Konjunktur / US-Wirtschaft wächst schneller als erwartet – „Sanfte Landung statt Rezession“
Trotz hoher Zinsen und Inflation läuft die US-Wirtschaft überraschend gut. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im zweiten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent zu, wie das US-Handelsministerium am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich ein Plus von 1,8 Prozent erwartet, nach einem Zuwachs von 2,0 Prozent im ersten Vierteljahr.
„Das Wachstum zeigt noch keine Ermüdungserscheinungen, obwohl die Fed das Bremspedal kräftig durchgedrückt hat“, sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG mit Blick auf die Serie von Zinserhöhungen durch die Notenbank Fed. In der zweiten Jahreshälfte dürften zwar die konjunkturellen Bremsspuren sichtbarer werden. „Es sieht aber eher nach einer sanften Landung der US-Wirtschaft aus als nach einer Rezession“, sagte Hepperle.
Der private Konsum erwies sich im Frühjahr erneut als eine tragende Säule des Wachstums, obwohl die Notenbank Fed eine Serie von Zinserhöhungen durchzog und damit die Kreditkosten hochtrieb: Die Verbraucher steigerten ihre Ausgaben um 1,6 Prozent.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in dieser Woche seine Wachstumsprognose für die weltgrößte Volkswirtschaft angehoben. Statt der bislang erwarteten 1,6 Prozent soll sie in diesem Jahr um 1,8 Prozent zulegen. Für 2024 wird allerdings ein Rückgang auf nur noch plus 1,0 Prozent erwartet.
Die US-Wirtschaft steuert nach den Worten von Finanzministerin Janet Yellen nicht auf eine Rezession zu. Die USA machen aus ihrer Sicht gute Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation. Und der Arbeitsmarkt erweise sich als recht robust.
Fed setzt auf weiche Landung
Sinkende Energiepreise sorgten dafür, dass die Teuerungsrate im Juni auf 3,0 von 4,0 Prozent im Mai sank. Dies ist der niedrigste Wert seit mehr als zwei Jahren. Die Notenbank Fed strebt jedoch einen Wert von 2,0 Prozent an und sieht sich damit noch nicht am Ziel: Sie hob den Leitzins daher am Mittwoch um einen viertel Prozentpunkt an – auf die neue Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Dieser elfte Zinsschritt nach oben könnte nach Ansicht vieler Experten zugleich der letzte in der aktuellen Erhöhungsphase gewesen sein. Die Tür für eine weitere Anhebung bleibt aber offen.
Powell ließ sich mit Blick auf das weitere Vorgehen jedoch nicht in die Karten schauen: „Wir müssen bereit sein, die Zinsen weiter anzuheben, wenn wir das für angemessen halten“, sagte er auf der Pressekonferenz. Es sei jedoch nicht die Zeit, eine Prognose zum weiteren Kurs abzugeben.
Eine Lockerung in diesem Jahr ist für ihn aber noch kein Thema: „Ich glaube nicht, dass es dieses Jahr Senkungen gibt.“ Es sei zudem weiterhin wahrscheinlich, dass die Zinsserie der Fed die US-Konjunktur nicht abwürge und somit eine weiche Landung möglich sei. Die zuständige Fachabteilung der Fed prognostiziere keine US-Rezession mehr. Es sei somit durchaus realistisch, dass die Inflation zum Ziel zurückkehre, ohne dass große Arbeitsplatzverluste entstünden.
Investoren spekulieren nun auf einen zunächst konstant bleibenden Leitzins.
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