Gemeindepolitik / Velodrom, neues „Domaine thermal“ und Co.: Mondorf steht vor mehreren Großbaustellen
Die avenue Frantz Clément, Hauptstraße von Mondorf, wird saniert und führt zu Verkehrsbeeinträchtigungen
Knapp 13 Jahre nach der Fertigstellung des „Quartier Brill“ als neues Zentrum von Mondorf nimmt die knapp 5.500 Einwohner zählende Gemeinde im Osten des Landes einen neuen Anlauf, sich wesentlich zu verändern. Das zeigt sich am Budget von 2024.
Am augenscheinlichsten sind die Arbeiten an der „First Avenue“ der Stadt, die sich zwischen dem Kreisverkehr in Höhe des Casinos über die avenue des Bains bis zur Mündung in die route de Remich durch die Gemeinde schlängelt. Sie wird umgestaltet und erhält ein Facelifting.
Reduzierte Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde, besserer Zugang für Personen mit eingeschränkter Mobilität sowie Fahrradwege, neue Parkstreifen und Begrünung durch Bäume sollen die Hauptstraße aufwerten. Das führt zu Verkehrsbeeinträchtigungen, weswegen es Beschwerden hagelt.
Pendler als Leidtragende
Mondorf liegt an der Grenze zu Frankreich und vor allem Pendler sind auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit betroffen. Sie standen wegen Bauarbeiten im Stau. Das bestätigt der DP-Rathauschef von Mondorf, Steve Reckel, dem das Projekt wichtig ist, denn die Gemeinde lässt sich die Umbauarbeiten einiges kosten.
Die Gesamtkosten des Projektes betragen rund 16 Millionen Euro. Neun Millionen Euro hoch ist der Anteil der Gemeinde, davon sind 5,9 Millionen im Budget 2024 eingeschrieben. Der zweite große Posten im 2024er Budget sind die Vorbereitungen für den Bau des Velodroms.
9,7 Millionen Euro kostet die Gemeinde die Erschließung des Geländes für das Velodrom samt kommunaler Sport- und Schwimmhalle. Noch herrscht im „Gremelter“ das Bild der „grünen Wiese“ vor, was sich ändern wird. Das Gelände muss eingeebnet und Versorgungsleitungen müssen verlegt werden.
Letzter Kredit: 2006
Investitionen in das Leitungsnetz für Gas, Wasser, Abwasser usw. hat die Stadt in den letzten Jahren schon etliche, kostspielige, getätigt. Der Posten „voirie, infrastructures et securité routière“ ist traditionell ein großer Posten im Budget Mondorfs, was die Sanierung der rue Dicks in Mondorf selbst und der Hauptstraße in Altwies zeigt.
Allein diese beiden Straßen kosten die Gemeinde zwischen 2023 und 2024 knapp vier Millionen Euro. Die Effekte liegen unter der Straße. Ebenfalls nicht sichtbar, aber finanziell spürbar sind die Investitionen in die neue Wasseraufbereitungsanlage in Schengen. Dort bereitet Mondorf zusammen mit der Nachbargemeinde sein Trinkwasser auf und bereinigt es um so viel Kalk wie nötig.
Mit 2,2 Millionen Euro hat das zwischen 2022 und 2023 zu Buche geschlagen. Bislang kamen alle Investitionen ohne Kredite aus. „Den letzten Kredit haben wir 2006 in Anspruch nehmen müssen“, sagt DP-Bürgermeister Steve Reckel. „Alles, was danach kam, haben wir aus eigener Tasche finanziert.“
Casino „spendet“
Hilfreich sind die Einnahmen aus dem Casino der Stadt. Mondorf ist die einzige Gemeinde im Land, die über solche Einnahmen (außer den staatlichen Zuwendungen und den Gewerbesteuern) verfügt. Rund vier Millionen Euro flossen dadurch in den letzten Jahren durchschnittlich ins Budget.
2024 ändert sich die Lage allerdings, was die Verschuldung der Thermalstadt angeht. Bei so vielen Projekten, die gleichzeitig laufen, was sich durch Verspätungen und Nachwehen der Pandemie erklärt, reichen die Eigenmittel der Thermalstadt nicht mehr. Für 2024 müssen 16 Millionen Euro Kredit aufgenommen werden, die hauptsächlich in den neuen Sportkomplex rund um das Velodrom fließen.
Deshalb steigt die Pro-Kopf-Verschuldung beträchtlich, nämlich von 38 Euro im Jahr 2023 auf 2.852 Euro in diesem Jahr. Der Wermutstropfen für die Einwohner hat ein Pendant auf Verwaltungsseite. Aus Überzeugung ist die Gemeinde das Wagnis eingegangen, den Wohnungsbau zu moderaten Preisen selbst in die Hand zu nehmen.
Gesteigertes Renommee
Rund vier Millionen Euro sind bis jetzt in den Bau der vier Einfamilienhäuser und vier Apartments im „Millebaach” in Altwies geflossen, die dieses Jahr fertig werden. Aber lediglich zwei Familien haben auf die Ausschreibung innerhalb der Gemeinde reagiert und Interesse am Kauf eines der Häuser gezeigt.
„Die Konjunktur ist schlecht”, sagt Rathauschef Reckel achselzuckend. Bei den Apartments, die im Gemeindebesitz bleiben und vermietet werden sollen, ist Reckel zuversichtlicher. „Da wird es ein großes Interesse geben”, mutmaßt er. Sicher ist er sich allerdings bei der Zukunft Mondorfs nach der Realisierung der Projekte: „Mondorf tritt in eine neue Entwicklungsphase ein”, sagt das Gemeindeoberhaupt.
Das Gesamtbild wird sich ändern. „Die neue Hauptstraße verändert das Gesicht unserer Gemeinde, Sportkomplex und neue Thermalanlage verbessern unser Renommee“, sagt Reckel. Er will kommende Woche die Baugenehmigung für die knapp 140 Millionen teure Sanierung und Erweiterung der einzigen Kur- und Wellnesseinrichtung in dieser Form unterschreiben. Die Parallelen zum Bau des Stadtkerns in den Jahren nach 2006 liegen nahe. Auch damals war von einem neuen Niveau an Attraktivität die Rede.
Berichtigtes Budget 2023 und Haushalt 2024
Wie ehrgeizig die Projekte sind, zeigt der Vergleich zwischen 2022 und 2024. In dem Zeitraum steigen die Ausgaben im außerordentlichen Haushalt von 18,2 Millionen auf knapp 41 Millionen Euro. Das „Budget rectifié“ 2023 und das Budget 2024 sind am 16. Januar im Gemeinderat mit neun Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen (von der CSV) verabschiedet worden.
Berichtigter ordentlicher Haushalt 2023:
Einnahmen: 35,2 Mio. Euro
Ausgaben: 25,8 Mio. Euro
Berichtigter außerordentlicher Haushalt 2023:
Einnahmen: 10,5 Mio. Euro
Ausgaben: 22,4 Mio. Euro
Ordentlicher Haushalt 2024:
Einnahmen: 34,2 Mio. Euro
Ausgaben: 30,2 Mio. Euro
Außerordentlicher Haushalt:
Einnahmen: 35,8 Mio. Euro
Ausgaben: 40,9 Mio. Euro
Die Scheune „A Kréiesch“ in Ellange ist im Gemeindebesitz und soll zu einer Brasserie im Erdgeschoss und zwei Sozialwohnungen im Stockwerk darüber umgebaut werden
2020 wurde das Finanzierungsgesetz in Höhe von 139 Millionen Euro für den Umbau des „Domaine thermal“ abgesegnet, nächste Woche kommt die Baugenehmigung für die Sanierung
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