Tokyo 2020 / Volle Konzentration: Kugelstoßer Bob Bertemes peilt das olympische Finale an
Kugelstoßer Bob Bertemes will das olympische Finale im Kugelstoßen erreichen und sein Potenzial auch bei einer Großveranstaltung abrufen. Um sein Ziel zu erreichen, blendet er alles um sich herum aus. Der einzige Fokus gilt dem Wettkampf.
Last but not least. Am Dienstag um 13.40 Uhr wird Kugelstoßer Bob Bertemes als letzter der zwölf luxemburgischen Athleten bei den Olympischen Spielen antreten. Auf den breiten Schultern des 118-Kilo-Kolosses lasten die größten Erwartungen der einheimischen Athleten.
Bertemes will ins Finale und dafür muss er die Kugel 21,20 m weit stoßen oder zu den besten zwölf gehören. Die 21,20 m hat der 28-Jährige drauf. Sein Landesrekord von 2019 liegt bei 22,22 m, was fast neun Smarts entspricht. In diesem Jahr hat Bertemes 21,71 m geschafft, nur 14-mal wurde 2021 die Kugel weiter befördert, davon allein fünfmal durch Ryan Crouser. Der Amerikaner hat in diesem Jahr den 31 Jahre alten Weltrekord von Randy Barnes um Zentimeter, auf insgesamt 23,37 m, verbesserte. Lediglich neun Athleten waren in diesem Jahr besser als Bertemes.
Gegen eine 22 hätte ich auch nichts einzuwenden. Ich werde versuchen, die 22 m im Laufe dieser Saison noch zu knackenKugelstoßer
Die Entwicklung der vergangenen Jahre ist eng mit dem Namen Khalid Alqawati verbunden. Der irakische Trainer hatte Bertemes zur Drehstoß-Technik geraten, die es dem Luxemburger erst ermöglicht hat, die 21-m-Marke zu übertreffen.
Zur bisherigen Karriere des Luxemburgers gehört allerdings auch, dass er bei den ganz großen Veranstaltungen bislang nicht wirklich sein Potenzial abrufen konnte. Bei seinen drei Teilnahmen an Weltmeisterschaften scheiterte er jeweils in der Qualifikation, auch in seinem Rekordjahr 2019. Für seine Olympia-Premiere will sich der Kugelstoßer durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und lehnte eine Interview-Anfrage des Tageblatt im Vorfeld des Wettkampfes ab. „Ich konzentriere mich jetzt nur auf mich und versuche alles um mich herum auszublenden“, hatte Bertemes Ende Juni bei den nationalen Meisterschaften erklärt. Erst nach der Saison wolle er sich Zeit nehmen, um alles genau zu analysieren.
Alles nach Plan
Bei den Meisterschaften war Bertemes recht optimistisch im Hinblick auf Tokio. „Die Form ist gut, von der Planung her passt eigentlich alles“, sagte er Ende Juni gegenüber dem Tageblatt. Lediglich an der Technik wollte er noch arbeiten. Vor allem das Eindrehen bereite ihm manchmal Sorgen, auch wenn es meistens ganz gut klappen würde.
Das Niveau im Kugelstoßen ist momentan sehr hoch, was nicht zuletzt der Weltrekord von Crouser unter Beweis stellt. Die 21 m müssen schon übertroffen werden, um mit den Besten mitzuhalten. „Gegen eine 22 hätte ich auch nichts einzuwenden“, sagte Bertemes bei den Meisterschaften. „Ich werde versuchen, die 22 m im Laufe dieser Saison noch zu knacken.“ Seine 22,22 m von 2019 hätten vor fünf Jahren in Rio noch zu Silber gereicht. Dieses Jahr haben bereits vier Athleten diese Marke erreicht oder überschritten.
„Bei einem guten Versuch fühlt sich die Kugel superleicht an“, hatte Bertemes im Juni 2019, nach seiner Olympia-Qualifikation mit 21,29 m im bosnischen Zenica, gesagt. Bleibt zu hoffen, dass das ihm das 7,260 kg schwere Sportgerät auch in Tokio superleicht vorkommt und er sein Potenzial bei dem größten Sportevent der Welt abrufen kann. Hierfür hat Bertemes in den vergangenen Monaten nicht nur Gewichte gestemmt, sondern auch an seiner mentalen Stärke gearbeitet. Er setze sich nicht mehr so unter Druck. „Wenn ich gut trainiert habe, gibt es keinen Grund, wieso es im Wettkampf nicht klappen sollte.“
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