Freizeit / Das geschlossene Freibad in Vianden hat Aussicht auf eine neue Zukunft
Eine fantastische Aussicht mit Blick auf das berühmte Schloss, drei Hektar groß und sogar ein Schwimmbecken mit 50 Metern Länge: Trotz all dieser Vorteile ist das Schwimmbad in Vianden geschlossen. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Die Gemeinde plant, dem Schwimmbad, das aus den siebziger Jahren stammt, ein „Lifting“ zu verpassen. Bis es wieder öffnet, wird es aber noch dauern.
Die Mühe für die Suche nach dem Freibad lohnt sich. Schilder zum Schwimmbad gibt es im Ort selbst zurzeit keine und die meisten Passanten müssen passen, wenn sie danach gefragt werden. In Vianden ist die Touristensaison schon in vollem Gange. „Ich bin nicht von hier, tut mir leid“, ist häufig die Antwort. Eine Bewohnerin, die vor ihrem Haus sitzt, weiß dann, wo es lang geht. „Aber das ist geschlossen“, sagt sie.
Hinter der Brücke über die Our geht es 1,3 Kilometer in Serpentinen den Berg hinauf. Und dann, wenn man meint, es kommt nichts mehr, signalisiert die Bushaltestelle, wo man ist. „Piscine“ steht auf dem Halteschild. Dass das Freibad zu ist, obwohl die Sonne vom knallblauen Himmel strahlt, mutet nach zwei Jahren Pandemie und einem verheißungsvollen Sommer wie eine Groteske an. Ist es aber nicht. Die Schließung hat gute Gründe.
Im Juni 2019 beginnt der Hickhack um das Freibad. In dem Jahr schließt die Gemeinde nach einem Badeunfall mit glimpflichem Ausgang von sich aus das Freibad. Ein kleiner Junge geht unter und wird von Rettungsschwimmern, die den Badebetrieb sichern, gerettet und notfallmäßig versorgt. Die Gewerbeaufsicht ITM, die sich danach einschaltet, stellt Mängel fest, betriebliche und technische. Die betrieblichen sind mithilfe eines Bademeisters aus dem nahen Deutschland schnell behoben.
2019 ist die letzte Saison für das Freibad
Mit einem Meisterbrief garantiert er, dass die Bestimmungen des Gesetzes von 2012 sichergestellt sind. Es sagt, dass der Betrieb eines öffentlichen Schwimmbades nur unter Aufsicht eines Bademeisters mit „Brevet“ erlaubt ist. In Vianden waren Rettungsschwimmer vor Ort. Er entwickelt auch das fehlende Sicherheitskonzept, das zwar gelebt wird, aber nicht festgeschrieben ist. Kleinere technische Mängel werden ebenfalls behoben.
Drei Wochen später eröffnet das Freibad wieder für den Rest des Sommers. Es sollte die vorerst letzte Saison des damals fast 50 Jahre alten Schwimmbades sein. Es stammt aus den siebziger Jahren, wurde 1971 gebaut. „Damals gab es die Vorschriften wie das Gesetz von 2012 noch nicht“, stellt Viandens Bürgermeister Claude Tonino (58) fest. Dann kommt Corona. Für viele Besucher war dies eine Katastrophe, die Gemeinde sieht hingegen eine Chance.
„Wir haben die Pandemie genutzt, um uns grundsätzliche Gedanken über das Schwimmbad zu machen“, sagt Tonino. Was Besucher nicht sehen, ist die Tatsache, dass die Anlage vor allem technisch in die Jahre gekommen ist. Immer wieder wurde in den letzten Jahren lediglich Stückwerk an Reparaturen gemacht. Mit Strom hat das beheizte Schwimmbad zudem eine veraltete und dazu noch teure Heizenergiequelle.
Anlage ist 50 Jahre alt – Grundsanierung fällig
„Wir haben teilweise Fliesenflächen mit Zentimeter dickem Kleber darunter gefunden, so oft wurde da repariert“, sagt Tonino. Der Betrieb von Schwimmbädern ist teuer. Da es der Gemeinde gehört, bleiben sämtliche Kosten an ihr hängen. Der Bürgermeister spricht von rund 140.000 Euro, mit denen die Gemeinde das Defizit in den letzten Jahren jährlich ausgleichen musste. Da sind die Kosten für die Gemeindearbeiter, die das Gelände pflegen, den Bauhof und die Verwaltung noch nicht eingerechnet.
Die Ticketeinnahmen haben den Betrieb nie ausgeglichen. Fünf Euro kostete eine Tageskarte für eine Person. Nach Gemeindeangaben haben zwischen 2014 und 2019 durchschnittlich rund 25.000 Besucher pro Jahr das Freibad während der drei Monate Betrieb genutzt. An Spitzentagen wurden zwischen 2.000 und 2.300 Besucher gezählt. Eine in Auftrag gegebene Studie stellt weitere vor allem technische Mängel fest, die die Gemeinde allerdings an ihre finanziellen Grenzen bringt.
Die Analysen und Bestandsaufnahmen ergeben Investitionen von mindestens von 8,7 bis 9 Millionen Euro, um das Freibad wiederzueröffnen. Bei einem Haushalt von rund elf Millionen Euro pro Jahr für die 2.230 Einwohner zählende Gemeinde, wo von 6,5 bis 7 Millionen Euro aus den staatlichen Zuwendungen für Gemeinden stammen, ist das nicht zu bewältigen. „Hier ist 40 Jahre lang nichts passiert“, sagt Tonino. „Das Schwimmbad wird nicht nur von Einwohnern, sondern vor allem von Leuten aus der Region und von Touristen genutzt.“
Neues Konzept für das Schwimmbad mit sportlichen Aspekten
Was jetzt vorliegt, ist ein neues Gesamtkonzept, das die sportlichen Möglichkeiten des 50-Meter-Beckens mitdenkt. Dachverbände des Schwimmsports wie die „Fédération luxembourgeoise de natation et de sauvetage“ (FLNS) mit 16 Mitgliederclubs, die „Fédération luxembourgeoise des activités et sports sub-aquatiques (FLASSA), die „Fédération luxembourgeoise de triathlon“ (FLTRI) sowie der luxemburgische Ableger der Special Olympics können mit der Beckengröße und der neu angedachten Infrastruktur etwas anfangen.
Sie alle haben Interesse an Trainings in Vianden und damit der Nutzung des Freibades bekundet. Rennrutsche, Sprungturm, Kinderplanschbecken, Liegewiese mit Terrassendecks, ein Multifunktionsbereich mit Bühne für kulturelle Events und eine Energieversorgung aus regenerativen Energien sind Elemente des neuen Konzepts. Mit der Vielfalt an Angeboten für Freizeit und Sport kann die Gemeinde auf Förderungen hoffen.
Tourismusminister Lex Delles (DP) hat das Konzept schon gelobt, für gut befunden und Unterstützung zugesagt. Die Gemeinde hofft auch auf eine Zusage aus dem Sportministerium. Fachkundige Planungsbüros haben den Investitionsbedarf für das neue Freibad mit etwa 14 bis 15 Millionen Euro veranschlagt. Derzeit arbeitet die Gemeinde an dem „avant-projet detaillé“, in dem die Kosten für die neue Nutzung exakt beziffert werden.
Hinzu kommt, dass Vianden im weiten Umkreis das einzige Freibad in dieser außergewöhnlichen Lage ist. Bürgermeister Tonino schätzt, dass es, wenn alles gut läuft, zur Saison 2026 wieder eröffnen kann. Dazwischen liegen noch Gemeinde- und Nationalwahlen und diverse andere Unsicherheiten. Aber die Zukunft klingt gut und sie wäre dem Kleinod im Norden zu wünschen.
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