Welttag des Kaffees / Vier Projekte wollen Kaffee sozialer machen
Vier Organisationen und drei Kaffeeröster aus Luxemburg arbeiten mit Kaffeebauern aus Afrika und Amerika zusammen, um die Welt des Kaffees ein Stück weit zu verbessern.
Kaffee macht wach. Kaffee gibt Energie. Kaffee ist die Lieblingsdroge schlechthin. Und um sie gebührend zu feiern, gibt es den Welttag des Kaffees, der am 1. Oktober begangen wird – auch in Luxemburg. Aus diesem Anlass wurden am Donnerstag bei einer Pressekonferenz auf Cloche d’Or vier Kaffee-Neuheiten vorgestellt, die den Kaffeeanbau ein Stück gerechter, sozialer und klimafreundlicher machen sollen.
Kaffeeanbau ist stark mit der europäischen Kolonialgeschichte verflochten und wird heute noch oft unter problematischen Bedingungen angebaut. Vier Organisationen (Fairtrade Lëtzebuerg, Le Soleil dans la Main, Fondation du Grand-Duc et de la Grande-Duchesse sowie Stand Speak Rise Up) und drei Kaffeeröstereien aus Luxemburg (Lëtz Coffee, Bruno und Feierboun) haben sich mit Produzenten aus Amerika und Afrika zusammengetan, um dem etwas entgegenzusetzen.
Ein erstes Projekt widmet sich dem Klimawandel. Dieser setzt auch den Kaffeebauern in Südamerika zu. Dürren und Unwetter schaden den Pflanzen und den Menschen, die sie anbauen. Die steigende Nachfrage nach Kaffee weltweit riskiert außerdem zur Folge zu haben, dass mehr Regenwald abgeholzt wird, um neue Plantagen anzulegen. Schätzungen gehen davon aus, dass, um die Nachfrage bis 2050 zu befriedigen, die Anbaufläche verdoppelt oder verdreifacht werden müsste. Fairtrade arbeitet eigenen Angaben zufolge in Mexiko mit der Kooperative Sposel zusammen, die gegen die Abholzung vorgeht, indem sie 15.500 Bäume pflanzen will. Dadurch wurde Olivier Delrue von Lëtz Coffee dazu inspiriert, einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Transportwegs zu leisten, indem er in einem Pilotprojekt eine Ladung Kaffee dieser Kooperative mit dem Segelschiff hat kommen lassen. Das 101 Jahre alte Schiff legte die Strecke von 13.000 Seemeilen in acht Monaten zurück. Keine bloße Marketing-Aktion, sagt Delrue: „Am Ende müssen wir uns wieder auf die einfachen Werte zurückbesinnen“, sagt er.
Ein zweites Projekt ist der Emanzipation und dem Kampf gegen sexuelle Gewalt gewidmet. Sexuelle Gewalt wird auch zur Unterdrückung von Gemeinschaften eingesetzt, berichtet Philippe Majerus von der „Fondation du Grand-Duc et de la Grande-Duchesse“ – auch auf Plantagen. Zusammen mit der Vereinigung Stand Speak Rise Up und dem Kaffeeröster Bruno hat seine Organisation einen „Café du Coeur“ ins Leben gerufen, der im Supermarkt erhältlich ist. Der verwendete Kaffee stammt aus einer Kooperative in Nicaragua, die von einer Frau geleitet wird, die Einrichtungen zur Unterstützung von Frauen aufbaut – z.B. eine Entbindungsstation und eine Schule – und Ausbildungskurse für Frauen organisiert.
„De Kleeschen“
In einem dritten Projekt haben sich junge Unternehmer aus Luxemburg mit einer jungen Kooperative aus Honduras zusammengetan. Die beiden Unternehmer haben ihre Kaffeerösterei „Feierboun“ erst in diesem Jahr gestartet und haben sich für eine Partnerschaft mit der Fairtrade-Kooperative Cafesmo aus Honduras entschieden, die es erst seit 2016 gibt und aus 260 einzelnen Bauern besteht, die auf einer Höhe zwischen 950 und 2.000 Metern Kaffee anbauen.
Bei dem vierten vorgestellten Projekt handelt es sich um eine Partnerschaft der Nichtregierungsorganisation „Le Soleil dans la Main“ aus Luxemburg und der Kooperative Dukunde Kawa aus Ruanda mit Lëtz Coffee, in der rund 2.000 Kaffeebauern zusammengeschlossen sind, die Plantagen von im Schnitt einem Hektar Land bewirtschaften. Herausgekommen ist ein Kaffee, der mit dem Logo der Organisation vermarktet wird. Die Organisation hat vor, mit dem erzielten Erlös die Kooperative dabei zu unterstützen, eine Infrastruktur zur Aufbereitung von Milch anzuschaffen und zu renovieren, um auf diese Weise unabhängig von Milchimporten zu werden.
Der faire Kaffee habe in den letzten Jahrzehnten geholfen, auszuloten, ob Handel und Gastronomie bereit sind, fairen Handel zu unterstützen, erklärt Fairtrade-Präsident Jean-Louis Zeien. Ob er an den „Kleeschen“ glaube, habe ihn vor 30 Jahren der Leiter eines Supermarktes gefragt. Der Mann glaubte nicht, dass Kunden bereit seien, einen Aufschlag zu bezahlen. Die Menschen davon zu überzeugen, dass ein qualitativ hochwertiges Produkt verdient, richtig entlohnt zu werden, sei in all den Jahren die größte Herausforderung gewesen, so Zeien. „Heute, 30 Jahre danach, haben wir es fertiggebracht, dass jede zehnte Tasse Kaffee aus dem fairen Handel kommt.“
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