Bildungspolitik / Viele Reformen, noch wenig Ergebnisse
Claude Meisch schließt seine zweite Mandatsperiode als Bildungsminister ab. Der DP-Politiker zieht zum Abschluss nicht bloß Bilanz, sondern blickt gleich nach vorne.
Wenn Claude Meisch in seinen knapp zehn Jahren als Bildungsminister etwas gezeigt hat, dann dass das Bildungssystem reformierbar ist. Der DP-Politiker hat vor allem in seiner ersten Amtszeit sehr viele Reformen auf den Weg gebracht und damit den Grundstein für seine zweite Amtszeit gelegt. In der ging er seinen Weg konsequent weiter und musste sich immer wieder von den Lehrergewerkschaften mangelnde Dialogbereitschaft vorwerfen lassen. Seine Bilanz präsentierte Meisch in Form eines Fahrplans. Es gab verschiedene Themenschwerpunkte, wie unter anderem Digitalisierung und Mehrsprachigkeit, bei denen es aber immer wieder zu Überschneidungen kam. Ob Meisch mit seinen Reformen am Ende wirklich für mehr Chancengleichheit gesorgt hat, lässt sich heute nicht wirklich sagen. Der studierte Wirtschaftsmathematiker hat zwar in seiner doppelten Mandatsperiode sehr viele Daten erheben lassen, so wirklich aufschlussreich waren diese bislang nicht. Reformen im Bildungswesen machen sich eben erst nach Jahren wirklich bemerkbar.
„Unsere Gesellschaft ist ständig dabei, sich zu verändern, sei es durch den technologischen Fortschritt oder durch andere Gegebenheiten. Diesen Veränderungen muss auch das Bildungswesen Rechnung tragen“, verteidigt Meisch seine Politik der vergangenen Jahre. In dieser Zeit hat der liberale Minister das einheitliche Schulsystem aufgebrochen. Er hat sechs öffentliche Europaschulen eröffnet, vier neue Sektionen im klassischen Sekundarunterricht eingeführt, vier im „Enseignement secondaire général“ – dem früheren technischen Gymnasium – und er hat die Berufsausbildung grundlegend reformiert, sowie die Schulpflicht auf 18 Jahre angehoben. Ob diese Maßnahme die Zahl der Schulabbrecher auf Dauer senken wird, oder die Statistiken bloß vorübergehend beschönigen wird, bleibt abzuwarten.
Die Mehrsprachigkeit
Meisch hat seit seinem Amtsantritt einen Fokus auf die Sprachenproblematik gelegt. In dieser Legislatur wurde unter anderem ein Pilotprojekt gestartet, in dem Kinder in der Grundschule die Möglichkeit haben, auf Französisch alphabetisiert zu werden. Außerdem wurde ein neuer Ansatz gewählt, um den Kindern Französisch beizubringen. Diese Methode verfolge einen Ansatz, der einen wesentlich größeren Wert auf die Kommunikation legt. Für Meisch ist klar, dass die Diversifikation der Ausbildungswege ein wichtiges Element für mehr Chancengleichheit ist. So verteidigt Meisch die Fragmentierung des Bildungswesens, die unter seiner Regie stattfand. „Luxemburg ist ein Einwanderungsland und die Schüler haben unterschiedliche Voraussetzungen“, so Meisch. Deswegen benötigten sie auch unterschiedliche Bildungswege.
Meisch hat aber auch andere Ansätze verfolgt, um für mehr Chancengleichheit zu sorgen. So unter anderem mit der kostenlosen Kinderbetreuung und den kostenlosen Schulbüchern. Auch durch besser geschultes Personal will der Bildungsminister die Ausbildung der Kinder verbessern. So würden heute knapp 96 Prozent der Lehrkräfte in der Grundschule einen Bachelor-Abschluss haben. 2017 waren es noch 87 Prozent. Dennoch sei die Rekrutierung von qualifiziertem Personal eine jährliche Herausforderung, um den Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden. In Luxemburg würde ein Lehrbeauftragter (Lehrer, Erzieher, usw.) auf 8,63 Schüler kommen, das wäre ein Rekordwert im OECD-Vergleich.
Außerdem gab es da ja noch die Pandemie, die auch im Bildungswesen für große Herausforderungen sorgte. Schulschließungen und Homeschooling hatten laut Meisch in Luxemburg zu geringeren Lernrückständen gesorgt als in anderen Ländern. Die Pandemie habe man auch deshalb so gut überwunden, da man die nötigen digitalen Mittel zur Verfügung hatte. Die Einführung der Ipad-Klassen, das Fach Coding in der Grundschule oder „Digital Science“ in der Sekundarschule sind weitere Reformen aus Meischs Ära.
Seine Bilanz sei aber kein Schlusspunkt, so Meisch. In der Bildungspolitik sei nichts endgültig, und so hofft der DP-Politiker, dass seine Reformen weitergeführt werden. Ob noch einmal mit ihm an der Spitze entscheidet sich nach dem 8. Oktober.
- Wie der Ochse vorm Weinberg: Die Tageblatt-Redaktion versucht sich als Winzer - 20. November 2024.
- Auf der Suche nach besseren Zeiten - 9. November 2024.
- Wie die Lokaljournalisten Kayla und Micah gegen die Polarisierung ankämpfen - 3. November 2024.
Besser nach vorne blicken.Schlimmer wird’s nimmer. Seit Lückentext und Simsalabim, jene Reform von Frau Hennikot und Brasseur hat sich der Standard von luxemburger Studenten verschlechtert. Wo sie früher mit offenen Armen empfangen wurden müssen sie heute einen Test ablegen weil Grammatik und Orthographie nicht mehr Pisa gerecht sind. Wer hat nicht schon einen offiziellen Brief von Ämtern bekommen der von Fehlern übersät war. Immerhin sitzen da meistens Leute mit Abitur. Aber das Infinitiv geht leichter von der Hand als richtig konjugierte Verben. Aber das Credo der Verantwortlichen: ALLE müssen es schaffen,auch die weniger Begabten,auf Kosten der Talente.Aber die schaffen es ja sowieso.Auch wenn sie auf einem Bein hinken,bewegungsunfähig sind sie nicht.