Editorial / „Verkaf mech net fir blöd“: Wie die Regierung dem täglichen Sterben zusieht
Premier Bettel inszeniert sich als harter Hund – hält aber an einer butterweichen Strategie fest
Luxemburgs Impfstrategie wirkt durchdacht. Dass Philosoph Jeremy Bentham eines Tages für Xavier Bettels Pandemiebekämpfung herhalten müsste, sah niemand kommen. So schwer sich die Regierung mit evidenzbasierten Lösungen tut, so begrüßenswert ist die theoretische Priorisierung der Menschen in den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Angesichts der Impfstoffknappheit ist der Aufbau eines „cordon sanitaire“ konsequent. So viel zur Sternstunde Philosophie.
Wer seine Zeit im Diesseits verbringt, sollte aber eine gesunde Portion Misstrauen zeigen. Das Vorgehensmuster dieser Regierung ist nämlich seit Monaten das gleiche: vollmundige Versprechen, halbherzige Maßnahmen. Das Resultat ein Luxemburger Paradox: brillante Umfragewerte trotz gefühltem Vertrauensverlust. Wie geht so was? Antworten gab es bei der „Stille Nacht“-Pressekonferenz. Ein Vergleich zwischen Lenerts und Bettels Argumentation zeigt die Risse der vergangenen Monate.
Lenerts Logik geht ungefähr so: Steigt das Ansteckungsrisiko, steigt das Sterberisiko alter Menschen. Je größer die Durchseuchung der Bevölkerung, desto größer das Ansteckungsrisiko in Altersheimen. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Deswegen: runter mit den Corona-Zahlen. – Klingt schlüssig? Wäre es, wenn denn die verlängerten Maßnahmen erfolgreich gewesen wären. Waren sie aber nicht. Ansonsten würde es am 24. Dezember wohl nicht so still bei Ihnen zu Hause. Was Lenerts Beweiskette also nahelegt: Mit einem „weiter so wie bisher“ wird weitergestorben – die Zahl der täglichen Todesfälle hoch bleiben.
Wie bringt es der Regierungschef also fertig, der Nation zu erklären, dass es ihm eigentlich schnurzpiepegal ist, was Paulette „Nationale“ sagt? Mit einem kruden Griff in die Trickkiste: Er beantwortet eine Frage, die niemand gestellt hat. „Et ass net den Ament, fir Restriktiounen ofzeschafen.“ So geht politische Kommunikation. Während alle Indikatoren darauf hindeuten, dass die Regierung es verbockt hat, inszeniert sich Bettel als harter Hund. Seine politischen Entscheidungen sprechen jedoch eine andere Sprache: Statt Konsequenzen aus dem Scheitern zu ziehen und auf seine Gesundheitsministerin zu hören, wird an einer butterweichen Strategie festgehalten. Eine wahrlich utilitaristische Strategie: Um auch bloß nicht den letzten liberalen Wähler zu vergraulen, muss halt die eine oder andere Oma früher gehen. Neue Maßnahmen? „Vergiess et.“
Nun will niemand kleinreden, dass man in einer Pandemie offenbar nur die Wahl zwischen schlechten Entscheidungen hat. Das Spannungsfeld zwischen medizinischen, ökonomischen und sozialpsychologischen Abwägungen ist hochkomplex. Diese Komplexität anzuerkennen, ist die Basis der demokratischen Vertrauensbildung in einer freiheitlich-liberalen Gesellschaft wie Luxemburg. Gefährlich wird es allerdings, wenn Politiker diese schwierigen Fragen undifferenziert angehen – und die Antworten einem zunehmend das Gefühl geben: „Verkaf mech net fir blöd.“
- Der Schattenboxer Xavier Bettel - 14. Juli 2022.
- Die Impfpflicht: Wer setzt sich in Luxemburg durch? - 7. Juli 2022.
- Luxemburgs halbherzige Sanktionspolitik - 17. Juni 2022.
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Auf den Punkt getroffen…….
Sehr geehrter Verfasser, Ihre Meinung in Ehren! Aber bei Ihren politischen Sachverstand, Ihrer Weitsicht und Ihrer Kompetenz in Sachfragen… Wieso treten Sie nicht in eine Partei ein, lassen sich zum Spitzenkandidat aufstellen und kandidieren vielleicht schon bei der nächsten Wahl als Staatschef? Dann könnten Sie die jetzigen eingeforderten Vorschläge doch selbst richtig umsetzten und der *Beste Erste Mann Luxemburgs* werden, der alles auf die Reih bekommt!
Wat mech rose mëscht, ass déi gekonnt Ignoranz virun der Realitéit. De Chef priedegt „Akafen ass keen Ausflug“, woumat en jo an dësen Zäite Recht huet. De Chef priedegt „sieft verstänneg, gesonde Mënscheverstand“. Mëttlerweil hu mir jo awer gesinn, dass dat net klappt. D’Leit ginn awer en Masse a Geschäfter, wou se sech knuddelen an druddelen, an de Schlaange stinn, et ass e Genoss.
Ech ka mir net virstellen, wéi e Patron vun engem Restaurant oder Café fillt, wann en déi Biller gesäit, nodeems hien säi Betrib Coronasécher gemaach huet a vill Suen investéiert huet.
D’Realitéit ass, de Mënsch denkt u sech, u säi Konsum an u soss näischt. Verzicht, Empathie an Nächsteléift, dat war just duer gaange fir mol Owes mat den Noperen ze klappen, et fillt ee sech jo gutt, wann een di aarm Caissieren an Infirmieren ënnerstëtzt. Awer soubal d’Ënnerstëtzung iwwert dat perséinlecht Wuelergoe geet, ass Schluss. Klappe muss duer goen.
Ech weess schon êmmer, wann êch d’Iwwerschrêft vom Artikel liesen, wéin do derhannert stêcht.
Gud esou, êch hat, viirun ee pur Wochen schon Angscht krit, ‚op äis Journaliste keng eege Meenung méi hätten‘ oder ‚vläicht ee Maulkuerf un hätten‘
Êch hu stark Bedenken, wann een de Werdegang vun de läschte Méint kuckt, wou mer nach landen werten. Déi vill Doudecher sen nêt nêmmen Aal Läit, do sen och méi Jonker dobäi. Dat ass geféierlêch wann een agetriichtert krit, êt wären déi Eeler, da passen ganz vill Läit nêt op sêch op. ‚und dann haben wir den Salat‘. Dat Märchen ‚ Du stêchs dêch doheem un‘, dat gêt leider gegleewt a nêt (vun deene Meeschten) a Frô gestalt. Am Märchen ass jo och d’Bom vum Wollêf gefriéss gin.
Elo gêt Alles op den Impfstoff gesaat, obschon do eng ganz Reih Ongewêssheete nach keng Äntwert fond hun. Ma êch se gespaant… mol oofwarden
Passt All op iech op, ee Liewen, egal wéi eent, huet ee nêmmen eemol, an dat gêlt fiir Jiddereen, an ass déi eenzeg Gerechtegkeet déi êt gêt
lully
@DW:Die Wahrheit schmerzt und wie der Esel hinter der Wurst herlaufen ,tut der Not keinen Dienst leisten. Lieber den Finger in die Wunde legen und eine Abfuhr erhalten , als tatenlos jede Rhetorik mit Kopfnicken absegnen. Kopfnicker gibt es im Überfluss.
@D.W.
Alt erem esou een groussartegen Kommentar vun ärer Seit.
Den Här Dhiraj Sabharwal as Chefredakteur an Journalist an well bestemmt net Premier gin.Hien redigeiert tiptop Artikelen dei Hand a Fouss hun.Kurz gesot:hien mecht sein Job.
Den Politiker hieren Job ass et,Krisen ze bewältegen.Bis virun engem Joer haten se et gut a konnten hieren Business as usual nogoen.Elo ass eng schweier Zeit an do huet sech erauskristalliseiert,dass dei meescht vun hinnen dat net managen können.Mais sie dreien am Krees an gin hir Inkompetenz net zou.
Mais et kennt nach schlemmer…a kneppeldeck.
Premier Bettel ist dieser ,durch die Pandemie bedingten, Herausforderung nicht gewachsen. Die Frage ist berechtigt, wie diese Regierung ohne die kompetente Gesundheitsministerin Frau Lenert diese sanitäre Krise bewältigen würde. Bettel ist absolut keine Führungspersönlichkeit, er ist auf gut Luxemburgisch gesagt “ e Mummentréischter „. Auf keinen Fall vertrauenswürdig.
Alles huet seng Begrönnung.
Ech froen mech firwaat d‘Zuel fun den Corona-oofgestuerwenen eng laang Zeit op +- 18o stooen blouw, an dann bis haut op eenmool jidderen Dag ëm +-6 bis iwer 3 honnert gestiegen ass ?
Ech kan mir knaps vierstellen dass d‘Leit manner oppassen ewéi firdrun.
Menger Meenung geng eng Autopsie e richtegt Bild fun der Situatioun ginn fir dann och déi richteg Mesuren ze huelen.
Wann iwerall op der Welt gengen déi selwecht Zuel fun Tester proportional zur Bevœlkerung geholl ginn, gengen mir bestëmmt nët mam Fanger op eis gwisen gim..
Wann d‘Zuel fun den Infektéierten an Oofgestuerwenen fun den fierhæregen normalen Grippen nët méi grouss war, dann eben dementspriechend handeln.
Léiwer méi streng ewéi nët genug….Am Krich ewéi am Krich…
@en ale Sozialist/ Bravo Dir sot et genau wéi et ass. Dee Mann ass just gutt vir op Fotoen an mat 2 (!) Leibwächter duerch d’Staat ze stolséieren an duerno mat hinnen am Restaurant ze glänzen.
„Gut gebrüllt Löwe“ könnte der Kommentar zu ihrem Artikel heissen. Ministerin Paulette Lenert ist nich zu beneiden angesichts dem Verhalten dieses Chefs in dieser doch sehr schwierigen Krise. Denn seinen Reden und Kommentaren feht einfach das Niveau eines souveränen Staatsmannes. Schon desöfteren hat der Premier bei seinen Reden zur Lage der Nation bewiesen, dass er sich schwer tut dieses Land wie ein echter Staatschef zu regieren. Es genügt eben nicht „stolz und froh“ zu sein. Doch seinen liberalen Wähler scheint dieses „Gebraddels“ zu genügen. Hauptsache der Rubel rollt.
Sehr richtig! Es verschlug mir fast den Atem mit welcher Arroganz der Premier die letzte PK beendete:“Mir hun eis Responsabiliteit geholl“. Nein eben nicht Herr Premier. Sie drücken sich vor der Verantwortung! Diese würde nämlich einen harten Lockdown verlangen. Genauso haben es nämlich die Nachbarländer getan oder werden es demnächst tun. Nicht zu vergessen dass dieselben mit viel weniger dramatischen Zahlen pro 100000EW zu kämpfen haben wie Luxemburg. Ich kann mich diesbezüglich @fs nur anschließen. Mit „Gebraddels“ und Floskeln bekämpft man eine derartig schlimme Krise keineswegs! Da sind staatsmännische Attituden und Entscheidungen verlangt! „Wéi gesot“ : Ein roter Pelz reicht nicht allein. Ein bisschen Fuchs muss man schon sein.
Wéi ass d’Situatioun dann am Ausland? Besser? Neen, iwerhaapt net. Néierens kréien se de Virus an de Grëff, a firwat? Well vill Leit sech total foutéieren, Shopping a Party maachen an duerno déi aaner ustiechen.
Leider klappt et matt der Disziplin vum Vollek nëmmen an enger Diktatur. Gott sei Dank si mer nach net esou weit.
@ Denise: Es gilt nicht der Blick über die Grenzen werfen , die haben in langen Diskussion den demokratischen Gepflogenheiten ,den freiheitlichen Rechten der Wirtschaft und Konsum wegen über Maßnahmen palavert, das Virus sich aber munter verbreitet. Verlorene Zeit einer sich den Anschein gegebenen demokratischen Gesellschaft , die beim Einschränken ihrer Spass- , Freizeit-, Konsumgewohnheiten direkt von Diktatur schreit. Schnelles, rigoroses Handeln in Krisenzeiten kann Unheil ,Not mindern.Hören wir auf im Modus der Vor-Pandemie-Zeit zu leben , agieren. Diese Zeiten sind endgültig vorbei und die Nach-Pandemie Zeit wird Generationen belasten, „ naischt ass méi wéi virdrun , dann gin d’Konten gemeet an den Schued bezuelt gin. »
Deen Artikel ass am beschte Fall gutt fir um Comptoir vum Bistro. Just blablabla, kee Virschlag an dobäi och nach mat enger Rhetorik geschriwwen ënnerstëtzt vun “false dichotomy“. Am Artikel gëtt d‘Situatioun opgebauscht, ouni iergendeng Referenz. Beispill d‘Bomi déi éischter stierft ass ee Bild wat sech gutt verkeeft, Zuelen vum Statec hu festgestallt dass 120 Leit méi gestuerwen sinn wéi am Duerchschnëtt 2018 an 2019 mee manner wéi 2017 an 2016, dat verkeeft sech manner gutt. D‘Fro déi ech stellt ass firwat grad des Mesure, vu que dass se naïcht verhënneren. D‘Äntwert ass einfach, d‘Gesondheetswiesen dierf net iwwerlaascht ginn. Wann ee mat 200 Better um Enn vun de Kapassitéiten ukomm ass dann besteet ee Problem. Dat war vun Ufank un gewosst an dofir gëtt probéiert dat ze evitéieren, mat alle Mëttelen. Vun Ufank un war kloer dass alles gemaach géif ginn fir d‘Wellen esou kleng ze halen wéi méiglech (am Géigendeel zu Schweden). Fir d‘Bomi gëtt et souwisou keen Auswee. Entweder si gëtt agespaart (konfinéiert ganz ouni Kontakt zur Aussewelt) oder si riskéiert drun ze gleewen. De Virus, an dat hei ass kee ganz schlëmmen wann een e mat anere vergläicht, dréngt egal wéi an den “homini moderno“ eran, méi lues oder méi schnell, nom Perkolatiounseffekt, dat ass seng Roll. Am Plaz grouss Theorien opzestellen, einfach mat ëm liewen. Wéi scho gesot, alles wat hei geschriwwen ass, och d‘Kommentare, gehéiert op de Bistro‘s Comptoir.
Verkaaf mech nët fir blöd, oder, du därws mech op den Aarm huelen awer schaukelen därws de mech nët.
@Denise, Jo d’Situatioun am Ausland as schonn aleng doweinst besser well se nemmen hallef esou vill Infektiounen hin ewei mir! An trotzdem gin do efficace Geigenmossnahmen geholl. D‘Infektiounszuelen an der Belsch an a Frankreich sin drastesch gefall. An Daitschland wärd et nom Lockdown och esou sin. Et huet en bei einfach d‘Gefill ewei wan d‘Regierung, an haaptsächlech d‘DP Ministeren, d‘Realiteit net welle gesinn an esou masseg Stierfäll a Kaaf huelen well, an dat ass den eigentlechen Grond, e komplette Lockdown ze vill wärd kaschten an domatt den hellegen Triple A op der Kipp steet.
Ech hun just gemierkt dass Paulette net mei esou schwetzt ewei am Ufang vun der Pandémie…..
@Martine
Dei Impressioun hun ech och.
mais d’Paulette ass wahrscheinlech „rekadre’ert“ gin vum Premier a Co. an huet gesot kritt wei weit hat kann goen.
D’Madam Lenert deet mir irgendwei leed an dem „paniers à crabes“.Sie ass dei Eenzeg dei eppes Konkretes zu staanen brengt.All dei Aaner ronderem sin Loftsäck,a virbei den Minister Meisch,deen besser hätt sein Hut ze huelen.
@ en aale Sozialist,
komplett richtég,
deen Politiker ass ewéi den Hunn um Kirchturm,
ësou Parvenuën & Co brauchen mir nëtt.
Et geseit sou aus wie wann DP frou wier fier erem Opositioun ze machen an der CSV helleft fier erem mei Prozenter ze kreien bei den Wahlen. Dofier brauch d´CSV guer neischt ze machen, d´DP mecht daat schons fier sie. Oder eisen Premier ass och midd fier nach mei laang Regierungschef ze spillen. Aneschters kann ech mir daat gewurschtels do net mei erklaeren. Als sou wei sie dat immens souveraen am Maerz / Abrell gemeeschtert hun….sou ass et elo just den Geigendeel…..an d´Mme Lenert deet mir leed, well sie ass bestemmt vun verschiddenen staarken aalen Maenner aus der LSAP mat Hellef vun puer Maenner aus der DP zereckgepfaff gin an daerf net mei machen….