Editorial / Unterricht in der Muttersprache ist ein Instrument sozialer Gerechtigkeit
Der Internationale Unesco-Tag der Muttersprache soll u.a. dazu beitragen, vom Aussterben bedrohte Sprachen zu schützen. Darüber hinaus ist die diesjährige Ausgabe auch dem Thema „mehrsprachige Bildung“ gewidmet.
Durch die 1989 verabschiedete Unesco-Kinderrechtskonvention erkennen die Vertragsländer (darunter Luxemburg) an, dass jedes Kind u.a. ein Recht auf Bildung besitzt. Doch auch wenn alle Schulen für jeden gratis zugänglich sind, bedeutet das nicht, dass alle Kinder dieses Recht voll nutzen können. Dass gleiches Recht für alle nicht auch gleiche Chancen für alle bedeutet, wissen wir in Luxemburg mindestens seit die PISA-Tests gezeigt haben, wie sehr die Muttersprache die schulischen Leistungen beeinflusst.
Angaben der Unesco zufolge haben Kinder, die in einer Sprache unterrichtet werden, die sie zu Hause sprechen, eine etwa 30 Prozent höhere Chance, am Ende der Grundschule lesen zu können, als Kinder, die die Unterrichtssprache nicht sprechen. Nur logisch also, dass die Organisation anlässlich dieses Internationalen Tages die Länder dazu auffordert, muttersprachlichen Unterricht einzuführen.
In einem Beitrag über PISA („Programme for International Student Assessment“) schrieb die Universität Luxemburg 2015, sprachliche Defizite würden häufig dazu führen, dass die Aufgabenstellung, z.B. in den Naturwissenschaften, falsch verstanden wird. Einfach ausgedrückt: Ein Kind, das die Bedeutung der Wörter „eins“ und „zwei“ nicht kennt, kann wohl kaum verstehen, warum eins plus zwei drei ergibt.
Die Erkenntnisse sind also nicht neu, aber erst 2022 beschloss die Regierung ein Pilotprojekt in diesem Sinne. Seit der vorigen „Rentrée“ wird an den Grundschulen in Fels, Oberkorn, Düdelingen und Schifflingen eine Alphabetisierung auf Französisch anstelle von Deutsch angeboten. Das wird zwar einem Großteil der Kinder in diesen Gemeinden helfen – den jungen Syrern, Ukrainern, Chinesen und anderen aber kaum. Man könnte also in Zukunft noch weiter gehen und versuchen, beispielsweise den Rechenunterricht zusätzlich in anderen Sprachen anzubieten.
Die „Lëtzeboia iwwer alles“-Patrioten mögen sich gleich wieder beruhigen: Muttersprachlicher Unterricht für Zugereiste bedeutet nicht, dass unsere Schulen auf das Lernen des Luxemburgischen verzichten sollen. Ganz im Gegenteil: Das eine schließt das andere nicht aus. Im Aktionsplan für das Luxemburgische wird u.a. festgehalten, dass Luxemburgisch in den Kitas die erste Kontaktsprache sein soll. Und genauso könnte man auch eine Alphabetisierung auf Luxemburgisch anbieten und – warum nicht? – später im Lyzeum sogar Fächer wie Chemie und Physik in luxemburgischer Sprache unterrichten.
So viele Kinder wie möglich in ihrer jeweiligen Muttersprache fördern und ihnen damit helfen, einen optimalen Start ins Leben zu haben, kann nur wünschenswert sein. Eine gute Ausbildung garantiert zwar keine Arbeit, aber ohne stehen die Chancen von vornherein schlecht. Ein mehrsprachiges Schulsystem ist demnach auch ein Instrument sozialer Gerechtigkeit.
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„Und Gott gab den Babyloniern Hunderte von Sprachen, sodass sie sich nicht mehr verstanden“. Dat koum esou, well d’Mënschen héich an d’Luut gebaut haten. Si duechte, si wiere Gott. Grad ewéi d‘ Leit an onsem Unterrichtsministère.
Wenn die Luxemburger Sprache erhalten bleiben sollte, so sollen die Ausländer im Kinderalter anfangen diese zu lernen.
Am Unterrechtsministère mengen d’Leit villes, me et kennt neischt eraus. Do klappt net vill.
So etwas kann auch nur in Luxemburg in Betracht gezogen werden – in allen anderen Einwanderungsländern auf der Welt müssen die Immigranten selbst schauen, wie sie zurecht kommen mit der Landessprache
@charles.hild
„. Si duechte, si wiere Gott. Grad ewéi d‘ Leit an onsem Unterrichtsministère.“
Déi si méi wéi Gott, well esou ee gëtt et net.
@ Romain
„Wenn die Luxemburger Sprache erhalten bleiben sollte, so sollen die Ausländer im Kinderalter anfangen diese zu lernen.“
Sind Sie so ein Ausländer?
@ jung.luc.lux
„Am Unterrechtsministère mengen d’Leit villes, me et kennt neischt eraus. Do klappt net vill.“
Si wëssen awer wéi ‚mä‘ an ’näischt‘ geschriwwe gëtt.
Am besten wir lernen alle Ukrainisch damit diese Sprache nicht ausstirbt!