Neujahrsempfang / Viel Eigenlob mit Stimmungsdämpfer: DP feiert Erfolge im Superwahljahr
Die DP hat sich auf ihrem Neujahrsempfang in Selbstlob geübt. Carole Hartmann und Lex Delles dankten den anwesenden Sympathisanten für ihr Engagement – während Charel Goerens die Parteibasis wieder auf den Boden der Tatsachen holte.
Gut gelaunte DP-Sympathisanten lagen sich am Mittwochabend mit klirrenden Sektgläsern und halbleeren Bierflaschen freudig in den Armen. Teils, weil das prall gefüllte Melusina als auserwählte Location für den Neujahrsempfang kaum genug Platz für die DP-Mitglieder bot. Teils, weil es nach einem für die DP gelungenen Superwahljahr tatsächlich etwas zu feiern gab. „Wir haben 26 Gemeindemandate und zwei weitere Sitze in der Chamber hinzugewonnen“, rief Generalsekretärin Carole Hartmann den Anhängern zu. Eine weitere Regierungsbeteiligung würde ein rundum erfolgreiches Jahr für die Liberalen abrunden.
Auch Parteipräsident Lex Delles ließ es sich nicht nehmen, der Parteibasis ausschweifend für ihr Engagement im vergangenen Jahr zu danken. „Ich hatte etwas Angst bei dem Gedanken, mit einer neuen Parteiführung in die Wahlen zu gehen“, gestand der neue Wirtschaftsminister der DP. Eines habe er jedoch unterschätzt: „Den Zusammenhalt innerhalb der Partei.“ Der ausgewählte Slogan „No bei Dir“ sei ein Teil der DP-DNS und habe gepasst wie die Faust aufs Auge.
Schwung mitnehmen
Die vergangenen zehn Jahre wolle er nicht schlechtreden. „Wir haben es fertiggebracht, das Land auf die Zukunft vorzubereiten und durch Krisen zu führen“, sagte Delles. „In der neuen Regierungskoalition nehmen wir den Elan der letzten zehn Jahre mit.“ Mit neuen Gesichtern in der Chamber und der Regierung und all der Erfahrung innerhalb der Parteireihen werde man die Ideen der DP weiterhin verteidigen und durchsetzen.
Seinen Regierungskollegen Claude Meisch verteidigte Lex Delles zudem ganz vehement. „Claude Meisch ist der richtige Mann auf dem richtigen Posten“, so Delles. Die Nominierung von DP-Minister Claude Meisch zum Bildungs- und Wohnungsbauminister hatte unter anderem bei der Opposition für starke Kritik gesorgt. Unter anderem wurde beanstandet, dass der DP-Politiker zwei große Ressorts auf sich vereinen würde. Auch wurde die Nominierung dahingehend interpretiert, dass der Wohnungsbau für die neue Regierung keine Priorität darstellen würde.
Ein Funken Realpolitik
Für den einzigen Stimmungsdämpfer am Abend sorgte der EU-Abgeordnete Charel Goerens. „Auf dem Weg hierher bin ich aus einer kuschelig warmen Wohnung über Straßen gefahren, in denen keine Mondkrater klafften und die Gebäude rings um mich herum nicht zerbombt wurden“, beginnt der Europa-Veteran seine Rede. Eine Selbstverständlichkeit, die angesichts der russischen Aggression in der Ukraine eigentlich keine sei. Europa müsse sich die Mittel an die Hand geben, damit die Ukraine nicht untergehe. Europa müsse die nötigen Reformen durchführen, um auch Erpressungsversuchen künftig entgehen zu können. „Die USA und China gehen strategisch vor“, sagte Goerens. „Die haben auch nicht darauf gewartet, dass der Gouverneur von Texas Sanktionen gegen Putin zustimmt.“
Neben seinem Plädoyer für mehr europäische Integration hat Charel Goerens seine Ambitionen für die kommenden Europawahlen noch einmal unterstrichen. „Ich kann mir Europa gut ohne mich vorstellen“, so Goerens. „Ich kann mich persönlich jedoch nicht ohne Europa vorstellen.“ Allen voran aber müsse die Partei sich im kommenden Wahlkampf für mehr Toleranz einsetzen. „Es gibt mittlerweile Nazis im Europaparlament“, sagte Goerens. „Die Wahlen müssen so geführt werden, dass die verantwortungsvollen politischen Kräfte nach den Wahlen zusammenfinden können.“ Auf keinen Fall dürfe man sich einreden lassen, man könne nichts gegen solche Kräfte unternehmen.
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Guten Tag Herr Goerens,
Sie sind zwei Jahre älter als ich. Seit meine Mutter mich 1974 auf Naziverstrickungen Luxemburgs hingewiesen hat, bin ich in einem heftigen Empörungsmodus, dem bisher noch kein altersmilder Ernüchterungsmodus gefolgt ist.
MfG
Robert Hottua