Fußball / Vierergruppen und Desinfektionsspray: Die Vorreiterrolle des FC Wiltz 71
Die Kinder des FC Wiltz 71 haben – zumindest auf dem Fußballplatz – nicht viel von einer zukünftigen Gesetzesänderung mitbekommen: Der Fusionsklub aus dem Norden hat am Montagmorgen blitzschnell reagiert und ein neues Trainingsprogramm ausgearbeitet, das bei allen Beteiligten auf viel Begeisterung gestoßen ist.
Dienstagnachmittag in Wiltz. Die Tür zur Sporthalle ist verschlossen. „Es tut mir leid, heute findet kein Basketballtraining statt“, erklärt die nette Dame dem Sportler über die Gegensprechanlage. Sichtlich geknickt macht sich ein junger Basketballer der Sangliers auf den Heimweg. Das Tageblatt erhält im Anschluss an dieses kurze Gespräch einen Einblick in die Turnhalle der Grundschule. Desinfektionsspray, Bälle und Trainingsmaterial liegen parat, doch genutzt wird der Raum derzeit nur von der lokalen „Maison relais“ – nicht aber von den Sportvereinen, die ihre Einheiten am vergangenen Freitag abgesagt haben.
Einen Kilometer weiter bietet sich allerdings ein anderes Bild. 16 Pupilles bemerken den Fotografen um sie herum kaum. Fokussiert wird auf dem Kunstrasen des „Pëtz“ jeder Pass präzise ausgeführt. Der siebenjährige Yannick dribbelt um die Hütchen, in der anderen Gruppe spielen sich zwei Kicker den Ball über fünf Meter zu. Dass ihre Coaches dafür aber jede Menge organisatorische Fragen klären mussten, davon bekommt der Nachwuchs auf dem Platz nichts mit. „Man muss wegen Corona gut aufpassen, damit niemand sich ansteckt“, weiß Yannick. Er wird in den nächsten Tagen mit den gleichen Freunden in der Vierergruppe bleiben – doch das spielt nur eine nebensächliche Rolle: Hauptsache Fußball eben! Edip freut sich: „Ich habe ein paar ’Bomben’ gemacht und Einwürfe trainiert. Das Training ist wie immer. Ich bin sehr froh“, erklärt der kleine Ronaldo-und-Messi-Fan, bevor er von seinem Trainer ins nächste Atelier geschickt wird.
Dass die U9 (genau wie alle anderen Mannschaften des Vereins) überhaupt trainieren können, liegt am schnellen Umdenken der Mannschaft um Jugendkoordinator Joël Hausman. Der Belgier hat am Montagmorgen ein überarbeitetes Programm an Klubpräsident Michael Schenk geschickt – das bereits am Abend eingesetzt wurde. „Wir haben am Freitag wie alle anderen reagiert und alles abgesagt“, blickt das Vereinsoberhaupt zurück. „Doch dieser Aktionismus, alles glatt abzusagen, zeigt den Kindern nur eine Sache: dass Sport unwichtig ist.“
Buff und Masken
Der Verein wollte gegen diese generelle Tendenz angehen – und der Erfolg blieb nicht aus. Nachdem alle Eltern am Montag telefonisch kontaktiert wurden, haben die Coaches Präsenzlisten erstellt und die jungen Kicker in Viererteams aufgeteilt. „Diese wurden nach den Stärken der Kinder gebildet“, erklärt Hausman. Jedes Quartett wurde mit identischen Leibchen ausgestattet, die sie in den nächsten Wochen tragen werden. Ein Wiedererkennungswert in stürmischen Zeiten. „So haben die Trainer ganz leicht einen Überblick über die Einteilung“, sagt Schenk, der beruflich täglich mit jungen Kindern zu tun hat.
Es ist wohl auch dieser Alltag als „Chargé de direction“ bei Elisabeth, den Schenk bei seiner Entscheidung, es bei so wenig wie möglich Trainingsausfällen zu belassen, im Hinterkopf hatte: „Als Verein spielen wir in der Gesellschaft auch eine soziale Rolle. Es gibt auch Kids, die haben nichts außer Fußball, da sie aus einem komplizierten Umfeld kommen.“ Von gesellschaftlichen Differenzen merkt man im Training nichts. In Klub-Uniform gekleidet, geben die jungen Kicker bei fröstelnden Temperaturen richtig Gas. Der „Buff“ ist bei den niedrigen Temperaturen sowohl als Halswärmer als auch als Covid-Schutz im Einsatz. Der komplette Trainerstab trägt Schutzmasken. „Sollte ein Elternteil ohne Maske auftauchen, haben wir eine kleine Reserve zum Aushelfen“, erklärt Hausman.
„Wir dürfen die aktuelle Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen“, warnt der belgische Koordinator. Auch, da klare Ansagen und Richtlinien des Ministeriums bislang fehlen. „Wir haben alles umgesetzt, damit wir keine Fehler machen. Die Bälle werden nach jeder Einheit desinfiziert. Das Material, wie Hütchen und Tore, bleibt auf dem Platz, damit keine Zeit beim Aufrichten verloren geht.“ Die jeweiligen Gruppen haben pro Woche nämlich das gleiche Trainingsthema. In dieser Woche legen die Jugend- und Damentrainer in Wiltz besonders Wert auf das Dribbling. Pro Atelier sind zwölf Minuten vorgesehen, danach hat jede Vierergruppe drei Minuten zum Verschnaufen, bevor es auf der nächsten Fläche des Kunstrasens weitergeht.
Besonders glücklich über die neue Trainingsmethode war am Montagabend die U19: „Sie sind alle sehr zufrieden gewesen“, berichtet Hausman. „Es hat ihnen Spaß gemacht, mehr Kontakt mit den Trainern zu haben, die wiederum auf jeden Einzelnen eingehen konnten. Es gab kaum Stress.“ Ein Argument, das auch Schenk hervorhebt: „Auf diese Weise hat jeder wesentlich mehr Ballkontakt.“ Es gibt aber auch Nachteile. Allein für das Pupilles-Training mussten fünf Trainer eingespannt werden, die allesamt für ihren Aufwand entschädigt werden. Beschwerden über die neue Aufteilung hat Hausman aber keine bekommen, „das Training tut ihnen selbst ja auch gut“.
Nach dem Lockdown haben wir einige unserer Kids nicht mehr wiedererkannt. Der Saft war weg. Ein paar hatten wohl noch Bewegung, aber andere haben wirklich nichts gemacht.“Jugendkoordinator
Bis zu 4.000 Euro investiert der Klub monatlich in seine ausgebildeten Jugendtrainer, die ingesamt 15 Mannschaften (236 Lizenzierte) betreuen. Aus gutem Grund, wie Hausman hinzufügt: „Nach dem Lockdown haben wir einige unserer Kids nicht mehr wiedererkannt. Der Saft war weg. Ein paar hatten wohl noch Bewegung, aber andere haben wirklich nichts gemacht.“ Ein Umstand, der diesmal vermieden werden sollte: „Wenn wir diese Rolle übernehmen können, sollten wir es auch tun.“
Angefangen bei den Kleinsten: Die U7 hatte bereits erste Trainingseinheiten in die Halle verlegt, wurde in dieser Woche aber in warmer Kleidung an der frischen Luft erwartet. „Wir werden sie wieder aus der Halle rausholen, um allen Risiken auf dem Weg zu gehen.“ Die ersten beiden Tage im Vierermodus haben die Vereinsführung jedenfalls optimistisch gestimmt. „Es ist eine richtige Dynamik entstanden“, freut sich der Belgier, bevor es ihn selbst wieder auf den Platz zieht.
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Super Initiatif
„blitzschnell reagiert und ein neues Trainingsprogramm ausgearbeitet,“
Nach dem Training, gehen alle Blitzschnell zum Test und dann blitzschnell in Quarantäne.