/ „Viele können sich keinen Oldtimer leisten“: Automobilfan Michel Schintgen im Interview
Oldtimer und Youngtimer ließen bei der Fahrzeugausstellung Autojumble vor Kurzem die Herzen von Automobilfans höherschlagen. Besonders junge Menschen, die sich für historische Fahrzeuge interessieren, haben es oft nicht einfach, in diesem Hobby Fuß zu fassen. Oldtimervereinigungen wiederum stehen teilweise vor Nachwuchsproblemen. Das Tageblatt hat sich mit dem 22-jährigen Michel Schintgen, Mitglied des CVM Steinsel („Collectionneurs de véhicules militaires Steesel“), über seine Leidenschaft unterhalten.
Von unserem Korrespondenten André Feller
Tageblatt: Herr Schintgen, derzeit schrauben Sie an einem Dodge WC 51 von 1943 herum. Wie kam es eigentlich dazu?
Michel Schintgen: Die Vorliebe für Oldtimerfahrzeuge wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Meine Eltern begeistern sich seit Jahrzehnten für die Marke Citroën und sind ebenfalls im Citroën-Klub aktiv. Als Kind bin ich demnach mit Oldtimern aufgewachsen.
Woher stammt Ihre Begeisterung für Militärfahrzeuge? Die meisten Menschen haben ja sehr gemischte Gefühle beim Anblick von Armeefahrzeugen.
Die Fahrzeuge der Streitkräfte haben eine besondere Geschichte. Unsere Vorfahren haben den Krieg miterlebt. Die Überlieferungen und Erlebnisse meiner Großeltern brachten mir eine wichtige Erkenntnis: Die Soldaten, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben ließen, waren so jung wie ich selbst. Mir und den anderen Mitgliedern des CVM Steinsel ist es wichtig, diese Geschichte in einer lebendigen Form zu erhalten. Bei Rundfahrten und Treffen vermitteln wir der breiten Öffentlichkeit die tragische Geschichte über die jungen Menschen, die diese Militärfahrzeuge im Krieg fuhren.
Dieser Dodge von 1943 ist Klubeigentum. Instand gesetzt wurde das Fahrzeug von mehreren Jugendlichen. Woher stammt die Idee eines Gemeinschaftsprojekts?
Mit der Anschaffung dieses Klubfahrzeuges wurde ein Problem aus der Welt geschafft. Viele junge Menschen können sich kein Oldtimerfahrzeug leisten. In den letzten Jahren stiegen die Preise teilweise auf das Doppelte an. Bei Militärfahrzeugen ist die Preisentwicklung schwindelerregend. Bei der Auflösung eines Museums in der Normandie wurde kürzlich ein Jeep für 100.000 Euro versteigert. Viele meiner Altersgenossen im Verein – wir sind etwa 20 Jugendliche – können sich keinen Oldtimer leisten. Zudem macht die Entwicklung der Immobilienpreise meiner Generation schwer zu schaffen.
Was haben Immobilienpreise mit Oldtimern zu tun?
Es bleibt nicht beim Erwerb eines Fahrzeugs. Es bedarf einer Garage oder Halle, um das Auto unterzustellen. In Appartementwohnungen ist das kaum möglich, und Einfamilienhäuser mit Garage und Werkstatt sind hierzulande unbezahlbar.
Demnach ist das Klubauto eine gute Lösung?
Absolut, wir schrauben im Team an diesem Dodge herum. Bei der Erstinstandsetzung bleibt es nicht. Das Gefährt muss, wie das früher üblich war, alle paar 1.000 Kilometer gewartet werden. Unter dem Motto „Learning by doing“ ist es dem CVM Steinsel gelungen, rund 20 junge Menschen für das Hobby zu begeistern und das Nachwuchsproblem zu lösen. Das ganze Wissen halten wir in den jeweiligen Handbüchern der Fahrzeuge fest.
Apropos Wartung, gibt es eigentlich noch Ersatzteile?
Militärfahrzeuge waren recht robust gebaut und so konzipiert, dass jeder Soldat im Feld das Gefährt schnell reparieren konnte. Demnach werden nicht sehr viele Ersatzteile benötigt. An spezifischen Börsen und Veranstaltungen stehen Teile von Drittherstellern sowie sogenannte „New Old Stock“-Bauteile zur Auswahl. Bei Letzteren handelt es sich um Originalware aus der jeweiligen Epoche, die jedoch aufgrund von Überproduktionen nicht benötigt wurde.
Wie funktioniert die Zulassung eines historischen Fahrzeugs?
Wie jedes Auto müssen auch historische Militärfahrzeuge zur Zulassungsstelle. Das ist kein einfaches Vorhaben. In Frankreich wurde der Fuhrpark der Armee erst nach deren Ausmusterung angemeldet. Beispielsweise wurden Geländewagen von 1943 in den 60er Jahren zum ersten Mal offiziell für den Straßenverkehr zugelassen. In anderen Ländern wurden die Armeefahrzeuge quasi zeitgleich zum Baujahr zugelassen. Die Luxemburger Behörde bezieht sich auf das ausländische Erstzulassungsdatum.
Welche Folgen hat das Datum der Erstzulassung für die Oldtimerbesitzer?
Am oben genannten Beispiel von Frankreich bedeutet dies, dass das in den 60er Jahren zugelassene Fahrzeug, trotz Baujahr 1943, alle zwei Jahre zur technischen Kontrolle muss. Würde sich die Verwaltung für das Erstzulassungsdatum auf das Baujahr berufen – meistens ist dieses durch Original-Fahrzeugbriefe belegbar –, wäre der Besitzer von der technischen Kontrolle befreit. Im Zweifelsfall soll man sich bezüglich der Zulassung und technischer Kontrolle vor dem Kauf informieren, um Überraschungen zu vermeiden.
Eine letzte Frage zu den Oldtimern im Allgemeinen: Wieso steigen die Preise so drastisch an?
Immer mehr Menschen interessieren sich für diese Fahrzeuge. Dabei geht es den potenziellen Käufern nicht mal unbedingt um den historischen Wert. Viele Autofahrer haben keine Lust mehr auf die übertriebene Elektronik, wie wir sie aus Neuwagen kennen, die einem Cockpit gleicht. Sie wünschen sich ein einfach zu bedienendes Auto.
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