Kunstturnen / „Vertrauen in sich selbst finden“: Trainerin Claudia Werkhoven über die Entwicklung von Céleste Mordenti
Seit Herbst 2022 trainiert Céleste Mordenti in Amsterdam, im Verein „TurnZ“ des Ehepaares Claudia Werkhoven und Wolther Kooistra. Neue Impulse, eine Trainingsgruppe und eine moderne Infrastruktur, von der die Kunstturnerin in Luxemburg nur träumen konnte. Das Tageblatt unterhielt sich mit der niederländischen Trainerin über die Entwicklung der 21-jährigen Luxemburgerin.
Tageblatt: Frau Werkhoven, kannten Sie Céleste Mordenti bereits, bevor sie nach Amsterdam kam?
Claudia Werkhoven: Nein, überhaupt nicht. Als sie sich für die Universität in Amsterdam entschieden hatte, bekam sie unsere Adresse von einem niederländischen Kampfrichter. Sie hat uns einige Videos geschickt, die ich mir mit meinem Mann angeschaut habe. Wir dachten sofort, wow, dieses Mädchen kann in Zukunft sehr viel lernen, wenn sie möchte, dann werden wir ihr helfen, sich weiterzuentwickeln. Wir sahen noch nicht so viele großartige Fähigkeiten, aber das Potenzial in ihren Linien, ihrer Schnelligkeit und ihrer festen Muskulatur. Sie kam für eine Woche zu Besuch, trainierte mit uns und wusste, dass sie in Amsterdam mit uns und dem Team weitermachen möchte.
In welchen Bereichen galt es denn besonders mit ihr zu arbeiten?
Für Céleste war es wichtig, eine Trainingsgruppe zu haben, allein zu trainieren ist sehr hart, ich habe größten Respekt davor, dass sie das in Luxemburg so lange durchgezogen hat. In der neuen Situation haben wir ihr geholfen, von ihrer „festgefahrenen Denkweise“ wegzukommen.“ Sie sagte immer, ich kann dies nicht, ich kann das nicht. Wir haben ihr beigebracht zu sehen, dass sie das vielleicht jetzt noch nicht kann, doch es in Zukunft schaffen wird. Das war ein langer Prozess. Wenn man immer auf eine gewisse Weise trainiert, weiß man nicht, welche Möglichkeiten es sonst noch gibt. Wir haben versucht, sie in ein neues Trainingssystem reinzubringen, ein ausgeglicheneres Wochenprogramm zu gestalten. Nicht jeden Tag das Gleiche zu machen, enthusiastisch zu sein und zu versuchen, sich zu verbessern. Am Anfang kam sie mit sehr vielen Blockaden, wir brachten ihr bei, dass, wenn man vor etwas Angst hat, man was ändern muss, damit man sich sicherer fühlt.
Es war also viel mentale Arbeit?
Auf jeden Fall, und auch darin ein balancierteres Programm zu machen, nicht immer an den gleichen Sachen zu arbeiten. Am Anfang war sie sehr gestresst, sie ist jetzt ausgeglichener. Wenn etwas heute nicht klappt, dann sagt sie inzwischen, dass morgen auch noch ein Tag ist. Das kannte sie so nicht. Sie kam zu uns und war oft sehr frustriert über sich selbst. Wir haben viel daran gearbeitet, dass sie sich gut fühlt mit dem, was sie tut und was sie nicht tut. Jeder in Luxemburg hat sein Bestes gemacht und das auch sehr gut. Doch für sie war es einfach an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen, wenn sie eine Karriere im Hochleistungssport machen möchte.
Sie haben sicherlich auch von den Trainingsbedingungen in Luxemburg gehört. Waren sie überrascht?
Ich habe die Trainingshalle ebenfalls gesehen. Ich muss aber auch sagen, dass es sehr schwer in kleinen Ländern ist. Ich selbst sehe bei uns täglich, was für Arbeit anfällt, mit den ganzen Trainingsprogrammen, den Schulen, der Situation zuhause, das ist sehr viel Organisation. Die Niederlande sind auch klein, aber nicht so klein. Hier entwickelte sich Turnen in den letzten 20 Jahren sehr stark weiter und wir sind froh, dass wir dies nutzen können, um Céleste zu helfen.
Wie wichtig ist es für Céleste, jetzt bei diesen Weltcups dabei sein zu können?
Weil sie so nah an Olympia dran war und noch eine winzige Chance da ist, ist es durchaus wichtig. Wenn sie es nicht versucht, wird sie nie herausfinden, ob es hätte klappen können. Auch wenn sie kein Ticket bekommt, ist es gut, sich auf internationaler Ebene zu beweisen, Erfahrung zu sammeln.
Wichtig auch für ihr Selbstvertrauen?
Auch daran haben wir gearbeitet. Manchmal sagt sie nämlich, dass ein bestimmtes Element nur etwas für gute Turnerinnen ist. Dann muss ich ihr sagen, du bist eine gute Turnerin. Früher ging sie zu Wettbewerben und dachte, oh mein Gott, wie werde ich diese Übung nur hinkriegen? Jetzt geht sie hin und sagt: Ich weiß, dass ich diese Übung schaffen werde.
Wie weit kann Céleste noch in ihrer Karriere kommen? Wenn es jetzt nicht mit Olympia klappt, dann vielleicht in vier Jahren?
Absolut, wenn sie so weitermacht wie bisher, dann wird sie in vier Jahren bei Olympia dabei sein. Für Luxemburg wäre es so wichtig, mehr Mädchen auf diesem Level im Turnen zu haben. Ich hoffe, Céleste kann ihre Entwicklung hier irgendwann mit einbringen, um anderen Mädchen zu helfen, hochzukommen. Sie wäre so ein großes Vorbild. Vielleicht würde der Verband dann auch mehr Geld für die Entwicklung von jungen Talenten bekommen.
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