Statec / Verwirrende OECD-Daten versemmeln Gewerkschaftsstatistik
Statec hat eine Studie publiziert, laut der die Mitgliederzahlen der Luxemburger Gewerkschaften rückläufig sind. Der OGBL wehrt sich gegen diese Darstellung – und wundert sich, dass sie vor einer Tripartite veröffentlicht wird. Tageblatt-Recherchen ergeben: Die Daten, die Statec benutzte, stammen von der OECD – und in den Zahlen ist tatsächlich der Wurm drin.
Wie viele Menschen in Luxemburg sind gewerkschaftlich organisiert? Diese Frage sorgt seit Dienstagmittag für Streit zwischen dem OGBL und der Luxemburger Statistikbehörde Statec. Der Gewerkschaftsbund prangert nicht nur Zahlen an, die das Statec am Montag veröffentlicht hat – sondern auch den Veröffentlichungszeitpunkt. „Ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht haben, diese Mitteilung kurz vor einer Tripartite herauszugeben“, sagt OGBL-Chefin Nora Back am Dienstagmorgen im Gespräch mit dem Tageblatt.
„Les syndicats en déclin dans un monde du travail en mutation“, ist das Paper betitelt, das das Statec am Montagmittag veröffentlicht hat. Von 163.000 im Jahr 2017 auf 154.000 im Jahr 2019 soll die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder gefallen sein. Ein Rückgang um 5,4 Prozent, schreibt das Statec.
Augenfällig: die Mitgliedszahlen der größten Gewerkschaft. Auf der Statec-Grafik weist die Kurve des OGBL ab 2017 schräg nach unten. In einer Pressemitteilung schreibt die Gewerkschaft am Dienstag, dass diese Entwicklung „keineswegs der Realität“ entspreche und formell bestritten werde. „Ich weiß nicht, wie diese Zahlen, die angeblich von der OECD stammen, zustande gekommen sind“, erklärt OGBL-Chefin Back.
OECD-Daten aus Amsterdam
Tatsächlich stammen die Daten, auf die sich das Statec in diesem Teil seiner „Regards“ beruft, von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Auf Nachfrage erklärt die OECD, dass die Zahlen aus der „ICTWSS-Datenbank“ der Universität von Amsterdam stammen, mit dem die Organisation kooperiert. Nur: Besagte Datenbank endet im Jahr 2018 – und weist stellenweise ganz andere Zahlen aus. Anstatt eines Mitgliederschwunds werden dem OGBL für das Jahr 2018 sogar mehr als 3.000 neue Mitglieder bescheinigt. Auch insgesamt wächst die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder in Luxemburg in diesem Jahr: von 163.148 auf 167.943.
Die Statistiken, auf die Statec zurückgegriffen hat, sind neue – sie beinhalten auch Daten von 2019. Die Zahlen seien von Statec direkt bei der OECD angefragt worden, erklärt die Autorin der Studie. Auf eine erneute Anfrage hin schickte die OECD diese neuen, unveröffentlichten Daten auch dem Tageblatt. Sie decken sich 1:1 mit denen, die Statec für die „Regards“ benutzt hat.
Warum sie sich von der alten Datenreihe – und der des OGBL abweichen, ist unklar. Die OECD verweist ihrerseits auf die Uni Amsterdam. Die Organisation selbst habe keine „Details“ über die Quellen der Uni, geht aber davon aus, dass sie ursprünglich von „Gewerkschaftsbünden“ stammten.
Geistergewerkschaft mit 4.200 Mitgliedern
Der OGBL geht davon aus, dass in den Daten verschiedene Zahlen durcheinandergebracht wurden. Die Gewerkschaft melde ihre Mitgliedszahlen jedes Jahr dem Gewerkschaftlichen Beratungsausschuss bei der OECD (TUAC), erklärt ein Sprecher. Er nimmt an, dass die OECD die rund 4.500 Mitglieder der Gewerkschaft FNCTTFEL-Landesverband für das Jahr 2017 in der einen Statistik dem OGBL zugeschrieben hat – und in der anderen nicht. Der Landesverband gehört seit Juli 2020 zum OGBL. Als eigenständiger Akteur fehlt die über 100 Jahre alte Organisation in den OECD-Daten aber komplett.
Dass die Statistiken der OECD mit Vorsicht zu genießen sind, zeigt auch ein echtes Kuriosum: Bis zur allerneusten Erhebung zählt die Organisation in ihren Tabellen nämlich auch die Mitglieder der „FEP“. 4.200 Mitglieder soll diese Gewerkschaft 2019 gezählt haben. Dabei wurde die FEP 2003 aufgelöst – und in den OGBL integriert.
Der Veröffentlichungszeitpunkt habe nichts mit der Tripartite zu tun, heißt es von Statec. Die Autorin der Statec-Studie erklärt, dass sie seit Monaten an der Studie gearbeitet habe. „Ich konnte nicht voraussehen, dass ein Krieg kommt oder dass die Benzinkosten explodieren“, sagt sie. Auch Statec-Direktor Serge Allegrezza betont: „Wir sind immer neutral.“ Für ihn zeige die Studie so oder so, dass die Mitgliedschaft in den Gewerkschaften in Luxemburg immer noch ziemlich hoch sei – anders als in anderen Ländern.
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Et wäerten e puer dausend Matrouse manner an der Datebank stinn, eise Schëffs-Fändel um zwéngt déi all an den OGBL, Schwankungen do wierken sech prozentual vill aus.