Von Bettemburg in die Welt / Ein Blick hinter die Kulissen des CFL-Multimodal-Terminals
Der metallische Riese an der Autobahn A13 zieht seit seiner Eröffnung im Jahr 2017 viele neugierige Blicke auf sich – was steckt hinter den gewaltigen Containerflächen und den imposanten Kränen des CFL-Multimodal-Terminals in Bettemburg? Unsere Reportage bietet einen exklusiven Einblick in die Welt der Hochleistungslogistik und zeigt, wie dieser Knotenpunkt Europas täglich Hunderte Tonnen an Waren bewegt.
Im Süden Luxemburgs, auf der strategischen Schienenverbindung „Rail Freight Corridor 2“, liegt das CFL-Multimodal-Terminal, das Herzstück des Logistikparks „Eurohub Sud“. Dank seiner Lage, die zentrale Verkehrsrouten zwischen Nord und Süd, Ost und West kreuzt, kann das Terminal jährlich bis zu 600.000 Einheiten handhaben und versorgt damit nicht nur die Großregion, sondern ganz Europa mit wichtigen Gütern. Was von außen wie ein undurchdringliches Labyrinth wirkt, ist im Inneren eine hoch koordinierte Maschine, in der jeder Handgriff und jede Fahrt optimal aufeinander abgestimmt sind.
Automatisiert und effizient
Bereits am Einlass zeigt sich, wie stark das Terminal auf Technologie setzt. Kameras scannen die Kennzeichen der Lkws und lesen den sogenannten ILU-Code. Dieser Code ist der digitale Fingerabdruck der Fracht und identifiziert die Ladung, die später per Zug weitertransportiert wird. Fahrer, die regelmäßig das Terminal ansteuern, erhalten personalisierte Fahrerkarten, um die Prozedur beim Check-in zu beschleunigen. „So können wir sicherstellen, dass alles reibungslos läuft und die Wagen ohne Verzögerungen auf die vorgesehenen Gleise kommen“, sagt Paul Kronenberger, stellvertretender Direktor von CFL Terminals. „Und wir wollen den Prozess noch weiter vereinfachen.“
Die logistische Meisterleistung offenbart sich besonders in der beeindruckenden Geschwindigkeit, mit der Züge be- und entladen werden. Ein komplettes Umschlagverfahren dauert weniger als eine Stunde: 40 Trailer, verteilt auf 700 Meter Zuglänge, können in weniger als 55 Minuten umgeladen werden. Bei der Beladung mit einem Kran werden die Trailer oder Container mithilfe spezieller mobiler Kräne direkt von der Terminalfläche auf die Waggons gehoben. Der Kran erfasst den Container oder Trailer an speziell dafür vorgesehenen Hebepunkten und hebt ihn vertikal an, um ihn dann punktgenau auf den Waggon zu setzen.
Das Beladungsverfahren ohne Kran wird durch sogenannte Terminaltraktoren unterstützt. Diese Spezialfahrzeuge fahren die Trailer direkt auf die diagonal positionierten Güterwaggons. Der Trailer wird dabei vom Traktor auf die vorgesehene Ladefläche manövriert und dort gesichert. Das Logistikzentrum funktioniert ähnlich wie ein riesiges Lager, in dem jeder Container und Trailer einen genau festgelegten Platz hat. „Wir arbeiten hier mit einem Terminal-Management-System, das uns hilft, jederzeit die Position jeder Einheit zu kennen“, erklärt Kronenberger.
Effizienz ist das A und O, denn Verzögerungen und Missverständnisse können leicht eine Kaskade an Verspätungen auslösen. „Jeder Zug, der später ankommt, wirkt sich auf die Abläufe aus“, fügt er hinzu.
Ein Highlight ist auch die Steuerung der drei riesigen Kräne, die seit mittlerweile einem Jahr aus einem Kontrollturm erfolgt und nicht mehr direkt in den Steuerkabinen der Kräne. Die Bediener können die Kräne mit moderner Technik überwachen und die schweren Container und Trailer punktgenau verladen. Diese Remote-Bedienung ist nicht nur effizienter, sondern auch sicherer, da die Mitarbeiter ohne körperliche Belastung arbeiten können und mehrere Kräne gleichzeitig überwachen. „Natürlich behalten wir die alten Steuerkabinen für den Notfall“, erklärt Kronenberger, „aber die Digitalisierung hat hier vieles erleichtert.“
Das Terminal ist Tag und Nacht in Betrieb und passt sich dabei ständig an die Kundenbedürfnisse an, etwa in den besonders geschäftigen Vorweihnachtsmonaten, wenn zusätzliche Züge eingeplant werden müssen. Um diese logistische Herausforderung zu meistern, arbeiten die Teams rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. 102 Mitarbeitende halten das Terminal Tag und Nacht am Laufen, verteilt auf drei Schichten.
Neben der anspruchsvollen Technik ist die menschliche Kompetenz nämlich unerlässlich, um alle Abläufe sicher und effizient zu gestalten. Auch Frauen finden zunehmend ihren Platz im Terminalbetrieb, obwohl es, wie Paul Kronenberger erklärt, vor allem durch die Schichtarbeit schwer ist, ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu erzielen. „Es ist keine einfache Aufgabe, Frauen für diesen Beruf zu gewinnen, da die Anforderungen nicht besonders familienfreundlich sind“, erklärt Kronenberger. Dennoch bemüht sich CFL aktiv darum, mehr Frauen für die Arbeit im Terminal zu gewinnen.
Der tägliche Rhythmus: Logistik in Zahlen
Innerhalb der gigantischen Fläche von 33 Hektar bewegt sich alles präzise getaktet. Züge fahren ein, werden entladen, und neue Ladungen werden zielgerichtet aufgeladen. Pro Tag rollen hier zwischen 350 und 400 Lkws durch das Terminal, auch wenn die Kapazität bis zu 1.600 Fahrzeuge fassen könnte. „Wir arbeiten darauf hin, diese Kapazitäten zu nutzen, aber natürlich benötigen wir dann auch mehr Personal“, erklärt Kronenberger. In Spitzenzeiten wie donnerstags, dem verkehrsreichsten Tag der Woche, wird das volle Potenzial des Terminals sichtbar. Dann werden durchschnittlich zehn Züge abgefertigt – zehn kommen an, zehn fahren ab. Besonders wichtig ist dabei ein reibungsloser Ausgleich zwischen Ein- und Ausgang: „Das muss alles in Balance sein“, erklärt Kronenberger, „denn die Züge müssen schnell beladen und abfahrbereit sein, damit der Kreislauf funktioniert.“
Die intermodalen Verbindungen erstrecken sich von Skandinavien bis nach Spanien, Polen und die Türkei. Täglich fahren Züge nach Lyon, Triest oder Halkali. Die durch das Terminal transportierten Güter sind ebenso vielseitig wie die Ziele, die sie erreichen. „Einige Güter werden bei uns nur durchgeschleust, andere kommen hierher, um in der Region verarbeitet zu werden“, erzählt Kronenberger. Von Lebensmitteln und Getränken über Holz und Chemikalien bis hin zu Hightech-Industriegütern wird hier eine beeindruckende Vielfalt an Waren abgewickelt.
Herausforderungen und Innovationen
Als Anlage, die überwiegend aus versiegelten Flächen besteht, hat das Terminal eine spezielle Infrastruktur für die Wasserregulierung installiert. Auf den ersten Blick unsichtbar, ist die Bewältigung von Regenwasser eine enorme Herausforderung, die kontinuierlich überwacht wird.
Die LED-Beleuchtung des Terminals ist speziell für den Nachtbetrieb konzipiert. Anfangs gab es Beschwerden über die Lichtverschmutzung, was CFL Multimodal dazu veranlasste, den Winkel und die Intensität der Beleuchtung anzupassen. Jetzt sind die Lichter genau auf die gesetzlichen Grenzwerte eingestellt und beleuchten nur das, was beleuchtet werden muss – ein Balanceakt zwischen Sicherheit, Funktionalität und Rücksichtnahme.
Die Sicherheit ist eine der höchsten Prioritäten des Terminals. Sämtliche Frachtcontainer und Anhänger werden in einer detaillierten Gabarit-Kontrolle nach strengen Vorschriften überprüft, bevor sie auf die Reise geschickt werden. Lose Planen oder beschädigte Strukturen könnten sonst durch die hohen Transportgeschwindigkeiten verheerende Folgen haben. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sagt Kronenberger, während er auf die „Speed-Repair“-Stationen verweist, wo kleine Reparaturen schnell und unbürokratisch durchgeführt werden, um die Fahrbereitschaft der Trailer zu garantieren.
Effizienz und Nachhaltigkeit
In einer Zeit, in der der Verkehrssektor zunehmend auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, setzt auch die CFL immer mehr auf umweltfreundliche Alternativen, wie beispielsweise elektrische Terminaltraktoren, die Diesel-Modelle ersetzen. Die Umstellung auf Elektromobilität ist also im vollen Gang. „Unsere Kräne und ein Großteil der Terminalfahrzeuge sind elektrisch betrieben. Bald werden alle unsere Transporttraktoren elektrisch sein“, so Kronenberger.
Während der Einsatz von Elektrolastwagen noch neu ist, gibt es bereits zwei Ladestationen, an denen Lkws während der Pausen aufgeladen werden können. Diese Initiativen zeigen, dass sich der Güterverkehr auf eine nachhaltigere Zukunft vorbereitet. „Alles, was sich elektrifizieren lässt, wird elektrifiziert“, so Kronenberger. Auch wenn der Weg dorthin ein langer Prozess ist, steht das Ziel fest: Die großen Distanzen sollen langfristig durch die Bahn abgewickelt werden, während für die „First & Last Mile“ emissionsärmere Antriebe genutzt werden sollen.
Der Blick hinter die Kulissen des CFL-Multimodal-Terminals zeigt, wie weit moderne Logistik und Effizienz heute reichen können – und wie entscheidend präzise Abstimmung und technische Innovationen für den Transport von Waren quer durch Europa sind. Der graue Riese an der A13 ist dabei nicht nur ein logistischer Knotenpunkt, sondern ein Ort, der jeden Tag die Vielfalt und Dynamik unserer globalen Handelswege spiegelt.
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