Überschwemmungen / Unwetter: Land unter in Reckingen und Monnerich
Am Tag danach herrscht Katerstimmung in Reckingen und Monnerich. Überall wird aufgeräumt. Keller müssen ausgepumpt, Kanäle von Unrat gesäubert, beschädigte Sachen zusammengeräumt und entsorgt werden. Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli hat Spuren hinterlassen. Eines bleibt: Sowohl Reckingen als auch Monnerich waren dieses Mal besser vorbereitet.
In der vergangenen Nacht haben viele wenig geschlafen. Monnerichs Bürgermeister Jeannot Fürpass (CSV) war bis 3 Uhr nachts in der Gemeinde unterwegs. Eine so angeschwollene „Kiemelbaach“ hat er noch nie gesehen. Und er macht eine Entdeckung. „Ich wusste nicht, dass es in Luxemburg Biber gibt, aber ich habe einen gesehen“, sagt er.
Der schöne Nebeneffekt täuscht jedoch nicht über die Schäden hinweg. Noch am Abend verteilt das CGDIS 1.000 zusätzliche Sandsäcke in Monnerich, um das Schlimmste zu verhindern. Krisensitzungen lösen sich ab. Noch am Nachmittag haben er und Vertreter aus Reckingen selbst eine mit dem CGDIS. Am Abend gibt es die nächste. Um Mitternacht ruft Innenministerin Taina Bofferding (LSAP) an, um sich zu erkundigen.
„Kazebaach“, „Bréckenderbaach“ und „Kiemelbaach“ führen derart viele Wassermassen mit sich, dass das Kanalsystem nicht mehr ausreicht. Der Fußballplatz ist ein See, Residenzen in der Escher Straße und Häuser in der rue des Champs laufen unter anderem voll. „Die Konsequenzen sind enorm“, sagt Fürpass. Das sind sie nicht nur für die, deren Keller und Wohnungen überschwemmt sind.
Renaturierung und Retensionsbecken
Diese Nacht hat auch Konsequenzen in der Gemeinde. „Wir müssen noch mal über die Renaturierung der ‚Kiemelbaach’ und weitere Retensionsbecken nachdenken“, sagt der Monnericher Gemeindechef selbstkritisch. „Einen hundertprozentigen Schutz wird es nicht geben, aber wir müssen uns verbessern und das werden wir tun.“
Dieses Mal kommt Hilfe vom Feuerwehrcorps in Sandweiler. „Wir waren viel besser vorbereitet als beim letzten Mal am 4. Juni“, sagt er. Vor sechs Wochen gab es schon einmal Überschwemmungen. Der Feuerwehrwagen – sonst zuständig für Reckingen und Monnerich – wird nach Belair abgezogen, weil dort damals zwei Hochhäuser Gefahr liefen, überschwemmt zu werden.
Die 17 verbliebenen Feuerwehrleute konnten wenig bis nichts tun. Fürpass sagt, es gab damals Mängel in der Kommunikation. Das bestätigt Christian Tolksdorf (LSAP), der Zweite Schöffe in der Nachbargemeinde Reckingen als Ergebnis der Krisensitzung mit dem CGDIS vom Mittwoch.
Bessere Kommunikation und Lehren
In Reckingen waren damals vor allem die Cité an der Reispelt, die rue de Roedgen in Richtung der gleichnamigen Ortschaft und punktuell Wickringen betroffen. „Da wir eine Gemeinde mit vielen Grünflächen sind, haben wir schon kurz danach angefangen, das Kanalsystem zu säubern“, sagt Tolksdorf. 63 Liter kamen damals pro Quadratmeter pro Minute an Regen herunter.
„Ich will die Entscheidungen des CGDIS von damals nicht infrage stellen“, sagt Tolksdorf. „Es war eine andere Situation.“ Tatsache ist, dass beide Gemeinden keinen richtigen Ansprechpartner hatten. „Wir wollten den 112 nicht blockieren“, sagt Tolksdorf. Gleiches sagt der Monnericher Bürgermeister. „Wir brauchen in solchen Fällen einen direkten Ansprechpartner, eine ‚Cellule de crise’“, sagt Tolksdorf.
Dennoch sagt auch er, sie seien in Reckingen besser vorbereitet gewesen. Dieses Mal wurden schon ab nachmittags um 15.00 Uhr Sandsäcke verteilt. „Damit konnten wir den Schaden ein bisschen besser in Grenzen halten“, sagt Tolksdorf.
Dieses Mal sind wieder die rue de Roedgen sowie die Cité am Brouch, Cité am Kiesel und Residenzen in der rue Jean Pierre Hilger sowie Pissingen und die rue des Trois Cantons zwischen Ehlingen und Wickringen betroffen. Nach den Erfahrungen der letzten Wochen hält Tolksdorf fest: „Die Kommunikation mit dem CGDIS war dieses Mal deutlich besser als am 4. Juni.“
Der Dachverband der luxemburgischen Versicherer, die „Association des compagnies d’assurances et de réassurances du Grand-Duché de Luxembourg“ (ACA), schätzt den entstandenen Schaden auf rund 50 Millionen Euro. Das gab die ACA gestern in einer Pressemitteilung bekannt.
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