Wie öko sind „Öko-Tuten“? / Valorlux-Direktor betont: Mehrwegtüten müssen mehrmals benutzt werden
Mehrwegtüten landen zu oft nach einmaliger Benutzung im Müll. Ein Recyclingcenter hat Mitte Juni Fotos von weggeschmissenen „Öko-Tuten“ gepostet – der Post wurde über 900 Mal geteilt. Valorlux-Direktor Claude Turping ist sich der Problematik bewusst. Das Tageblatt hat mit ihm über fehlgeschlagene Umtauschinitiativen, Rohstoff-Alternativen und eine mögliche Preiserhöhung gesprochen.
Tüte im Supermarkt vergessen? Kein Problem, für 90 Cent gibt es eine neue „Öko-Tut“ an der Kasse. Immerhin ist das umweltfreundlicher als die Einwegtüten – oder? „Wenn ich die Tüte nur einmal benutze, dann ist es egal, ob es eine Ökotüte oder eine andere ist“, sagt Valorlux-Direktor Claude Turping. Deswegen müssten die Menschen die Tüten so oft wie möglich benutzen. Das bestätigt auch das Oekozenter Pafendall gegenüber dem Tageblatt. „Da es sich dabei um einen Mehrwegbeutel handelt, muss man aufpassen, dass man den auch oft benutzt – dann wird er ökologischer als eine Einwegtüte“, sagt Umweltberaterin Véronique Linden.
Doch das ist laut „Syndicat intercommunal pour l’hygiène publique du canton de Capellen“ (SICA) nicht immer der Fall. Das SICA-Recyclingcenter in Kehlen hat dieses Problem Mitte Juni mit einem Beitrag auf Facebook verbildlicht. Auf den geposteten Fotos sind große Säcke, die mit Mehrwegplastikbeuteln gefüllt sind, abgebildet. „Zu Hunderten und Tausenden landen die Tüten in unserem Recycling-Center“, schreibt SICA. Und das, obwohl sie meistens in exzellentem Zustand seien. „Das war sicher nicht das Ziel, als die gratis Plastik-Einkaufstüte durch die Öko-Tut ersetzt wurde“, steht weiter im Beitrag. Der Aufruf: Die Menschen sollen die Tüten so lange wie möglich benutzen. Über 900 Menschen haben den Beitrag geteilt.
Dem stimmt auch Turping zu: „Die Beutel sind eigentlich fürs Leben.“ Doch auch die Zahl der gekauften Mehrwegtüten deutet darauf hin, dass das nicht der Fall ist. Allein von den „Öko-Tuten“ werden laut Valorlux-Direktor jährlich etwa zwei Millionen Beutel verkauft. „Das sind etwa drei pro Einwohner und Jahr“, sagt Turping. Und das sind die Zahlen ohne die anderen Mehrwegtüten.
Öko-Tüten werden kaum umgetauscht
Falls die Öko-Tüten beschädigt sind, können sie auch in den teilnehmenden Supermärkten gegen neue eingetauscht werden. „Das wird sehr wenig in Anspruch genommen – im Durchschnitt sind das etwa 3.000 bis 3.500 Tüten pro Jahr“, sagt Turping. Vor ein paar Jahren habe es eine Kommunikationskampagne zu diesem Angebot gegeben. „Mit sehr überschaubarem Resultat“, so Turping. Die Beutel können auch im Recyclingcenter abgegeben werden. Dort würden sie allerdings mit anderen Mehrwegtüten gesammelt werden. „Vergangenes Jahr haben die 23 Recyclingparks in Luxemburg 26 Tonnen eingesammelt“, sagt Turping.
Das Problem dabei: Nicht jede Mehrwegtüte besteht aus dem gleichen Material. Die von Valorlux bestehen aus gewobenem Polypropylen. „Es gibt aber auch Produkte aus Polyethylen oder welche mit Griffen aus Stoff – das Recyclen funktioniert nur gut, wenn das Material rein ist“, sagt Turping. Deswegen müsse das Personal noch einmal händisch nachsortieren. Je nach Beutel müssten die Griffe auch abgeschnitten werden. Das gesammelte Plastik werde dann nach Belgien zu einer privaten Firma geliefert, die daraus ein Granulat herstelle. Was daraus gemacht werde, wisse Valorlux nicht, da es sich dabei um ein Unternehmen handelt, das diesen Rohstoff weiterverkauft.
Trotzdem habe das Prinzip der Mehrwegtasche seinen Zweck erfüllt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 würden in Luxemburg 75 von 100 Einkäufen mit Mehrwegtüten gemacht. Und: Laut Valorlux-Internetseite wurden durch ihre Beutel bis jetzt 1, 1 Milliarden Einweg-Plastiktüten, 7.763 Tonnen Plastik und 17, 27 Millionen Liter Öl eingespart.
Plastik nicht schlechter als Pappe
Die „Öko-Tut“ von Valorlux
Die große Öko-Tasche trägt eine Last von maximal 20 Kilogramm, die kleine Öko-Tasche von 15 kg. Sie kann gratis in allen teilnehmenden Geschäften, falls sie beschädigt ist und nicht mehr verwendet werden kann, umgetauscht werden. Valorlux kümmert sich um die Entsorgung. Die Tasche besteht aus recyceltem PP und kann weiter recycelt werden.
Trotzdem: „Es sind zu viele Tüten, die auf den Markt kommen. Es kommt natürlich vor, dass man seinen Beutel vergisst – aber dann soll man eine Einwegtüte kaufen und diese zu Hause noch einmal als Müllbeutel benutzen“, sagt Turping. „Wenn ich 20 Öko-Tuten zu Hause habe und ich stelle die 21. hinzu, ohne sie noch einmal zu benutzen, dann ist es keine Mehrwegtüte.“ Dann sei es eine energie- und materialintensive Einwegtüte. Laut einer Messung der „energieagence“ liegt die CO₂-Bilanz einer Plastik-Einwegtüte bei 0, 008 Kilogramm CO₂ und bei der Ökotüte bei 0, 025. Heißt: Wenn man eine Ökotüte viermal benutzt, ist sie klimafreundlicher als eine normale Plastiktüte.
Doch warum besteht die „Öko-Tut“ aus Plastik? „Dazu gibt es eine Menge Studien: Die CO₂-Emissionen eines Baumwollbeutels sind nicht wirklich gut – die Baumwolle benötigt sehr viel Fläche und Wasser“, sagt Turping. Und Stofftüten seien nicht so robust wie die Ökotüte. Die Kunden hätten auch oft das Gefühl, dass Tüten aus Papier besser für die Umwelt seien. Doch: Die CO₂-Bilanz einer Einwegtüte aus Papier sei nicht besser als die der Plastikvariante – sowohl bei der Produktion als auch der Entsorgung. „Ob ich eine Plastiktüte verbrenne oder eine Papptüte sich auf dem Kompost zersetzt, ist von der CO₂-Bilanz quasi das Gleiche“, sagt Turping. Der Unterschied sei hauptsächlich, dass das eine aus einem fossilen Bestand hergestellt werde und das andere nicht. „Der Vorteil ist natürlich, dass, wenn die Papiertüte in der Natur landet, sich das Problem nach einer Zeit von selbst löst“, so Turping.
Turping ist sich des Problems der Mehrwegtüten, die nur einmal benutzt werden, jedenfalls bewusst. Auch den Facebook-Beitrag hat er gesehen. Man müsse die Menschen weiter sensibilisieren. Und: „Wir sind dabei, zu untersuchen, ob man in einer ersten Phase eine moderate Preissteigerung einführen soll – das kann ich allerdings nicht alleine entscheiden, wir sind zu dritt in dem Projekt“, erklärt Turping. Das löse das Hauptproblem allerdings nicht, weil dadurch die Verkäufe der Einwegtüten ansteigen könnten. Die „Öko-Tut“ wurde übrigens in Zusammenarbeit mit der Luxembourg Confederation und dem Umweltamt entwickelt.
- PAG abgeändert: Gemeinde erlaubt den Bau von Tiny Houses - 11. November 2024.
- Die Berichterstattung über „Dëppefester“ ist ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft - 4. November 2024.
- Tierschutzverein stößt an seine Grenzen: „Schafft euch nur ein Tier an, wenn ihr Zeit habt“ - 31. Oktober 2024.
….das die Grünen soviel wie nur möglich Posten mit Ihresgleichen besetzt haben?
Bitte einen Bericht abgeben zu der betonierung und asphaltierung von Wanderwegen durch den Wald. Ist doch eine Grünzone
@ Geh ich u.s.w / >> JA <<