Unternehmen / US-Konzern DuPont hat 400 Millionen Dollar in eine neue Produktionslinie in Luxemburg investiert
Hoher Besuch am Donnerstag bei DuPont in Contern: Zum Anlass der offiziellen Einweihung der Produktionslinie „Tyvek Linie 8“ stattete Großherzog Henri dem Werk einen Besuch ab. Rund 400 Millionen Dollar hat sich der US-Konzern diese Investition kosten lassen. Eine gute Nachricht für die Luxemburger Industrie.
DuPont de Nemours ist ein in den USA beheimateter Konzern, der als einer der größten weltweit in der chemischen Industrie gilt. Er ist in rund 90 Ländern aktiv und beschäftigt etwa 23.000 Mitarbeiter. „Von Schutzausrüstungen und sauberem Wasser bis zur Realisierung intelligenter, schnellerer Elektronik – wir nutzen Wissenschaft und Innovation, um viele alltägliche Dinge zu ermöglichen“, so der Hersteller von Materialien und Inhaltsstoffen über sich selber.
In Luxemburg ist der Konzern bereits seit vielen Jahren vertreten. Meist wird nicht viel über ihn geredet. DuPont de Nemours Luxembourg wurde im Jahr 1962 in Contern gegründet. Damals suchte die Luxemburger Regierung aktiv nach industriellen Investoren aus den USA, die das Großherzogtum als Eintrittstor nach Europa nutzen könnten. Während einige, wie etwa Monsanto, das Land nach ein paar Jahren wieder verließen, so sind DuPont oder auch Goodyear geblieben. An seinem Standort in Contern stellt DuPont unter anderem Produkte für die Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie, Windkraftanlagen und Verpackungen her.
Am Donnerstag nun hat der Konzern seine neuste Produktionslinie vorgestellt. Laufen tut sie bereits seit Februar. Stolze 400 Millionen Dollar hat sich der Konzern die Investition kosten lassen. Verbaut wurden dabei genug Beton, um fünf olympische Schwimmbecken zu füllen, und eine Menge an Stahl, die etwa der des Eiffelturms entspricht. Mehr als 42 Kilometer Rohre und mehr als 460 Kilometer Kabel wurden verlegt.
„Wundermittel“ und „weißes Gold“
Auf der nun offiziell eingeweihten Produktionslinie wird „Tyvek“ hergestellt. Das Material, das an Papier oder leichten Stoff erinnert, bezeichnet man bei DuPont als „Wundermittel“, das Luft und Wasser durchlässt, Feuchtigkeit und Chemikalien jedoch nicht. Ein Mitarbeiter sprach von „weißem Gold“.
Die Anwendungsmöglichkeiten des Materials, das in Form von riesigen Rollen hergestellt wird, sind überaus vielfältig: Jahr für Jahr werden weltweit mehr als 200 Millionen Tyvek-Schutzanzüge für Arbeiter in Industrie- und Reinraumanwendungen verwendet. Während der Covid-Pandemie war Tyvek ein weltweit gesuchtes Material für Schutzanzüge, um medizinisches Personal vor dem Virus zu bewahren – solche Produkte hatte Luxemburg nur sehr wenige zu bieten. Ein in Tyvek eingehülltes Gebäude steigert die Energieeffizienz und verringert das Risiko von Feuchtigkeitsschäden durch Wasseransammlungen. Seit mehr als 45 Jahren wird Tyvek zur Verpackung von sterilen Produkten oder anderen verderblichen Waren genutzt.
Es ist eine der größten Investitionen, die DuPont in den letzten Jahren getätigt hat, so der Konzern. Weltweit ist es die achte Produktionslinie für Tyvek. Drei davon stehen in Contern, die anderen fünf in Richmond, USA. Die Höhe der Investition erkläre sich durch die „sehr komplexe Herstellung“ des Materials und die „hoch spezialisierten Geräte“, die hierfür notwendig sind, so Leland Weaver, zuständig für den Bereich „Water & Protection“ beim Mutterhaus, am Donnerstag gegenüber Journalisten in Luxemburg.
Genaue Geschäftszahlen wie auch Details zur Anlage, zum Produktionsvolumen oder zur Herstellung von Tyvek versucht der Konzern derweil möglichst geheim zu halten. Auf fast dem gesamten Gelände wie auch neben der Produktionsanlage heißt es: Fotografieren verboten. Nur an ausgewählten Orten ist das erlaubt. Die Gefahr von Industriespionage ist wohl zu groß. Auch erklärt man, dass die meisten der Tyvek-Rollen in Südostasien zu Anzügen verarbeitet werden – aus Gründen der Versorgungssicherheit einige jedoch auch in Europa. Wo, sagt man nicht.
Dass die Investition getätigt wurde, liegt derweil an der stark wachsenden Nachfrage, so David Domnisch, der bei DuPont für Tyvek zuständig ist. Jahr für Jahr wachse die Nachfrage, derzeit vor allem im Bereich der Medizin. „Es wird kaum noch eine Operation durchgeführt, bei der nicht wenigstens ein Instrument darin eingepackt wurde, um steril zu bleiben.“ Die Corona-Erfahrung habe geholfen, diesen Markt zu entwickeln. Zudem werden stetig neue Tyvek-Produkte und Anwendungen erfunden.
Viele Argumente für Luxemburg
Für den Standort Luxemburg habe man sich aus einer ganzen Reihe von Gründen entschieden, so Leland Weaver. Vor allem zählt dabei die Erfahrung und die Erfolgsbilanz des Luxemburger Werks in der Herstellung von Tyvek-Vliesstoffen. Die erste Produktionslinie wurde hierzulande vor fast 40 Jahren in Betrieb genommen. Die hier hergestellte Qualität sei zur Norm geworden. Hier gebe es die „besten Arbeiter“ und das Tyvek-Forschungszentrum der Gruppe. Hinzu kam die passende Infrastruktur, die Nähe zu den Kunden sowie die gute Unterstützung durch den Luxemburger Staat.
Für den Standort Luxemburg ist es eine gute Nachricht. 130 neue Stellen sind mit der neuen Produktionslinie entstanden. Insgesamt beschäftigt DuPont damit 850 Mitarbeiter in Contern, so Werk-Chef Paul Meyers. In seiner Branche „Herstellung von anderen Textilien“ ist DuPont damit bei weiten der größte Arbeitgeber. Zähle man auch die Mitarbeiter von Zulieferern mit, dann komme man auf rund 1.200 Arbeitsplätze auf dem Standort.
Im Laufe der Jahrzehnte kam es bei DuPont hierzulande auch immer wieder zu Veränderungen. Mal wurde in neue Produktionen investiert, mal wurde umstrukturiert. Mit der Investition bekennt sich DuPont jedenfalls zum Standort Luxemburg: „Wenn man 400 Millionen Dollar in den Boden steckt, dann will man nicht weg“, so Leland Weaver.
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