Jugendgewalt / Vergangenes Jahr wurden 38 Minderjährige wegen Gewaltverbrechen verurteilt – Minister setzen auf Prävention
Wenn es um Jugendgewalt geht, ist Präventionsarbeit zentral. Das unterstreichen der Minister für Innere Sicherheit Henri Kox, Bildungsminister Claude Meisch und Justizministerin Sam Tanson in ihrer gemeinsamen Antwort auf eine parlamentarische Frage, die der Abgeordnete Fred Keup Anfang Februar stellte. Anlass für die Frage war Kox’ Aussage, dass die Gewaltbereitschaft der Menschen in der Pandemie zugenommen hätte. Nun sagen die Minister, dass die von der Polizei erfasste Anzahl an Gewaltverbrechen in den letzten vier Jahren mehr oder weniger konstant geblieben sei – doch es gebe immer eine Dunkelziffer. Wegen Gewaltverbrechen verurteilt wurden letztes Jahr 38 Minderjährige.
Gegen Jugendgewalt helfe nur eine „globale Herangehensweise“ und „kollektive Bemühungen“, denn die Polizei könne nicht die alleinige Lösung für das Problem sein. Das betonen der Minister für Innere Sicherheit Henri Kox („déi gréng“), Bildungsminister Claude Meisch (DP) und Justizministerin Sam Tanson („déi gréng“) in einer gemeinsamen Antwort auf eine parlamentarische Frage von ADR-Politiker Fred Keup. Zum direkten Hintergrund: Am 3. Februar hatte Kox im Gespräch mit RTL gesagt, dass die allgemeine Gewaltbereitschaft der Menschen in der Pandemie gestiegen sei. Die Aussage stand einerseits im Kontext der schwelenden Konfliktlage im „Garer Quartier“, in dem sich die Kriminalitätsrate konstant auf hohem Niveau befindet, sowie andererseits dem Tod eines 18-Jährigen in Bonneweg. Dieser war Ende Januar von zwei Minderjährigen bei einer Messerstecherei tödlich verletzt worden.
Nun schreiben die Minister in ihrer gemeinsamen Antwort, dass die von der Polizei erfasste Anzahl an Gewaltverbrechen in den letzten vier Jahren mehr oder weniger konstant geblieben sei. Jedoch müsse man beachten, dass es immer eine Dunkelziffer gebe. Zum Thema Jugendgewalt nennen die Minister weitere Fakten. So wurde in den letzten zehn Jahren ein Minderjähriger wegen freiwilligen Totschlags verurteilt. Zudem kam es 2020 in insgesamt 24 Fällen zu gerichtlichen Verhandlungen wegen Körperverletzung – die Täter waren dabei stets unter 18 Jahre alt. Damit stieg diese Zahl vergangenes Jahr wieder merklich an nach einem mehrjährigen Rückgang der Fallzahlen. Zum Vergleich: 2012 landeten noch insgesamt 28 Minderjährige wegen Körperverletzung vor Gericht, 2013 waren es 20. In den Jahren danach schwankten die Zahlen – bis vergangenes Jahr – zwischen 4 und 14.
Eine ähnliche Kurve vollzieht die Statistik zu den gerichtlich verhandelten Fällen von „Diebstahl und Raubüberfall unter Anwendung physischer Gewalt“. Kam es 2012 insgesamt 39-mal zu entsprechenden Gerichtsverhandlungen, so sank die Zahl in den drei Folgejahren kontinuierlich. Statistischer Tiefpunkt war das Jahr 2018 mit nur sechs Fällen. 2020 stiegen die Fallzahlen dann wieder auf 38. Die betreffenden Minderjährigen erhielten keinen Eintrag in ihr Vorstrafenregister, sondern wurden im „Registre spécial de la jeunesse“ erfasst. „Davon wurden 23 Minderjährige wegen Diebstahl und Raubüberfall unter Anwendung physischer Gewalt und/oder 24 Minderjähre wegen Körperverletzung verurteilt“, schreiben die Minister. Es gelte hier hervorzuheben, dass die meisten minderjährigen Straftäter zum Zeitpunkt der Tat in Luxemburg wohnen würden.
Dieses Schuljahr bisher 13 Jugendliche sanktioniert
Die Entwicklung der Zahl der Sanktionen, die von den „Conseils de discipline“ der Lyzeen wegen Gewaltakten genommen wurden, weise den Ministern zufolge nicht auf eine erhöhte Gewaltbereitschaft der Jugendlichen hin. „Allerdings müssen die Zahlen von diesem Schuljahr relativiert werden aufgrund der Tatsache, dass die oberen Klassen aktuell ,en alternance‘ funktionieren und weniger Präsenzzeit in der Schule haben“, steht in dem Papier. So wurden während des Schuljahrs 2020/2021 bisher nur 13 Jugendliche wegen Gewaltakten von den „Conseils de discipline“ sanktioniert. In den drei Jahren davor waren es immer zwischen 41 und 58 Schüler. „Bei den Zahlen sticht keine Schule besonders hervor“, betonen Kox, Meisch und Tanson in ihrer Antwort.
Die Polizei patrouilliere laut den Ministern zudem regelmäßig in der Nähe von Schulen und Lyzeen – dies sowohl zu Fuß als auch in Streifenwagen. Das ist eine von den vielen Missionen, die die jeweiligen Polizeieinheiten im Rahmen ihrer alltäglichen Aufgaben zu erfüllen haben. Die Patrouillen würden im ganzen Land durchgeführt.
Fokus auf Präventionsarbeit gelegt
Den Ministern zufolge sind verschiedene schulpsychologische Beratungsstellen wie der „Service psycho-social et d’accompagnement scolaires“ (SePAS) und der „Service socio-éducatif“ (SSE), die sich mit Gewaltprävention beschäftigen, in den letzten Jahren stark ausgebaut worden. Sie seien während der Pandemie sehr in Anspruch genommen worden, um die Schüler angesichts der Belastung ihrer psychischen Gesundheit und ihres Wohlbefindens zu unterstützen.
„Auf der einen Seite finden Präventionsprojekte statt, um Konfliktlösungskompetenzen zu stärken“, schreiben die Minister. So zum Beispiel die Projekte „Klasserot“ oder „S-Team“, die von ministeriellen „Services“ wie dem „Service de coordination de la recherche et de l’innovation pédagogiques et technologiques“ (Script) geleitet werden. Sie würden die Schüler dazu animieren, aktiv an „Peer-Mediation“ teilzunehmen. Auf der anderen Seite würden die SePas und die SSE in konkreten Fällen von Mobbing und Gewalt intervenieren. Ein mobiles Coaching greife zum Beispiel ein, um Mobbing-Situationen zu entschärfen. Im Bereich Cybermobbing sei ferner die Initiative BEE Secure tätig. Aktuell laufe eine nationale Kampagne zum Thema Sexting und Erpressung.
Schulpersonal aufklären über Rechte und Pflichten
Auch die Präventionsabteilungen der Polizei bieten laut den Ministern Kurse im Bereich der Gewaltprävention an. Diese würden auf Nachfrage von den Schulen sowohl in der Grundschule wie auch im „Secondaire“ durchgeführt. „In den Jahren 2018 und 2019 hat die Polizei rund 1.000 Stunden von solchen Kursen in den Schulen gehalten“, steht in dem Text. Letztes Jahr seien es aufgrund der sanitären Krise 560 Stunden gewesen. Hinsichtlich der Jugendhäuser würde die Polizei überdies zurzeit sogenannte „Grilles d’intervention“ ausarbeiten. An ihr könnten sich Erzieher orientieren, wenn sie nicht wissen würden, wie sie in bestimmten Fällen reagieren sollten – zum Beispiel, wenn bei einem Jugendlichen der Verdacht bestehe, dass er im Besitz illegaler Drogen sei. Eine solche „Grille“ könne auch im Bereich Gewalt aufgestellt werden.
Die Polizei sei ebenfalls bereit, Kurse im Bereich der Gewaltprävention in der Grundausbildung des Lehrpersonals anzubieten, schreiben die Minister. Denn es sei oft festgestellt worden, dass das Schulpersonal Schwierigkeiten hat zu wissen, was seine Rechten und Pflichten sind, wenn es mit der Thematik konfrontiert wird. Das Ziel sei daher, den Lehrpersonen eine „Grundkenntnis“ mit auf den Weg zu geben, damit sie vorgreifen und Kinder auf diese Themen vorbereiten können.
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Die Regierung setzt auf Prävention. Wenn dann die 25 jährige Psychologin kommt, dann lachen die sich krumm. Prävention? Ja ab der Geburt, indem man Kindern Zukunftschancen bietet. Und nicht indem man sie mit Mehrsprachigkeit in den Misserfolg führt, sie von morgens 7 bis abends 19 in Institutionen steckt, und in einen „Beruf“ drängt, den sie nicht mögen und mitdem sie genau wissen, dass sie nie eine Familie ernähren können oder sich ein Dach über dem Kopf leisten werden können.
Schluss mit dem „ Minderjährigen Zirkus »
Jeder der alt genug zum Verbrecher ist soll dementspredchend bestraft werden. Von Stafminderung darf keine Rede mehr sein.
Solange das TALION Gesetzt nicht angewendet wird , darf auch nicht mehr von JUSTIZ die Rede sein !
@sarahklein Ich gebe ihnen 100% Recht. Das Problem ist nicht die Pandemie sondern die inkompetenten Minister, ohne irgendwelche Fachkentnisse die unser Land seit Jahren regieren. In Tributen wählte man die waisen, klügsten und erfahrensden Menschen im zu leiten. Sieht fast so aus als seien wir die Primitiven …
@B.G.: Noch zu den Zeiten de ‚guten‘ Queen Victoria wurden Jugendliche, die ein Brot gestohlen hatten, gehängt. Es scheint, Sie sehen sich in jene Zeiten zurück. Wählen Sie den Koup Freed und gleich sind Sie dort!
Wenn Erziehung, Familie ,Anstand auf dem Plateau der modernen Gesellschaftsnormen geopfert, der Konsum, das Internet zum Gotte erhoben , braucht man nicht nach Entschuldigungen zu suchen , denn die Gesellschaft ist selber schuld.