Konzert / Viel „Mehr“ als Kommissar: Axel Prahl und sein Inselorchester im Trifolion
Axel Prahl zeigt zusammen mit seinem Inselorchester live im Echternacher Trifolion*, dass er „mehr“ ist als ein singender „Tatort“-Kommissar, sondern ein vielfältiger Singer-Songwriter mit genügend Street Credibility und einem Repertoire von großer musikalischer Bandbreite.
Wieder ein singender Schauspieler? Das muss nichts Schlechtes verheißen. Nicht nur etwa Ben Becker und seine Schwester Meret Becker haben ihre Gesangskünste bewiesen. Auch Ulrich Tukur (und seine Rhythmus Boys) gehört zu denen, die damit Erfolge gefeiert haben, ebenso Katja Riemann. Und Jürgen Vogel ist schon mit der bekannten Band Kettcar aufgetreten.
Herbert Grönemeyer hat sogar einst in den Anfangsjahren seiner Laufbahn den Schauspielerberuf an den Nagel gehängt, um eine noch viel erfolgreichere Karriere als einer der bekanntesten deutschen Musiker der letzten Jahrzehnte zu starten. Nicht zuletzt hat Jan Josef Liefers mit seiner Band Radio Doria schon einige Alben veröffentlicht. Da wundert es also nicht, wenn Axel Prahl zu Gitarre und Mikro greift und seine Songs zum Besten gibt.
Dabei sind nur Musiker des deutschsprachigen Raums erwähnt. Überall scheint es die Meistermimen zu verleiten. Selbst Filmemacher wechseln gerne mal vom Regiesessel ins Rampenlicht der Konzertbühne, wie etwa Emir Kusturica vor Jahren einmal mit seinem No Smoking Orchestra im Atelier unter Beweis stellte.
Musik und Schauspiel
In diesem Sinne gehören Liefers und Prahl schon zu den alten Hasen, im Schauspiel- und im Musikerfach. Beide sind eben nicht nur singende Schauspieler, sondern sowohl Mimen als auch Sänger. Die beiden Münsteraner „Tatort“-Helden, der Rechtsmediziner Karl-Friedrich Börne und Kriminalhauptkommissar Frank Thiel, verstehen sich auch privat ganz gut.
An dem hartnäckigen Gerücht, dass auch Prahl aus dem Osten komme, ist jedoch nichts dran: Der bald 65-Jährige stammt aus dem schleswig-holsteinischen Eutin. Außerdem hat wie sein Buddy Liefers auch längst Erfahrung als Charakterdarsteller – nicht zuletzt in Filmen des mit ihm befreundeten Regisseurs Andreas Dresen: etwa in „Nachtgestalten“ (1999), „Halbe Treppe“ (2002) und „Gundermann“ (2018). Aus letzterem Streifen soll er schon mal zusammen mit Dresen vor 3.500 Zuschauern einen Gerhard-Gundermann-Song zum Besten gegeben haben.
Genau genommen ist seine musikalische Karriere sogar älter als seine schauspielerische: Schon vor seinem Studium soll er als Straßenmusiker die nötige Street Credibility gesammelt haben. Noch viel älter war sein Traum, einmal ein Album – genauer gesagt: eine Schallplatte – aufzunehmen. Die erste Gitarre bekam er mit acht Jahren. Außerdem spielte er Mandoline. Das erste Genre dürfte Irish Folk gewesen sein.
Von Impuls zum Inselorchester
Darüber hinaus trat er mit einer experimentellen Band namens Impuls auf. Den besagten Traum von der ersten Platte hat er 2011 mit seinem Debütalbum „Blick aufs Mehr“ zusammen mit seinem Inselorchester verwirklicht. Begleitet wurde er schon damals unter anderen von dem Berliner Singer-Songwriter und Komponisten Danny Dziuk, der mit dem Album „Gebet & Revolver“ den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhalten und seinen Stil zwischen Blues, Folk und Reggae angesiedelt hat.
Wohlgemerkt stammen die Songs aus Prahls eigener Feder. Mit seinem zweiten Studioalbum „Mehr“ (2018) bestätigte er einmal mehr, dass er stimmlich auf der Höhe ist und zeigte sein Talent, verschiedene Musikstile unter einen Hut zu bringen. Von Bossa Nova bis hin zu stimmungsvoller, schunkelbarer Seefahrerromantik – schließlich ist der Actor-Singer-Songwriter auch ein leidenschaftlicher Fan des FC St. Pauli – und Tango sowie rockigen Elementen hat er, bis weit über das Meer hinaus, einiges zu bieten. Wer Axel Prahl musikalisch verfolgt, erkennt spätestens dann, dass viel mehr hinter dem Fernsehkommissar als das ist, worauf erfolgreiche Schauspieler häufig festgelegt werden.
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