Luxemburg / Virologe Muller begrüßt veränderte Impfstrategie – Vorschlag für Priorisierung von Berufen
Der Luxemburger Virologe Claude Muller hatte bereits vor einiger Zeit dafür plädiert, im Großherzogtum mehr Impfdosen auf einmal zu verabreichen und weniger auf Vorrat zu behalten. Nun wird diese Strategie umgesetzt. Der Virologe befürwortet das, schlägt aber auch vor, dabei bestimmte Berufsgruppen ins Auge zu fassen.
Kaum ist die Website mit der Liste da, schon ist sie überlastet – seit Mittwochabend können sich Einwohner Luxemburgs zwischen 30 und 54 Jahren auf impfen.lu in eine Warteliste eintragen lassen. Sie sollen den Impfstoff des Herstellers AstraZeneca bekommen. Laut einem Gutachten des „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ (CSMI) sollte es momentan darum gehen, „den Impfstoff schnellstmöglich zu verabreichen und einen möglichst flächendeckenden Impfschutz zu erreichen“. Der AstraZeneca-Impfstoff namens Vaxzevria solle dabei möglichst schnell als Alternative angeboten werden, sofern keine anderen Impfstoffe vorhanden seien.
Claude Muller, Virologe beim „Luxembourg Institute of Health“ (LIH), hatte diese Strategie des schnelleren Verabreichens schon länger empfohlen. Im Gespräch mit dem Tageblatt begrüßt er die Änderung der Vorgehensweise. „Das halte ich weiterhin für völlig richtig“, so der Arzt. Was man jetzt zusätzlich noch überlegen könnte, sei die Option, bestimmte Berufsgruppen zu priorisieren. Als Beispiele nennt Muller Lehrpersonal oder Polizeibeamte.
Fehlendes Wissen über Impfquote bei Pflegenden
Bezüglich der Impfquote in den Alters- und Pflegeheimen im Großherzogtum bemängelt der Virologe zudem, dass weiterhin nicht bekannt sei, wie viel Personal dort bislang insgesamt geimpft worden sei. Die genauen Zahlen der geimpften Pflegenden sind der „Santé“ aus Datenschutzgründen nicht bekannt – das erklärte Familienministerin Corinne Cahen kürzlich gegenüber dem Tageblatt. Die Entscheidung für oder gegen eine Impfung sei Privatangelegenheit. Abgesehen davon sei nicht jeder Einrichtung bekannt, ob sich Mitarbeitende, die sich nicht bei einem Impfdurchgang vor Ort immunisieren lassen, möglicherweise stattdessen in ein Impfzentrum gehen. In diesem Zusammenhang hatte Muller bereits vor einiger Zeit angesprochen, dass es sinnvoll sei, Pflegepersonal zum Schutz der gefährdeten Patienten zu bestimmten Impfungen oder zumindest zur Auskunft darüber zu verpflichten.
„Wer nicht geimpft ist oder keine Auskunft geben will, muss eben täglich einen negativen Test vorlegen, um entsprechend im Dienstplan eingeteilt zu werden“, sagt Muller. Er merkt zudem an, dass bisher über die Impfbereitschaft unter dem Personal von häuslichen Pflegediensten überhaupt nichts bekannt sei. „Das ist völlig unverantwortlich, da diese Personen von Haus zu Haus gehen und dabei reihenweise Kontakte mit Vulnerablen haben“, so der Virologe.
Der Virologe äußert sich außerdem zu der Entscheidung der Regierung, Jeannot Waringo für die Untersuchung der Corona-Cluster in Luxemburgs Alters- und Pflegeheimen auszuwählen: „Die Antwort darauf ist eher eine Frage – braucht man dafür bestimmte Fachkenntnisse?“ Er gibt zu bedenken, dass jemand, der keine Vorkenntnisse habe, möglicherweise sehr abhängig und manipulierbar von den ihm zuarbeitenden Teammitgliedern sein könnte.
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Genau.
Wieso Terrassen öffnen, wenn die Kellner und das Küchenpersonal noch nicht geimpft ist?
Herr Muller hat die besten Vorschläge seit Beginn der Pandemie. Er will die Krankheit besiegen. Die Regierung will vor allem sich selbst und die Wirtschaft noch retten. Wieso dürfen Eltern den harmlosen Selbsttest in der Schule verweigern?