CHdN / Vertagt, aber nicht vergessen: Krankenhaus startet Aktion für Krebsvorsorge
Weltweit und auch hierzulande wurden im Zuge des Ausbruchs der Corona-Pandemie alle verfügbaren medizinischen Ressourcen mobilisiert, um schwer an Covid-19 Erkrankte ausreichend versorgen zu können. Wissenschaftler warnten bereits im Juni davor, Krebsscreeningprogramme dauerhaft zu vernachlässigen. Dadurch würden vermutlich viele Krebserkrankungen künftig erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt. Obwohl der Oktober eigentlich als europäischer Brustkrebsmonat gilt, will das CHdN in den nächsten Wochen mit einer umfangreichen Aktion ein breiteres Themenspektrum abdecken.
„Well et méi einfach ass, wann een net eleng ass“ – so wird die nun gestartete Sensibilisierungs – und Solidaritätsaktion unter dem Motto „Zesumme géint de Kriibs“ umschrieben. Doch bevor wir näher auf diese Kampagne eingehen, wollten wir von Carole Dimmer, Case-Managerin im Ettelbrücker Klinikum, wissen, wie es derzeit um die Krebsvorsorge steht.
Unsere Gesprächspartnerin machte keinen Hehl daraus, dass die Aktivität betreffend das normale Krebsvorsorgeprogramm während der ersten akuten Monate der Corona-Pandemie zurückgefahren werden musste und nur mehr die dringenden Fälle untersucht wurden. Die restlichen Termine seien auf einen späteren Zeitpunkt vertagt worden. „In den letzten Wochen haben wir aber unseren Rückstand, was das Screening anbelangt, dank des großen Einsatzes unseres Personals sowie längeren Arbeitszeiten zum Teil wettmachen können.“
Auf Anfrage hin bestätigten uns auch andere Kliniken Luxemburgs, dass die vor Covid-19 normale Wartezeit von vier bis sechs Wochen, was das periodische Screeningprogramm anbelangt, zurzeit noch immer überschritten werde. „Mit den ersten möglichen Terminen liegen wir zu diesem Moment bei Ende Januar, Anfang Februar 2021.“
Viele sagen wegen Corona Termin ab
Es gebe leider aber noch immer viele Leute, die wegen Covid-19-Virus Angst vor dem Besuch einer Klinik haben. „Trotz Aufruf und Einladungsschreiben des Gesundheitsministeriums kommen schätzungsweise rund 30 Prozent ihrem Termin in der Krebsvorsorge aus dem erwähnten Grund nicht nach. Dies kann aber schwere Folgen für die betreffenden Personen nach sich ziehen.“
Eine Früherkennung bei Krebserkrankungen bedeutet, dass zu dem Zeitpunkt zwar Veränderungen am Gewebe entdeckt werden, diese jedoch noch keine schmerzhaften oder beeinträchtigenden Symptome mit sich bringen. Aus ärztlicher Sicht liegt die Hoffnung demzufolge darin, dass sich örtlich begrenzte und kleine Tumore besser behandeln lassen als große, die schon gestreut haben.
Einige der Krebsarten, die im Screening enthalten sind, wie zum Beispiel Gebärmutterhals- und Prostatakrebs, wachsen in der Regel eher langsam und können durch das Screening schon als Vorstufen entdeckt werden. Bei diesen Krebsarten sei eine etwas verzögerte Diagnose in vielen Fällen noch kein Problem. Andere jedoch wie Brust- und Lungenkrebs wachsen oft rasch. Eine Verzögerung der Diagnose kann hier dramatische Auswirkungen für die Betroffenen haben, warnen Fachärzte. „Aus Unsicherheit, Unwissenheit, vielleicht auch Furcht vor dem Coronavirus verschieben auch heute noch Patienten den dringenden Arztbesuch. In Einzelfällen kommen die Leute erst in einem ziemlich desolaten Zustand. Das Ausmaß des Trends wird sich wohl erst zeigen, wenn sich die Aufregung um die Pandemie gelegt hat und die Vor-Covid-Patienten wieder kommen.“
Nicht zuletzt wiesen Wissenschaftler schon sehr früh darauf hin, dass nach dem Ende der Pandemie mit einem starken Anstieg der diagnostizierten Krebszahlen zu rechnen sei. Damit würden auch die Kosten für die dann notwendig gewordene intensivere Behandlung steigen. Auch aus diesem Grund plädieren die Wissenschaftler dafür, die Krebsvorsorgeprogramme auch in Pandemie-Zeiten so weit wie möglich aufrechtzuerhalten.
Sensibilisierung tut Not
Umso wichtiger ist es also, jetzt zum Thema Krebs mit seinem breiten Themenspektrum zu sensibilisieren. „Was bringt mir die Vorsorgeuntersuchung? Tut sie weh? Was passiert, wenn ich an Krebs erkranke? Ist eine Chemotherapie immer mit schlimmen Nebenwirkungen verbunden? Welche neuen Therapiemethoden gibt es?“ Das sind nur einige der Fragen, die es zu beantworten gilt.
„Unsere Aktion ‚Zesumme géint de Kriibs‘, die seit dem 1. Oktober auf der Facebook-Seite sowie auf der Instagram-Seite des CHdN läuft, bietet dafür eine geeignete Plattform“, erklärt Anja di Bartolomeo, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im CHdN. „Das Kommunikationsteam beschloss, die anstehende Krebskampagne in den sozialen Medien stattfinden zu lassen. Einen Monat lang sollen die virtuellen Plattformen des CHdN nun zur interaktiven Sensibilisierung genutzt werden und mit einem vielfältigen Programm über Themen rund um Prävention, Vorsorge und Behandlung informieren.“
Dr. Paul Wirtgen, medizinischer Direktor und Mitglied des Organisationsteams, fügt hinzu: .„Uns ist es gelungen, in Rekordzeit ein neues Konzept auszuarbeiten. Ganz im Sinne der vorherigen Kampagne steht der Mensch dabei im Mittelpunkt, sei es die allgemeine Zielgruppe oder auch der Patient mit seinen Angehörigen. Dazu gehört für uns die aktive Einbindung aller Partner, die an der Betreuung von Krebspatienten und ihren Familien beteiligt sind – aus diesem Grund war für uns von Anfang an klar, dass sie mit an Bord sein sollten.“
Solidarität, Kunst und Spenden
Zu der Sensibilisierungskampagne gesellt sich ab dem 15. Oktober eine Solidaritätsaktion, die Betroffene und ihre Angehörigen sowie Menschen, die eine nahestehende Person verloren haben, unterstützen soll. „Gléckssteen“ heißt die Aktion, mit der jeder, der möchte, mit einem bunten Stein ein kreatives Symbol für Empathie, Kraft und Zuversicht schaffen kann.
Da die Steine an Patienten verteilt werden, sollte der Durchmesser fünf bis acht Zentimeter nicht überschreiten. Niederlegen kann man die Steine in Ettelbrück im Park des Klinikums, auf dem Platz vor der Kirche oder in Wiltz auf der Treppe vor dem Rathaus. Man kann seinen Stein aber auch an einem Ort seiner Wahl ablegen. Damit die Steine auch im Netz sichtbar sind, können sie auf Instagram unter dem Hashtag #Gléckssteen gepostet werden.
Zudem haben zahlreiche renommierte Luxemburger Künstler ihre Zusage gegeben, sich an dem Projekt zu beteiligen, darunter Robert Brandy, Jean-Marie Biwer, Sumo, Marie-Josée Kerschen, Philippe Matsas, Edmond Oliveira, Désirée Wickler, Diane Jodes, Robert Hall und viele mehr. Dank der Kunstwerke sollen nun Spenden zugunsten der Betroffenen und ihrer Familien erworben werden.
Spendenaufruf
Durch Covid-19 sind viele Hilfsvereinigungen mit Spendeneinbrüchen konfrontiert. Damit diese den Krebspatienten und ihren Familien weiterhin die gewohnte Unterstützung bieten können, wird während der erwähnten Aktion zu Spenden aufgerufen (Raiffeisen IBAN LU02 0090 0000 5596 4019, Vermerk „Gléckssteen“).
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Dass das ChdN, als nicht unbedeutender Träger unseres Gesundheitswesens, sich ausgerechnet mit einer Datenkrake wie Facebook einlässt ist widerlich.