Tina Koch weiter. Frauen müssten sich der mentalen Belastung entledigen, die die tägliche Care-Arbeit mit sich bringe. Männer könnten sich verstärkt einbringen. Sie machte einen Appell an den zuständigen Minister Dan Kersch, den Frauen für den 7. März 2020 ein 15-minütiges Streikrecht zu ermöglichen.
Kreative Aktionen planen
Um den Streik finanzieren zu können, wird in den nächsten Wochen eine Crowdfunding-Aktion gestartet, gab Milena Steinmetzer bekannt. Das Organisationsteam will dem Beispiel der Schweiz folgen: Dort wurde die Arbeit auf viele Köpfe verteilt. Jeweils zum 14. des Monats haben kleine Aktionen stattgefunden, um auf den 14. Juni 2019 aufmerksam zu machen. Die drei Mitorganisatorinnen des Frauenstreiks in der Schweiz, die am Freitag ebenfalls vor Ort waren, berichteten, dass mit den 500.000 Teilnehmenden die Erwartungen bei weitem übertroffen worden seien. Es sei die größte politische Aktion in der Schweiz seit dem Generalstreik von 1918 gewesen.
In Luxemburg besteht die Aufgabe darin, lokale Streikkomitees zu gründen, die sich des Themas auf kreative Weise annehmen sollen. Mit Events wie dem “Equal Care Day” sollen ihre Anliegen an die Öffentlichkeit gebracht werden. Diese Initiative fordert eine faire Bezahlung der professionellen Pflegearbeit, eine gerechtere Verteilung der Aufgaben im privaten Care-Bereich und den Abbau von existierender struktureller Diskriminierung. Im Vorfeld des Streiks finden am 28. und 29. Februar Veranstaltungen rund um die Arbeitsbedingungen und Lebensrealitäten von Frauen statt, die im Reinigungssektor arbeiten.
Der 7. März 2020 fällt auf einen Samstag. Ein Wochentag, an dem viel Care-Arbeit geleistet wird, ob im Haushalt oder beispielsweise in der Kinderbetreuung, sagt Steinmetzer. Die bezahlte Pflegearbeit werde ebenfalls weiter ausgeübt. Wer seine Arbeit an dem Tag nicht vollständig niederlegen möchte, könnte sich für 15 Minuten an einer Aktion beteiligen und beispielsweise zu Hause andere Familienmitglieder mit der Care-Arbeit beauftragen, schlägt Steinmetzer vor.
JIF Luxembourg
Die Plattform „JIF Luxembourg“ setzt sich aus Privatpersonen sowie aus folgenden Vereinigungen zusammen:
CID – Fraen a Gender, CNFL – Conseil national des femmes du Luxembourg, CSF – Chrëschtlech-sozial Fraen, déi gréng – Genderrot, déi jonk gréng, déi Lénk, Femmes en détresse, Femmes socialistes, Kweni, Laika, OGBL und Time for Equality. Sie alle sehen sich als Teil der internationalen Frauenbewegung.
Luxemburgs erster “Equal Care Day”
Die Gewerkschaft OGBL, die Chambre des salariés und die Plattform JIF planen hierfür zwei Veranstaltungen: Am 28.2.2020 findet eine öffentliche Konferenz mit Filmvorführung und Rundtischgespräch über die Arbeitsbedingungen und Lebensrealität der im Reinigungssektor beschäftigten Frauen statt. Am 29. Februar 2020 ist ein Arbeitstreffen mit Frauen aus diesem Bereich vorgesehen. Vor allem sollen politische und gesellschaftliche Forderungen erarbeitet werden.
Weitere Informationen gibt es unter www.fraendag.lu oder auf der Facebookseite der JIF-Plattform.
Wann ech déi Zitater liesen op fraendag.lu vun den feministeschen Helden kommen mer d’Tréinen. Et ginn Männer, déi Arschlächer sinn, dir musst déi jo net hoféieren. Mee op fraendag.lu kritt een den Androck wéi wann all d’Männer Arschlächer sinn. Do stinn och deelweis Zitater vun Männer, déi ech als Mann komplett danieft fannen, déi awer elo vun de Feministinnen als cool empfond ginn. Wat ass dann wann d’Männer mat hieren Prinzipien déi lescht Joeren och falsch longen? D’Männer sinn amgang sech nei ze definéieren an d’Fraen eegnen sech elo Attituden vun de Männer un, déi falsch waren. Ech hat bis elo nach emmer Respekt virun Fraleit, mee déi Zieler déi se sech setzen (Dominanz, Arroganz, no sech selwer kucken, etc.) weist dass d’Zieler falsch gesat sinn.
Cornichon,
wann Dir Respekt virun eis hutt, da nennt eis ganz einfach Fraen an net Fraleit oder nach schlëmmer Framënsch. D’Zäiten wou en extra huet missen bemierken, dass Fraen och Mënschen oder Leit sinn, déi sinn an eisem Kulturkrees endgülteg passé.
Kleine Töpfe kochen schnell über…
@Cornichon: 100% Zoustëmmung. Loost Iech net entmuddegen vu Leit, déi kee valabelt Argument parat hunn fir Iech ze widderleeën an Iech ugräifen, well Dir lëtzebuergesch a keen „political correct newspeak“ schreiwt.
…vu „Leit“ ist Mehrzahl, da fühle ich mich bei diesen zwei Antworten mit einbezogen! Meine Antwort war explizit an die Dame gerichtet, weil ich in dem Ausdruck „Fraleit“ weder etwas diskriminierendes noch herabwürdigendes entdecken kann. In diesem Sinne: Man kann alles übertreiben, suchen, wo es nichts zu suchen gibt, sich an nichts erhitzen und dann eben „überkochen“!