/ Vom Profitunternehmen profitieren: Der luxemburgische Verband macht sich den Ironman zunutze
Keinem ist es bislang so gut gelungen, den Triathlon-Sport zu vermarkten, wie der Ironman-Rennserie. Die Kommerzialisierung des Sports stößt auf Kritik. Seit 2013 ist Ironman in Luxemburg präsent. Der Triathlonverband versucht nicht, gegen den Giganten anzukämpfen, sondern machte ihn sich von Beginn an zunutze, um die Sportart voranzutreiben.
Ein kleiner Ausdauerlauf reicht schon lange nicht mehr und sogar Marathonläufe gehören schon zur Normalität. Nur die Harten kommen in den Garten und aus dem Grund müssen die sportlichen Herausforderungen für viele Hobbysportler immer extremer werden. So werden morgen ab 8.45 Uhr in Remich wieder rund 2.500 Menschen – darunter einige Profis, aber vor allem Freizeitsportler – in die Mosel springen und die 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen zurücklegen. Die Faszination an der Triathlon-Langdistanz ist seit Jahren ungebrochen.
Ein Unternehmen, das es perfekt versteht, diese Faszination in Geld umzusetzen, ist die World Triathlon Corporation (WTC). Die Tochterfirma der chinesischen Wanda Group ist Eigentümer des Markennamens Ironman und organisiert die gleichnamige Triathlon-Rennserie. Seit 2013 sind sie auch in Luxemburg aktiv und veranstalten den Ironman 70.3 Luxembourg – Région Moselle.
Die Marke Ironman hat sich bereits so etabliert, dass sie als Synonym für die Triathlon-Langdistanz steht. Dabei gibt es noch andere Rennen über die gleiche Distanz, die nicht zur Ironman-Serie gehören. Wobei die 70.3-Variante, wie sie in Luxemburg stattfindet, erst seit 2009 von der World Triathlon Corporation ausgetragen wird. Der Name 70.3 entspricht den amerikanischen Maßen mit 1,2 Meilen Schwimmen, 56 Meilen Radfahren und 13,1 Meilen Laufen, was in der Addition 70,3 Meilen ergibt. Der eigentliche Ironman, wie er in Hawaii stattfindet, geht über die doppelte Distanz. Wie das so ist bei Unternehmen, die den Sport zu gewinnbringenden Zwecken nutzen wollen, lässt Kritik nicht lange auf sich warten.
Die hohen Anmeldegebühren von weit über 200 Euro sowie die Tatsache, dass der Kommerz überhand über den Sport nimmt, sind einige Kritikpunkte, die regelmäßig zu hören sind. Im deutschen Roth hat man sich aus dem Grund vor Jahren von der WTC gelöst und sich der Challenge-Serie angeschlossen.
Große Anziehungskraft
Der luxemburgische Triathlonverband FLTri versucht nicht, gegen den Marktführer anzukämpfen, sondern macht ihn sich zunutze. „Die Ironman-Serie ist äußerst populär und somit ist dieses Rennen eine gute Möglichkeit für uns, um Werbung für unseren Sport zu betreiben“, sagt FLTri-Präsident Christian Krombach. Der nationale Verband, der für den Wettkampf die 35 Kampfrichter stellt, ist seit der ersten Auflage mit im Boot und trägt die luxemburgischen Meisterschaften über die Langdistanz im Rahmen des Ironman 70.3 in Remich aus.
Ein Triathlon über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) würde nicht annähernd so viele Sportbegeisterte anziehen wie die Langdistanz. „Der Ironman hat etwas Mythisches und schafft es somit, die Leute für unseren Sport zu begeistern“, sagt Krombach. Das steigende Interesse am Triathlonsport durch den Ironman sei spürbar.
Die FLTri profitiert nicht nur vom Rennen an sich, sondern auch vom Rahmenprogramm, zu dem neben einem großen Merchandising-Bereich, in dem es alle möglichen Artikel mit dem Ironman-Logo zu kaufen gibt, auch der Irongirl zählt. Ein Lauf nur für Frauen über 6,5 km, der bereits am Freitag stattfand. Am interessantesten für die FLTri dürfte aber der Ironkids sein. Der Name ist genau wie Ironman und Irongirl eine von der WTC geschützte Marke. Der Ironkids, der vom Verband mitorganisiert wird, ist die perfekte Gelegenheit, dem Nachwuchs Spaß am Triathlon zu vermitteln.
Anstatt zu versuchen, gegen die ohnehin bereits weit fortgeschrittene Kommerzialisierung des Sports anzukämpfen, hat die FLTri es verstanden, den Triathlonsport in Luxemburg mithilfe des Ironman voranzubringen. Eine Entwicklung, die in den kommenden Jahren wahrscheinlich weitergehen kann. Wie die Vertreter der Stadt Remich und der Moselregion am Freitag erklärten, ist man dabei, die letzten Details mit der World Triathlon Corporation zu klären, um den in diesem Jahr auslaufenden Vertrag um drei weitere Jahre zu verlängern.
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