Verteidigung / USA eröffnen erste feste Armeebasis in Polen
„Die ganze Welt sieht nun sonnenklar, dass wir hier nicht in der russischen Einflusszone liegen“, frohlockte Staatspräsident Andrzej Duda am Mittwoch bei dichtem Nebel. Im kaschubischen Dorf Redzikowo, 110 Kilometer westlich von Danzig, eröffnete er zusammen mit US-Botschafter Mark Brzezinski eine lange geplante Anti-Raketen-Basis. Sie soll laut offiziellen Angaben aus dem Iran auf die USA abgeschossene Langstreckenraketen schon über Europa abfangen.
Polen hat damit am Mittwoch sein 35 Jahre altes Ziel eines festen US-Truppenstützpunkts erreicht. Warschau sah dies seit der demokratischen Wende von 1989 als Sicherheitsgarantie an, vor allem angesichts zuerst noch sowjetischen und später russischen Drucks. Die USA würden in Redzikowo wichtige Militärgeheimnisse horten, sagte Duda, mit einer großen Schere bewaffnet. Zusammen mit Brzezinski durchtrennte er sodann ein rotes Band.
Bis zu 500 amerikanische Soldaten sollen schon bald im nordpolnischen 1.500-Einwohner-Dorf Redzikowo stationiert werden, um das „Aegis Ashore System“ zu bedienen. Dazu haben die USA im Schwarzen und anderen Meeren auch Kriegsschiffe stationiert, die mit dem bereits 2018 im südrumänischen Städtchen Devescu (rund 110 Kilometer westlich von Bukarest) errichteten US-Anti-Raketen-Stützpunkt zusammenarbeiten.
Die amerikanische Armeebasis in Redzikowo wurde bereits drei Jahre nach dem NATO-Beitritt Polens von 1999 erstmals in Erwägung gezogen. Vier US-Administrationen von George W. Bush über Barack Obama, Donald Trump und Joe Biden haben daran festgehalten. Dass dies auch Trump in seiner zweiten Amtszeit ab Januar 2025 tun wird, davon geht Warschau fest aus. „Diese Basis ist ein Meilenstein für die Raketenabwehr in Europa“, sagte am Mittwoch in Redzikowo Donald Tusks Verteidigungsminister Wladysław Kosiniak-Kamysz. „Europa, Polen, USA und NATO werden damit noch stärker“, sagte der Pole, während US-Botschafter Brzezinski vor allem Polens Verteidigungsausgaben von sage und schreibe 4,7 Prozent des BIP hervorhob.
Moskau will reagieren
Der noch von Joe Biden nach Warschau entsandte Brzezinski wird das bewusst mit Trump vor Augen getan haben, behauptet der gerade erneut gewählte amerikanische Rechtspopulist doch immer wieder, die Staaten Europas würden viel zu wenig Geld in ihre Verteidigung investieren und diese stattdessen den USA überlassen. Außenminister Radoslaw Sikorski betonte in Warschau indessen beflissen, Polen werde mit allen US-Administrationen zusammenarbeiten.
Wenig erbaut reagierte der Kreml über die absehbare Eröffnung der ersten festen US-Armeebasis in Redzikowo. Bisher waren alle US-Soldaten auf Rotationsbasis in Polen stationiert worden, so unter anderem auch weniger als 100 Kilometer südlich der russischen Exklave Kaliningrad (Königsberg). „Es handelt sich hier um einen Versuch, das Militärpotenzial Russlands im Zaum zu halten“, protestierte Putin-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau. Russland werde so handeln, damit die Waagschale wieder ins Lot komme, drohte der Russe düster.
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