Editorial / Vom Mann, der die Musik retten wollte
Stell dir vor, es gibt wieder Konzerte – und niemand geht hin. Nach den ersten Testkonzerten in der Rockhal im Februar, die unter strengen Auflagen stattfanden und sich auf ein Publikum von jeweils 100 Zuschauern beschränkten, geht die Rockhal nun den bereits damals angedachten zweiten Schritt und lässt 1.000 Menschen unter den gleichen Bedingungen – Maske, Distanz, negativer Schnelltest vor dem Einlass – in die große Halle. Für den ersten dieser Gigs hat man Luxemburgs bekanntesten Künstler – einer TNS-Ilres-Studie aus dem Jahr 2016 zufolge Musiker Serge Tonnar – gewinnen können.
Wer jetzt dachte, die 1.000 Sitzplätze wären im Nu ausverkauft – Pustekuchen. Genau einen Tag vor dem Konzert war gerade mal die Hälfte der Karten verkauft. Tonnar ist mit diesem Phänomen kein Einzelfall: Die französischen Indochine erfahren bei einem Testkonzert ähnliche Schwierigkeiten, ihre Fans zur Show zu locken. Andererseits wurde ein von der Kufa organisiertes Konzert von Mutiny On The Bounty im Juli an diesem Mittwoch angekündigt und war in kürzester Zeit ausverkauft – unseren Informationen zufolge dürfen dort allerdings nur bis zu 70 Zuschauer aufkreuzen (weswegen die Kufa schnell ein zweites Datum hinzugefügt hat).
Für die meisten dürfte das letzte „richtige“ Live-Konzert fast 15 Monate her sein. Musikfans, von denen es landesweit weit mehr als 1.000 geben dürfte, müssten eigentlich nach Live-Konzerten dürsten. Trotzdem wollen scheinbar nur sehr wenige in die Rockhal.
Dabei liegt dem Scheitern des Ticketverkaufs gewiss kein Mangel an Marketingeinfällen zugrunde: Die Werbetrommel wurde sowohl seitens des Künstlers als auch von der Rockhal ordentlich gerührt, ein Clip sowie zahlreiche Posts sorgten dafür, dass auch niemand vergessen sollte, wann dieses wegweisende Konzert stattfinden sollte. Es fragt sich nun, ob die Musikfans zaghaft sind, weil sie das (vor Ort nicht existierende) Virus fürchten – oder sich angesichts der strengen Auflagen eine gewisse Ermüdung eingestellt hat, die letztens auch die Restaurantbetreiber zu spüren bekamen.
Vielleicht zeigen die langsamen Verkaufszahlen des Rockhal-Konzerts im Vergleich zum schnellen Ausverkauf des Mutiny-Konzerts aber auch Folgendes: Die wahren Musikfans, diejenigen, die bereit wären, sich zigmal testen zu lassen, um auf ein Konzert zu dürfen, hören halt eher alternative Musik. Mainstream-Acts wie Indochine oder eben auch Serge Tonnar interessieren eher den Gelegenheitskonzertgänger, der skeptisch reagiert, wenn man ihm sagt, er müsse sich zwei Stäbchen in die Nase schieben lassen, bevor er in die Halle darf.
So dürfte das Testkonzert schon alleine deswegen scheitern, da die (begrenzte) Zuschauerzahl nicht erreicht wird – eine vernünftige Studie, die das Verhalten des Virus im Live-Kontext erfasst, wird gleich doppelt unmöglich: Einerseits wird, wie bereits bei den ersten Testkonzerten, kein virales Verhalten studiert werden können, wenn gar kein Virus vor Ort ist – und andererseits fehlt es an Testsubjekten. So fühlt es sich ein bisschen an, als wäre Tonnars neuestes Lied „Fäertaasch“, in dem er sich zur Corona-Krise positioniert, irgendwie zur „self-fulfilling prophecy“ geworden. Ein gutes Zeichen für die Rückkehr der Live-Musik ist die mangelnde Motivation des Publikums sicher nicht.
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Et kéint jo och um Musiker selwer hänken dass et en Flopp ginn ass ?
„Den Häer Tonnar rett d‘Musek nit “, da müssten andere musikalische, innovative Musiker her als Provinzgedösel ,das es im Ausland „ en Masse „ gibt. Amerika als Vorzeigeland moderner Musik kennt solche Acts der Unterhaltungsmusik in allen kleinen „ Kouhdierfer“ und wir müssten uns bewusst sein , die Rockhal in diesen Zeiten zu füllen manch renommierter Musikerstar sein Problemchen hätte. Vielleicht sollte die Rockhal auf Ballermanngeduddel umsteigen, das Partivolk lässt sich von Corona-Restriktionen nicht abschrecken und feiert, wie beim Untergang der Titanic, munter weiter.
Oder es zeigt sich jetzt, dass Serge Tonnar gar nicht so beliebt und interessant ist, wie er selbst denkt
Tja, so wird einem in Erinnerung gerufen dass jedes Wort seine eigene Bedeutung hat. Und „beliebt“ ist nun mal kein Synonym für „bekannt“. Schon gar nicht bei einer Person wie Serge Tonnar.
Who is Serge Tonnar? Während andere Hallen in Europa Top-Musiker einladen – und die sind jetzt zu erschwinglichen Preisen zu haben, lädt die Rockhal Serge Tonnar ein. Peinlich. Und dabei hat Luxemburg auch echte und gute Musiker.
@Blücher: sehr guter Kommentar.
Mit “ Leck mech am Aasch, ech ginn op d’Belsch Plage “ rettet man die Musik mit Sicherheit nicht. Im Gegenteil, man trägt nur aktiv dazu bei, das Niveau -zumindest textmässig- zu senken. Herr Tonnar scheint sich nicht nur zu überschätzen, er tut es auch. Offensichtlich fehlt es ihm an Selbstkritik.
Ze behaapten dass de Virus beim Concert net do ass, stëmmt einfach net an ass héchstens Wonschdenken.
E Schnelltest ass einfach alles aneres wei eng 100% Sécherheet, dass een de Virus net matbréngt. Sou ass virun allem an den 3 asymptomeschen ufanks Deeg vun der Infektioun den Test oft falsch negativ.
Ech fannen dësen Aspekt geet am Artikel immens verschleiert a léisst een an enger falscher Sécherheet.
Ass hei nach keen op d’Idee komm dass d’Leit es einfach saat hun mat dem ganzen Testen- a Maskenzauber? Ech mengen nöt dass et um Musiker läit. Chapeau vir de Serge Tonnar deen sech getraut huet e kritescht Lidd zu deem ganzen Zirkus ze maachen.
@Lolo
Die Leute kommen nicht zu einem Konzert, wo ein Provinzmusiker – für den normalerweise die Arca in Bartringen noch zu groß ist – irgendein kritisches Lied über COVID 19 singt. Ich sage nicht, dass man nicht dahin gehen soll. Nur sollte man sich nicht wundern, wenn dann 600 Leute auftauchen. Ich finde das eigentlich noch super viel für einen Serge Tonnar.
@Paul
Dorunner haat ech och geduercht. Den Serge Tonnar geiff mech och net an Rockhaal lackelen.
“ Die Musik retten „. Für wen hält sich dieser Provinz-Troubadour eigentlich? Die ganze Welt hat auf den Musik Messias Tonnar aus Luxemburg gewartet um die Tonkunst zu neuem Leben zu erwecken.
Es gibt nicht viele Leute die Lust haben mit einer Maske auf ein Konzert zu gehen. Und schon gar nicht in einer stickigen Halle im Sommer. Deswegen hatte auch Rockafield und Food for your senses einen so grossen Erfolg. Die Leute hören im Sommer einfach lieber Musik draussen.