Esch / Virtuelle Realität im Gemeinderat: Urban Time Travel im Mittelpunkt der Diskussionen
Hauptthema des Escher Gemeinderats vom Freitag war mit dem „Urban Time Travel“ ein Projekt für Esch2022. Die virtuelle Reise durch das Belval der Vergangenheit soll auch nach dem Kulturjahr ein touristischer Anziehungspunkt bleiben.
Bei der zweiten Escher Gemeinderatssitzung im Belvaler Exil stand auf den ersten Blick viel Routine auf der Tagesordnung. Trotzdem wurde es keine komplett ruhige Sitzung, sondern eine zeitweilige Fortsetzung der Unstimmigkeiten von vor drei Wochen. Denn gleich zu Beginn meldete sich Vera Spautz (LSAP) zu Wort und bat im Namen ihrer Fraktion darum, zwei Punkte von der Tagesordnung zu nehmen. Das war schon bei der letzten Ratssitzung der Fall gewesen. Grund auch diesmal: Die Punkte seien nicht in den entsprechenden Kommissionen besprochen worden. Von einem mangelnden Respekt gegenüber den Kommissionen sprach dann auch Line Wies („déi Lénk“).
Dabei ging es wieder um den Mietvertrag für das Grundstück in der rue de Belval, auf dem die Firma Oxylux seit vielen Jahren ihre Stickstoff- und Sauerstofftanks hat und auf dem sich in Zukunft der Autobauer Renault niederlassen will. Der Punkt wurde dann auch von der Tagesordnung gestrichen. Im Gegensatz zum „Urban Time Travel“, das den Räten von Esch2022-Generaldirektorin Nancy Braun vorgestellt wurde. „Urban Time Travel“ ist eine interaktive Reise durch die Geschichte Belvals. Der Besucher fährt eine Strecke im Bus ab und wird dabei mit einer Virtual-Reality-Brille in die Vergangenheit zurückversetzt. Im Fall von Belval ist das die Quelle Bel-Val, die Adolf-Emil-Hütte und die Hochöfen A, B und C. Eine ähnlich Tour gibt es in Luxemburg-Stadt durch das Pfaffenthal des 19. Jahrhunderts. Das Projekt ist mit rund 400.000 Euro budgetiert, wobei die Kosten von Esch2022 und dem Tourismusministerium getragen werden.
Zu viele Fragen
Nach dem Kulturjahr soll das „Urban Time Travel Belval“ nicht verschwinden, sondern weiter eine Touristenattraktion bleiben. Die Gemeinden Esch und Sanem sollen es übernehmen. Und deshalb soll eine Struktur in Form einer Asbl gegründet werden, die das Projekt ab 2023 trägt und eine Konzession zum Betreiben an einen privaten Anbieter bis 2033 vergibt.
Für die Opposition sind dabei zu viele Fragen offen, wie Jean Tonnar (LSAP) betonte. Zum Beispiel, inwieweit die Historiker der Universität ins Projekt mit einbezogen waren und sind. Und was passiert, wenn das „Urban Time Travel“ nicht zu dem Erfolg führt, der allgemein erhofft wird. Letztendlich sei ein Vertrag über zehn Jahre vielleicht etwas lang in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Technologie rasant entwickelt und so Mehrkosten auf den Betreiber zukommen könnten. Was ist zudem, wenn dieser sich aus irgendeinen Grund zurückziehen würde?
Nancy Braun antwortete auf die Fragen, so gut es ging. Natürlich hätten die Uni-Historiker des C2DH das Projekt begleitet. Laut Bürgermeister Georges Mischo (CSV) würde zudem nichts dagegen sprechen, einen Historiker in der Asbl aufzunehmen. „Jetzt eine Asbl zu gründen, halten wir für verfrüht. Solche Projekte müssen sich entwickeln. Ganz wichtig ist dabei die geschichtliche Dimension, die von Historikern begleitet werden muss“, fasste Vera Spautz zusammen. Ihre Fraktion enthielt sich dann auch bei der Abstimmung.
Zuvor hatte Schöffe Martin Kox („déi gréng“) den neuen Klimapakt 2.0 vorgestellt, des Weiteren wurden die Beihilfen für den Kauf von Elektrogeräten angepasst. Die Gemeinde unterstützt die Anschaffung eines energiesparenden Elektrohaushaltsgeräts mit bis zu 70 Euro. Da sich die Klassifizierung der Geräte auf EU-Ebene geändert hat, muss man die Gemeindereglemente dementsprechend anpassen. Im Übrigen gibt es in Esch auch eine Beihilfe für die Reparatur solcher Geräte.
Auch der Kauf von (Elektro-)Fahrrädern wird mit bis zu 200 Euro bezuschusst. Im Gegensatz zur Regierung aber lediglich solcher, die den aktuellen Sicherheitsnormen für Straßenräder entsprechen, also keine Sportgeräte wie ein Rennrad oder Mountainbike. Ein dementsprechendes Zertifikat muss dem Antrag beigefügt sein. Neu ist, dass der Käufer seinen Antrag auf Zuschuss binnen sechs Monaten nach dem Kauf eingereicht haben muss. Des Weiteren verabschiedete der Gemeinderat die Installation einer Fotovoltaikanlage auf der „Nonnewisen“-Schule und entschied, auf Platzgeld bei der „Päischtkiermes“ zu verzichten.
Schnelltests
Mit einem Spezialkredit von 110.000 Euro wurde der Kauf von 50.000 Corona-Schnelltests gestimmt. Die Gemeinde hat zudem 7.000 dieser Tests von der Regierung erhalten. Je 150 Stück werden gratis an die über 200 Horeca-Betriebe der Stadt verteilt. In diesem Zusammenhang hatte Mike Hansen (LSAP) eine Motion eingereicht, um eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe aufzustellen, die sich mit den Schnelltests beschäftigt. Es geht darum, ob man nicht wie in anderen Gemeinden oder im benachbarten Ausland ein kommunales Testzentrum einrichten könne. Das hätte den Vorteil, dass ein Kunde einen einzelnen Test macht, der von der Gemeinde zertifiziert ist und eine Gültigkeit von 24 Stunden hat. Mit ihm könnte er dann beispielsweise so viele Gaststätten besuchen, wie er möchte, ohne jedes Mal getestet werden zu müssen. Was auch die Horeca-Betriebe entlasten würde.
Georges Mischo zeigte sich skeptisch, ob die Gemeinde momentan die geeigneten Räumlichkeiten für so etwas hätte und vor allem aber die ausreichende Manpower dazu. Schöffe Pim Knaff (DP) versprach, die Motion in die Kommission für wirtschaftliche Entwicklung zu diskutieren, womit die LSAP einverstanden war.
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Schön wie eine Gesellschaft die die Nachhaltigkeit predigt, das Virtuelle als CO2 Schleuder bekannt, wissenschaftlich bewiesen auf das Podium des Ultimativen, des Unverzichtbaren setzt. Belügt unsere Gesellschaftsich nicht selber ? Oder ist Nachhaltigkeit nur ein Geschäftszweig sich zu bereichern?