Gemeindeporträt / Vianden ist auf Modernisierungs- und Wachstumskurs
Tourismus ist die Lebensader der Stadt Vianden. Über 200.000 Besucher jährlich allein im Schloss und rund 40.000 Übernachtungen im gleichen Zeitraum belegen dies. Gemeindeangaben zufolge ist nach dem „Parc merveilleux“ in Bettemburg das Schloss in Vianden die meistbesuchte Sehenswürdigkeit im Land. Die Gemeinde ist auf Modernisierungs- und Wachstumskurs.
Obwohl es die letzte Woche zwischen den Jahren ist und eine Zeit außerhalb der Saison, erkunden Touristen den Ort. Es sind nicht so viele wie im Sommer. Trotzdem prägen englische und holländische Sprachfetzen die Geräuschkulisse in den wenigen offenen Cafés und Restaurants an diesem Tag. Die Kennzeichen der Autos sprechen ihre eigene Sprache.
Mit rund 2.200 Einwohnern und einer vergleichbaren Größe wie Stadtbredimus an der Mosel trägt Vianden den Zusatz „Stadt“. Die Rechte für den zwischen den Ausläufern der Ardennen im Tal der Our liegenden Ort gibt es schon seit mehr als 700 Jahren. Überall verströmt Vianden den langen Atem seiner Geschichte. Bürgermeister Claude Tonino (LSAP) empfängt im Konferenzsaal des Rathauses, einem rund 500 Jahre alten Gebäude, auf dem außen „Stadhaus“ steht.
Das große Ölgemälde aus dem 19. Jahrhundert hinter ihm zeugt von den Zeiten, als in Vianden noch Lachs gefangen und getrocknet wurde. Mit den Hochzeiten der Gerber, Tuchmacher, Schlosser und Goldschmiede, die Vianden zeitweilig mit 3.000 Einwohnern zur drittgrößten Stadt des Landes anwachsen ließen, ist es lange vorbei.
Eine Million Euro jährlich
In der Gewerbezone „route de Bettel” haben sich drei Firmen niedergelassen. Die meisten Arbeitsplätze bietet aber der Tourismus. 390 Betten gibt es in Vianden, die beiden Campings mit 284 Stellplätzen kommen hinzu. 40.000 Übernachtungen jährlich verpflichten die Gemeinde, ihre touristischen Einrichtungen in Schuss zu halten.
Bürgermeister Tonino beziffert die Ausgaben dafür zwischen 2017 und 2022 mit im Durchschnitt einer Million Euro jährlich. 2023 steigt dieser Betrag auf drei Millionen. An der Promenade entlang der Our fallen Investitionen an und die Sesselbahn mit zuletzt 85.000 Gästen in 2022 muss gewartet werden. Noch viel wichtiger aber ist die Renovierung des Zufahrtsweges zum Schloss.
Sie allein fällt mit 1,5 Millionen Euro, verteilt auf 2022 und 2023, ins Gewicht. Dagegen wirken die Kosten für Brandschutz in der „Touristen Info“ oder Reparaturen an der 1,1 Kilometer langen Ringmauer und dem Glocken- und Wachturm wie Kleinigkeiten. Ausgezahlt hat sich die Investition in die 16 Stellplätze für Wohnmobile am Camping „op dem Deich“.
Vianden entwickelt sich
Bürgermeister Tonino spricht von einem „succès fou“. Auch für den zweiten „Camping du moulin“ gibt es neue Ideen, über die der Gemeinderat aber noch nicht entschieden hat. „Deswegen möchte ich dazu noch nichts sagen“, sagt der Rathauschef. Im neuen Landesentwicklungsplan ist Vianden mit den fünf Ortsteilen als eines der Entwicklungszentren im Nordosten ausgewiesen.
Musée de Victor Hugo, Musée de Vianden, die Staumauer an der Our, Schloss, prämierte Naturrouten durch den Naturpark Our, sieben Hotels und Pensionen, Jugendherberge, drei Campings und ein gutes Gastronomieangebot machen Vianden auf landespolitischer Ebene zu einem „Centre d’attraction“. Dazu gesellt sich der offizielle Zusatz „Centre de développement“.
Nur noch Wiltz und Clerf dürfen sich in der näheren Umgebung noch so nennen. Vor diesem Hintergrund versteht man im Rathaus die reservierte Haltung zur neuen Nutzung des seit 2019 geschlossenen Freibades seitens der beteiligten Ministerien nicht. Ein von Experten ausgearbeiteter Plan mit Kosten, wie der Anlage neues Leben eingehaucht werden könnte, existiert seit 2021.
Wachstum und Wohnen
Heute entwickelt sich Vianden mehr und mehr zu einer Wohnstadt, die weiterwächst. Außer den 500 Arbeitsplätzen im Tourismus und den Betrieben in der Gewerbezone arbeiten die meisten Einwohner in Diekirch, Ettelbrück oder sogar in der Stadt. Seit 2008 ist die Bevölkerungsrate um 20 Prozent gestiegen. Langfristig rechnet die Gemeinde mit 800 bis 1.000 zusätzlichen Einwohnern.
Was in anderen Gemeinden vielfach noch ein ungewohnter Gedanke ist, ist in Vianden historisch üblich. „Wir gehen mit der Bebauung in die Höhe“, sagt Bürgermeister Tonino. Wachstum zieht andere Investitionen nach sich. Im neuen „Forum Neigord“ entsteht mit „Centre médical“, Apotheke, Pflegeheim, neuem Wohnraum und der 3,1 Millionen Euro teuren „Maison relais“ mit über hundert Plätzen ein neues Versorgungszentrum.
Die Kinder werden ab Ende 2023 im Erdgeschoss betreut. Viele haben im Laufe der Jahrhunderte die Schönheiten der Stadt bestaunt. Eine Tatsache, die beim neuen Allgemeinen Bebauungsplan (PAG) eine besondere Verantwortung für das architektonische Erbe erfordert. Vianden ist die letzte Gemeinde, wo er noch aussteht.
Victor Hugo ist der berühmteste Besucher der Stadt gewesen und einer ihrer Botschafter. Auf Visit-Vianden.lu wird der Politiker und Schriftsteller mit den Worten zitiert: „Eure Stadt ist nicht bekannt genug, sie ist nicht so bekannt, wie sie es verdient (…).“ Das soll er 1863 gesagt haben. Es ist der Stadt zu wünschen, dass es so kommt – nicht nur bei Touristen.
Budget 2023
Im Jahr 2022 schließt der Haushalt mit einem Bonus von 4,4 Millionen Euro ab. Für 2023 geht die Stadt von einem Bonus in Höhe von knapp 560.000 Euro aus. In der Gemeindeverwaltung arbeiten fünf Mitarbeiter. Es muss eingestellt werden. Bis 2024 sollen es neun Mitarbeiter sein.
Ordentlicher Haushalt:
Einnahmen: 11,6 Millionen Euro
Ausgaben: 9,2 Millionen Euro
Außerordentlicher Haushalt:
Einnahmen: 3,1 Millionen Euro
Ausgaben: 9,4 Millionen Euro
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