Projekt „Schlasskéier“ / „Von Bettenabbau war nie die Rede“: Ausbau der medizinischen Versorgung im Norden
Allzu oft machten sich die Bürger aus dem Norden Luxemburgs bereits Sorgen um den Fortbestand der Wiltzer Klinik St. Joseph. In den 1980er und 1990er Jahren stand sie mehrmals kurz vor dem Aus, doch es ist der damaligen Verwaltung und auch der Fusion mit dem Ettelbrücker Klinikum aus dem Jahre 2010 zu verdanken, dass es in Wiltz auch heute noch immer ein Spital gibt.
Das Projekt „Schlasskéier“, das vor wenigen Tagen vorgestellt wurde, hat erneut für Aufregung im Ösling gesorgt. Doch dies sei absolut unbegründet, versichern sowohl der Direktor des „Centre hospitalier du Nord“, Dr. Paul Wirtgen, als auch der Wiltzer Bürgermeister Frank Arndt.
„Jetzt werden erneut Betten in unserer Klinik abgebaut“, so Félix N. (66) aus Wiltz. „Wir hier oben sind wohl Bürger zweiter Klasse …“ So oder so ähnlich reagierten zahlreiche Einwohner der Ardennenstadt und der umliegenden Ortschaften bis hoch oben in den Nordzipfel, als sie vom Projekt „Schlasskéier“ hörten, das vor wenigen Tagen im Beisein von u.a. Gesundheitsministerin Paulette Lenert und Sozialminister Claude Haagen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. „Wir haben ein Recht auf die gleiche medizinische Versorgung, wie sie die Bürger im Zentrum oder Süden des Landes genießen“, gibt Carine M. (54) aus Clerf zu verstehen.
Diese Sorgen der Öslinger sollte man nicht einfach in den Wind schlagen, doch es lohnt sich, das Projekt „Schlasskéier“, das ja nun der Grund für die Aufregung ist, zum besseren Verständnis einmal genauer zu betrachten. Wir trafen uns am Montagmorgen mit CHdN-Direktor Dr. Paul Wirtgen und dem Wiltzer Bürgermeister Frank Arndt.
Regionale Aufteilung
Die Gemeinde Wiltz und das CHdN haben das genannte Projekt zusammen ausgearbeitet. Doch um was geht es dabei genau? – „Wir wollen unweit der bestehenden Klinik eine rund 3.000 Quadratmeter große Struktur errichten, um damit die medizinische Versorgung im Norden auszubauen“, so Wirtgen. „Was das bestehende Krankenhaus anbelangt, mussten wir umdenken. Diese Einrichtung verfügt u.a. über drei OP-Säle und insgesamt 82 Betten, davon 30 im Reha-Bereich (Belegung: 98%). Die restlichen 52 sind Akutbetten, die laut unseren Statistiken aber nur eine Belegung von um die 29 Prozent aufweisen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass in der Wiltzer Klinik die Chirurgie fast nur noch ambulant geschieht, das heißt, dass diese OPs keine oder nur kurze Aufenthalte in einem Klinikbett mit sich bringen. Größere Operationen werden in Ettelbrück durchgeführt.“
Die 52 Akutbetten in Wiltz werden aber weiter bestehen bleiben, versichern Arndt und Wirtgen unsisono – doch sie sollen die Funktion von geriatrischen Akutbetten übernehmen. „Dies geschieht erstens nach den Vorgaben des Gesetzes von 2018, das u.a. eine regionale Aufteilung medizinischer Spezialabteilungen vorsieht, und zweitens erlaubt es uns, geriatrische Fälle mit einem längeren Klinikaufenthalt aus dem CHdN nach Wiltz verlegen zu können, um so diese Akutbetten (Belegung: 83%) in Ettelbrück für eventuelle dringende Notfälle freizubekommen.“
Klinik und „Maison médicale“
Zu der bestehenden Klinik soll nun mit dem neuen Projekt „Schlasskéier“ eine zusätzliche medizinische Einrichtung in Wiltz geschaffen werden, die unter anderem drei moderne OP-Säle, einen Raum für endoskopische Untersuchungen sowie ein weiteres IRM-Gerät („Imagerie par résonance magnétique“/MRT) und einen Scanner beherbergen wird. Dazu kommt eine Poliklinik für die sogenannten „petites urgences“ oder „urgences debout“. Rund 940 der insgesamt 3.000 Quadratmeter großen Fläche werden von der Gemeinde Wiltz angemietet, um dort das „Centre médical des Ardennes“ unterzubringen.
Das CHdN Wiltz wird in Zukunft also aus zwei Krankenhausstrukturen bestehen, deren Aufgaben voneinander abgegrenzt sind, sich aber ergänzen: Die „Clinique Saint-Joseph“ wird die stationären Behandlungen in der Geriatrie und der geriatrischen Rehabilitation sowie die Tagesklinik für geriatrische Rehabilitation beherbergen, das Zentrum „Schlasskéier“ wird nach seiner Fertigstellung die ambulanten Diagnose- und Behandlungsdienste aufnehmen, die derzeit in der St.-Joseph-Klinik angesiedelt sind: Auf einer Etage werden die außerplanmäßige Poliklinik, die Abteilung für medizinische Bildgebung, die OPs und die chirurgische Tagesklinik zusammengefasst. Zudem werden Synergien mit den Arztpraxen geschaffen, die im „Centre médical des Ardennes“ in den beiden oberen Stockwerken des „Centre Schlasskéier“ zur Verfügung stehen.
Die Baugenehmigung für das neue Projekt könnte im Laufe dieses Jahres erteilt werden, sodass die Vorbereitungsarbeiten auf dem Grundstück Ende 2023 in Angriff genommen werden könnten. Der Bau der ersten Ebene des angeschlossenen Parkhauses mit 159 Stellplätzen soll 2024 beginnen.
Was die medizinische Notfallversorgung im Norden des Landes anbelangt, gab Bürgermeister Frank Arndt am Schluss unserer Unterredung noch Folgendes zu verstehen: „Seit vergangenem Jahr ist während der Wintermonate ein Notarzt-Dienst samt Einsatzwagen in Wiltz stationiert. Sowohl geografisch als auch medizinisch gesehen wäre es sinnvoll, diesen SAMU-Dienst künftig das ganze Jahr über in Wiltz zu haben.“ Diese Aussage quittierte Dr. Paul Wirtgen mit einem deutlichen Kopfnicken.
- Auf dem Weg Richtung Referendum: Bürgerinitiative gibt sich optimistisch - 19. November 2024.
- Rösterei und Kaffeehaus „Collette Coffee Craft“: Sandra und Thomas bitten zum Kaffee - 28. Oktober 2024.
- Mehr Raum für Aufenthalts- und Lebensqualität: Änderungen am Diekircher Mobilitätskonzept - 15. Oktober 2024.
Bei enger Urgence brauch een och emmer ee Minimum un Better, oder loossen mer direkt all Leit um Gang ?