Computer / Videoanrufe: Diese Programme boomen wegen des Corona-Lockdown
„Bleib zu Hause“, lautet das Gebot der Stunde. Das bedeutet auch, dass es im Moment nicht möglich ist, Freunde und Familie zu treffen. Die Schule muss neue Wege finden, die Schüler und Schülerinnen zu unterrichten. Auch Treffen mit Arbeitskollegen – sei es beruflich oder nur zum Plaudern – sind im Moment in vielen Berufen, Home-Office sei Dank, physisch nicht möglich. Notgedrungen bedienen sich die Menschen nun verstärkt Computerprogrammen und Apps, die Videoanrufe möglich machen. Vier davon wollen wir hier vorstellen.
Discord
Dieses Programm ist vor allem auf Computerspieler zugeschnitten. Die Software erlaubt es dem Anwender, einen „Server“ einzurichten, auf den er seine Freunde und Bekannten einladen kann. Auf einem solchen „Server“ können nun beliebig Sprach- und Textkanäle zu beliebigen Themen eingerichtet werden. Den Gästen auf einem „Server“ können Rollen zugeteilt werden sowie die Regeln, auf welche Kanäle sie Zugriff haben und auf welche nicht. Die Nutzer können außerdem private Nachrichten austauschen. Daneben, aber weniger prominent, verfügt Discord über die Möglichkeit, Videoanrufe zu tätigen.
Das Programm kann zum Beispiel bei Onlinespielen im Hintergrund laufen und es den Teammitgliedern ermöglichen, miteinander zu kommunizieren. Des Weiteren erkennt Discord, wenn ein Spiel auf dem Rechner gestartet wird, und bietet die Möglichkeit, auf einfachen Knopfdruck hin das Spiel zu streamen, sodass Freunde und Bekannte von zu Hause aus zusehen können.
Discord als eine Spielerei für Gamer abzutun, wäre aber falsch. Das Programm ist extrem zuverlässig und versatil. Es unterstützt Konferenzschaltungen mit vielen Personen – etwa einer Familie, einem Freundeskreis oder einer ganzen Abteilung.
Discord stammt vom amerikanischen Spieleentwickler „Hammer & Chisel“. Vorangetrieben wurde die Entwicklung des Programmes mit der Unterstützung von prominenten Investoren, darunter der chinesische Internetgigant Tencent. Laut Firmenangaben hat Discord rund 250 Millionen Nutzer.
Skype
Kein anderes Programm wird so sehr mit Videoanrufen in Verbindung gebracht wie Skype. „Lass uns skypen!“ ist zum Synonym für „Lass uns einen Videoanruf machen!“ geworden. Das Programm unterstützt Videoanrufe, Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern und Instant-Messaging. Die Verwendung von Skype ist kostenlos. Gegen eine Gebühr ermöglicht der Dienst Anrufe ins Fest- oder ins Handynetz.
Ihren Anfang nahm die Geschichte von Skype in Luxemburg. Die Firma wurde 2003 von zwei Schweden im Großherzogtum gegründet. Geld erhielten sie von der luxemburgischen Investitionsgesellschaft Mangrove Capital Partners rund um Gerard Lopez. 2005 kaufte die Internet-Handelsplattform eBay den Dienst für 3,1 Milliarden US-Dollar. 2009 verkaufte eBay ein Aktienpaket an Investoren weiter. Skype gehört seit 2011 zum Computerkonzern Microsoft.
Die Bedienung von Skype ist sehr simpel und hat sich in den vergangen 15 Jahren kaum verändert. Kontakt hinzufügen und auswählen. Hörer-Symbol anklicken. Fertig.
Besonders in Europa gibt es wohl nicht viele Menschen, die noch nicht von der Smartphone-App Whatsapp gehört haben, oder sie nicht selbst schon nutzen. Der Kommunikationsdienst erlaubt den schnellen Austausch von Text und Sprachnachrichten, Telefon- und Videoanrufe sowie das Teilen von Bildern und Memes. Anders als bei Telefonanbietern fallen bei Whatsapp keine zusätzlichen Kosten für Anrufe oder Nachrichten ins Ausland an. Es wird lediglich eine Internetverbindung vorausgesetzt. Um sich bei Whatsapp zu registrieren, ist außerdem eine mobile Rufnummer nötig.
Entwickelt wurde Whatsapp von dem kalifornischen Unternehmen WhatsApp Inc.. 2014 wurde die Firma für etwa 19,3 Milliarden US-Dollar von Facebook aufgekauft. Firmenangaben zufolge hatte der Dienst im Februar rund zwei Milliarden Nutzer weltweit. Er gehört seit 2014 zum amerikanischen Facebook-Konzern.
Die große Verbreitung von Whatsapp hat dazu beigetragen, dass das Programm heute ein wichtiges Glied bei der Verbreitung von Fake-News und Verschwörungstheorien geworden ist.
Zoom
Seit Schule zu Hause und Home-Office (überall dort, wo es möglich ist) zur Regel geworden sind, ist ein weiteres Programm in aller Munde: Zoom.
Zoom ist eine Software aus der Schmiede des US-amerikanischen Herstellers Zoom Video Communications aus Kalifornien. Das Programm rückt Videokonferenzen und das Teilen von Bildschirmen in den Fokus. Große Gruppen von Nutzern können also gleichzeitig der gleichen Präsentation folgen. Popularität gewann das Programm zuerst in den USA in Schulen und an Universitäten.
Das Unternehmen wurde bereits 2011 gegründet und ist eine der Firmen, die zu den unverhofften Gewinnern der letzten Wochen geworden sind. Die Zahl der Nutzer ist sprunghaft von zehn Millionen pro Monat im Dezember 2019 auf über 200 Millionen gestiegen. Der Aktienkurs verdoppelte sich seit Anfang des Jahres. In der Vergangenheit wurde Zoom wegen diverser Sicherheitslücken und wegen der Weitergabe von Daten an Facebook ohne die Zustimmung der Nutzer kritisiert.
Das DingTalk-Debakel
Auch in China mussten Schüler und Schülerinnen trotz Quarantäne zu Hause lernen und Hausaufgaben machen. In der Volksrepublik setzte man dafür auf die App „DingTalk“. Die App erlaubt Videokonferenzen, Kalenderführung und die Überprüfung von Abwesenheiten. Den Kindern von Wuhan gefiel es aber gar nicht, dass sie von zu Hause aus lernen mussten. Also organisierten sie sich und setzten sich zur Wehr. Im Irrglauben, dass eine App aus dem Verkehr gezogen wird, wenn sie von vielen Menschen schlecht bewertet wird, bombardierten sie die App mit schlechten Kritiken. DingTalk-Chef Chen Hang zeigte Verständnis. Gegenüber dem chinesischen Internetmagazin technode.com sagte er: „Es liegt in der Natur der Kinder, dass sie gerne spielen. Wenn ich an ihrer Stelle wäre und jeden Tag Online-Unterricht nehmen müsste, würde ich wahrscheinlich auch schlechte Bewertungen vergeben.“ Das Unternehmen sah sich allerdings genötigt, eine Kampagne zu schalten, um um gute Bewertungen zu bitten.
Ausgerechnet die Unesco scheint von der App mehr zu halten als die Schüler. Sie führt die Anwendung in einer Liste von Programmen, die sie als „Lösungen für den Fernunterricht“ empfiehlt.
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