Kultur / Vielfalt pur: Die elfte Biennale für zeitgenössische Kunst in Strassen ist eröffnet
Seit mittlerweile 21 Jahren gibt es sie: die „Biennale d’art contemporain“ in der Gemeinde Strassen. Wer sich die diesjährigen ausgestellten Werke von Künstlern aus Luxemburg und der Großregion ansehen möchte, hat noch bis zum 8. Juni die Gelegenheit dazu.
Was tut sich gerade in der Kunstszene in Luxemburg und der Großregion? An welchen Themen arbeiten sich die Künstler ab und welche Materialien benutzen sie für ihre Werke? Wen diese Fragen neugierig gemacht haben, kann sich freuen: In Strassen findet seit dem vergangenen Freitag die elfte Biennale für zeitgenössische Kunst statt. Noch bis zum 8. Juni können Besucher einen Einblick in die Kunstwelt in- und außerhalb von Luxemburg erhaschen und sich so ein Bild von aktuellen Sujets, Techniken und natürlich auch den Künstlern, die die Kulturlandschaft mit formen, machen. Die Biennale umfasst viele Spielarten der bildenden Kunst, so reihen sich Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Installationen im Centre Barblé im Zentrum der Gemeinde aneinander.
Wer seine Werke einreicht, um einen Platz in der Ausstellung zu ergattern, nimmt automatisch an einem anonymen Wettbewerb teil. Die Jury bestimmt jedoch nicht nur einen Gewinner, sondern vergibt auch einen „Prix d’encouragement“ sowie einen „Prix spécial du jury“. Dieser geht an einen Künstler, dessen Kunst der Jury besonders gefiel. „Die Priorität liegt auf der Originalität, dem technischen Niveau und der Professionalität der vorgeschlagenen Werke, wobei eine Auswahl von sehr eklektischer Natur bevorzugt wird“, schreiben die Verantwortlichen im Pressedossier. Die Jury besteht jedes Mal aus neuen Mitgliedern, „um nicht in eine nekrotisierende Routine zu verfallen und keine Kunstrichtung zu vernachlässigen“, wie im Dossier betont wird.
Unterschiedliche Stile und Medien
Dieses Jahr wurden insgesamt 70 Kunstwerke von 36 verschiedenen Künstlern zurückbehalten, kandidiert hatten 252 Künstler mit über 750 Werken. In der Jury saßen neben der Schöffin und Jurypräsidentin Betty Welter-Gaul auch Nathalie Becker, Valérie Clees-Tholl, Paul Klensch, Sumo und Jo von Götz. Der erste Preis geht an den Fotografen Thomas Brenner, der schon mehrmals auf der Biennale vertreten war. Der gebürtige Wiedenbrücker ist für seine inszenierte Fotografie sowie für sein soziales Engagement bekannt. Die preisgekrönten Fotografien zeigen aufwändig arrangierte Szenen im Wald oder auch auf einem alten Flughafen.
Der 24-jährige Jeff Dieschburg, der in Strassen lebt, ist Gewinner des „Prix d’encouragement“. Seine Ölgemälde lehnen sich geschickt an die Tradition an; ein Teil seines äußerst einprägsamen Diptychons zeigt den jungen Künstler selbst – als abgeschlagenen Kopf auf einem Tablett. Doch es ist nicht nur das Motiv, das ins Auge sticht: Auch die wundervoll miteinander harmonisierenden Farben, das Zusammenspiel von Türkis und Petrolblau sowie den Rot- und Erdtönen fallen beim Betrachten auf. Der diesjährige „Coup de coeur“ der Jury sind dann Zuza Jakubiaks unglaublich akkuraten und detailreichen Zeichnungen des Innenraums eines Palmenhauses. Dass die Architektin einen genauen Blick für Perspektive und realistische Raumdarstellung hat, machen die mit Bleistift gezeichneten Bilder deutlich.
Zwischen den ausgestellten Künstlern befinden sich professionelle Kunstschaffende, Menschen, die sich neben ihrem Brotberuf mit Kunst befassen, Kreativköpfe mit langjähriger Erfahrung und auch solche, die sich erst am Anfang ihres künstlerischen Wegs befinden. Manche sind Autodidakten, manche nicht. Einige Künstler haben sich in Luxemburg und international schon einen Namen gemacht, andere sind noch recht unbekannt. Ihre unterschiedlichen Biographien und Situationen spiegeln die Vielfalt der Kunstwerke. Wer sich sie anschauen möchte, kann das jeden Tag zwischen 14 und 20 Uhr tun, auf Nachfrage sind auch Führungen möglich. Der Eintritt ist frei, die genaue Adresse lautet: Centre culturel Paul Barblé, 50, rue des Romains, L-8041 Strassen.
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