Karate / Versöhnliche Töne: Präsident Leo Salvatore will schlichten
In der nationalen Karate-Welt herrscht – zumindest auf Vorstandsebene – weiterhin dicke Luft. Nachdem sich Nationaltrainer Raphaël Veras exklusiv im Tageblatt (29. Oktober) über die schlechte Zusammenarbeit mit dem neuen Technischen Direktor Farid El Meskiri ausließ, ist Präsident Leo Salvatore gewillt, die Wogen zu glätten und bat um mehr Dialog. Ein klärendes Gespräch gab es bislang aber noch nicht.
Die Fronten sind verhärtet. Die Lage erschien gleich drei Karate-Vereinen so festgefahren, dass sie sich an die Presse wandten. Ausgangspunkt der aktuellen Diskussionen war die Nominierung des neuen Technischen Direktors (DTN) Farid El Meskiri, dessen Qualitäten nicht allen Kriterien der Ausschreibung entsprechen sollen – so die Vorwürfe. „Es wurde gleich auf ihn geschossen“, wehrte sich jetzt Präsident Leo Salvatore. „Man hat ihm überhaupt keine Chance gelassen, sich zu beweisen.“
Nationaltrainer Raphaël Veras sprach Ende Oktober öffentlich über das schlechte Klima bei den Jugend-Weltmeisterschaften. Beide hatten unterschiedliche Meinungen bezüglich der Abläufe beim Turnier. Das Tageblatt erhielt später Informationen über einen Fragebogen, den der neue DTN in Konya an die Athleten ausgeteilt hatte. Veras nahm dies als Mangel an Respekt wahr, denn auch seine Arbeit kam zur Sprache. Zwischen den beiden FLAM-Vertretern war am Vortag der Wettkämpfe ein Streit bezüglich der Intensität des Trainings entbrannt. El Meskiri betonte, er habe sich dabei lediglich über die Trainingsformen erkundigt: „Ich habe keine Frage zum Nationaltrainer gestellt. Allerdings wollte ich von den Athleten wissen, wie sie sich nach der Trainingseinheit gefühlt haben. Dort haben sie dann gesagt, dass sie müde seien und manchmal sogar nicht zugeben würden, wenn es ihnen schlecht ginge. Es waren die Athleten, die darüber berichtet haben. Darüber haben wir uns dann ausgetauscht.“
Salvatore verteidigte seinen neuen DTN mit unterschiedlichen Argumenten. So handele es sich bei El Meskiri um eine Person, die vor ihrer Einstellung als „Cadre de santé“ rund 40 Personen dirigiert hat und in der Pflege mit Menschen mit Behinderung zu tun hatte („und ein Budget von 500.000 Euro verwalten musste“). Er kenne das hohe Niveau und habe in der Vergangenheit 17 Athleten in Frankreich begleitet, die später Titel gewonnen hätten. „Der Vorgänger des Nationaltrainers Michaël Lecaplain hatte kein A-Diplom und konnte sich nur auf Französisch verständigen. Veras beherrscht ebenfalls nur eine Sprache und hat einen B-Schein. Dies beweist, dass Diplome nicht ausschlaggebend sind. Unser letzter Technischer Direktor hatte zwar ein Doktorat, war aber nicht der richtige Mann für uns. Jetzt wollten wir innovativ sein und jemanden vom ‚Terrain’ engagieren.“
Rundtischgespräch
Der nächste, versöhnliche Schritt soll es sein, sich an einen Tisch zu setzen und gemeinsam über die Zukunft des Karate zu sprechen. Wichtig ist auch, dass Verhältnis und Aufgabenteilung zwischen Coach und DTN geklärt werden. Dies war zumindest bis wenige Stunden vor den Landesmeisterschaften noch problematisch, da die Kommunikation zwischen Präsident und Nationaltrainer sich auf ein Minimum – über Whatsapp – beschränkte. „Es ist mein Wunsch als Präsident, einen gesunden und erfolgreichen Verband weitergeben zu können. Wir müssen uns immer wieder die Frage stellen, was wir der nächsten Reihe vererben wollen. Ich will, dass sich die Athleten in unserem Verband erkennen und stolz sind, ein Teil davon zu sein. Wir können viel Gutes in Luxemburg erreichen – aber wir bekommen es gerade nicht hin, obwohl wir eigentlich alle das Gleiche wollen“, waren die Worte des Komitee-Oberhaupts aus Niederanven.
Man scheint insgeheim gewillt, den Schaden zu beseitigen. In der Pressemitteilung nach den Landesmeisterschaften hieß es am Sonntagabend, die Atmosphäre sei bei den Sportlern „ebenfalls ausgezeichnet“ gewesen. „Ruhe reinbringen“, ist das Ziel für Salvatore, der als Zeichen des Zusammenhalts Komplimente verteilte. „Ich ziehe den Hut vor dem Strassener Klub, der vieles auf die Beine gestellt hat. Ich bewundere Walferdingen für seine Resultate. Kayl organisiert jedes Jahr seine ‚Open de Kayl’ und Bettemburg die Coupe Milon.“
Sich von seiner klaren Linie abbringen lassen, will der Präsident aber nicht. Der Gegenwind bei seinem eigenen Projekt ist ihm sicher – da er die Statutenanpassung des Karate nicht aus den Augen verloren hat. „Wir arbeiten an einer Formel, die besagt, dass man pro Verein Anrecht auf eine Stimme hat. Warum sollten größere Vereine mehr Mitspracherecht haben? Wir wollen jeden Klub aufwerten und hören. Das war mein Versprechen, als ich mich für diesen Posten beworben habe.“ Momentan gibt es in Luxemburg 23 Vereine, von denen 21 als aktive Verbandsmitglieder wählen dürfen. „Ich bin ein Mann, der zu seinen Worten steht. Ich klebe nicht an diesem Stuhl fest, sondern einzig und allein an meinen Versprechen. Wenn ich ein Schwamm sein könnte, der alle Probleme des Karate auf sich saugen könnte und dann verschwinden müsste – ich würde es tun. Sobald ich keinen Rückhalt mehr habe, werde ich gehen.“
13 oder 15
Konfliktpotenzial besteht innerhalb der Reihen – trotz des guten Willens – weiterhin. Wenige Tage vor den Landesmeisterschaften wurden die Klubs darüber informiert, dass nur Sportler, die mindestens 15 Monate in einem nationalen Verein lizenziert waren, teilnehmen dürften. Dies hatte zur Folge, dass u.a. die beiden Söhne des Nationaltrainers Raphaël Veras ausgeschlossen wurden – obschon sie die FLAM bereits im September bei den Spielen der Kleinen Staaten vertreten haben und demnach auf internationalem Niveau kämpfen. Ihnen fehlten nach der neuesten Reglement-Änderung aber genau diese zwei Monate Lizenzierung in Luxemburg. Problematischer wird es allerdings, wenn Ausnahmen gestattet werden. Das FLAM-Sekretariat wird in den nächsten Tagen prüfen, ob sich die Vereine an die Vorgaben gehalten haben, versprach Leo Salvatore. „Wir haben diese Regel einen Monat vorher geändert, um die Athleten zu schützen. Da wir aber aufgrund des Personalmangels bei der Organisation keine Kontrollen im Vorfeld machen konnten, wird das nachgeholt werden. Natürlich verstehe ich den Frust, wenn der eine oder andere nicht mitmachen darf. Einige fühlten sich sofort visiert, dabei hat auch die Tochter des DTN nicht mitmachen dürfen.“
Laufendes Verfahren
Abseits der ganzen aktuellen Sorgen rund um den Technischen Direktor kämpft der Karate gemeinsam mit der FLAM an einer anderen Front – nämlich vor Gericht. Die 17. Kammer des „Tribunal d’arrondissement“ in der Hauptstadt annullierte am 4. November dieses Jahres die Karate-Vorstandswahlen aus dem Jahre 2019. Es ist mit einem Appell zu rechnen. Geklagt hatte der Karate Club Lëtzebuerg – Luxembourg (KCLL), der damals nicht mitwählen durfte. Nebenkläger war der Verein aus Strassen, der als Verlierer herausging.
- Tor, Titel und Trophäe: Luxemburger Leandro Barreiro gewinnt Ligapokal mit Benfica - 13. Januar 2025.
- Nach ITM-Untersuchung: Mischo bestätigt Geldstrafen für Swift Hesperingen - 8. Januar 2025.
- Marco Martino wurde am Montag beim F91 entlassen - 31. Dezember 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos