Düdelingen / Von „Covid-Hunden“ und einem Tierheim-Umzug auf vier Pfoten
In drei Monaten beginnt der Ausbau des Düdelinger Tierasyls. Mehr Platz und zusätzliche Lebensqualität für die treuen Vierbeiner, bessere Arbeitsbedingungen für die Betreuer: Die Verantwortlichen des „Asile régional pour animaux“ blicken 2023 mit positiven Gedanken entgegen – trotz der traurigen Einzelschicksale, mit denen sie sich tagtäglich beschäftigen. Ein Tierheim-Rundgang.
Kein passendes Geschenk für unter die Tanne: Es ist wohl nicht einmal böse Absicht, doch Vierbeiner sind keine Präsente – auch nicht an Weihnachten. „Sich ein Tier anzuschaffen, ist eine langfristige Investition“, formulierte es Sarah El Khal, ehrenamtliche Helferin im Düdelinger Tierasyl. Die Lebenserwartung von Hunden liegt bei etwa 15 Jahren, bei Katzen sind es rund 20. „Da muss man sich im Vorfeld Gedanken machen, ob man bereit ist, diese Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Was macht man beispielsweise mit dem Hund, wenn man in Urlaub fährt?“ Erst einmal im Asyl abgegeben oder von Tierfängern aufgegriffen, wird es für so manchen Vierbeiner schwer, das Asyl je wieder zu verlassen. Podengo-Mischling Luna und Weimeraner Plato sind beide schon rund zehn Jahre in der Obhut des Düdelinger Tierheims. Plato gehört als großer, schwarzer Hund nicht zu der Kategorie mit den besten Aussichten auf Vermittlung. Junge Kätzchen und süße Welpen stehlen älteren Semestern mit eigensinnigen Charakterzügen eben meist die Show.
In guten Händen: Dass irgendwann in Zukunft keine Tierasyle in Luxemburg mehr vonnöten sein werden, daran glaubt man in Düdelingen nicht. Denn die Anzahl der importierten Tiere ist außer Kontrolle geraten. „Massenweise“ werden beispielsweise weiterhin Hunde aus Rumänien oder Griechenland ins Land gebracht, die dort auf der Straße lebten. In verschiedenen Fällen klappt die Sozialisierung, doch die Problemfälle landen früher oder später im Asyl und gelten dann als schwer vermittelbar. Noch problematischer sind die Anzeigen in den sozialen Netzwerken: Tiere werden wie Waren gehandelt und verkauft. Entmutigen lässt man sich in Düdelingen nicht: Vom Thema Hundeführerschein für bestimmte Rassen bis hin zu Fortbildungen und „Premium-Futter“, das sich in der Garage stapelt: „Das Wohl der Tiere hat oberste Priorität“ – und dafür engagieren sich sämtliche Helfer und Angestellten. „Die Idee, dass man das Asyl nicht mehr braucht, ist utopisch.“
Die „Covid-Hunde“: Seit Juni machte sich ein rascher Anstieg bei den Zahlen der ausgesetzten Tiere in Luxemburg bemerkbar. Ein Problem, das nicht nur die Tierpfleger im Süden des Landes beschäftigte. In Düdelingen standen teilweise bis zu 15 Hunde auf der Warteliste, um einen der begehrten Plätze im Asyl zu bekommen. Andere wurden von ihren überforderten Herrchen ausgesetzt, gar an Bäume angeleint und dem Tod ausgeliefert. Die Dunkelziffer der Aussetzungen sei schwer auszumachen, sagt man im Tierheim. „Die meisten, die daraufhin bei uns landeten, waren zwischen einem und zwei Jahren alt“, erklärt El Khal – und nennt dieses Phänomen „die Covid-Hunde“, für die nach überstandenen Lockdown-Zeiten kein Platz mehr im Familienalltag blieb. Im ersten Pandemie-freien Sommer wurden zudem viele Wohnungskatzen abgegeben, sei es wegen Umzügen oder Allergien. Umgekehrt gab es während der Pandemie im Tierheim nicht mehr Adoptionsanträge als sonst auch.
Kein fixes Einkommen: Das Düdelinger Tierasyl lebt von Geldspenden oder Patenschaften. Die Gemeinde kommt für laufende Kosten bei Wasser, Strom und Gas auf – alles andere muss eigenständig finanziert werden. Gemeint sind die Gehälter der acht Angestellten, die den größten Teil der Ausgaben ausmachen. Ins Gewicht fallen aber ebenfalls die Tierarztkosten. Im Durchschnitt sind zwei bis drei wöchentliche Besuche in der Praxis fällig – fühlt sich ein Vierbeiner schlecht, sogar mehr. Fundtiere werden ebenfalls gleich zur Untersuchung zum Tierarzt gebracht. Hochgerechnet sind das bis zu 470.000 Euro an laufenden Kosten, die jährlich anfallen. „Da kommt schon viel zusammen. Doch als Asyl haben wir kein fixes Einkommen“, sagt Sarah El Khal. Die Adoption einer Katze kostet 150 Euro (geimpft, gechipt, getestet, kastriert), bei Hunden sind es 350 Euro.
Die Helfer: Während die Alltagsanforderungen des Asyls vor rund zehn Jahren noch eher als Ein-Frau-Betrieb von Marianne Misteri gestemmt wurden, sind mittlerweile acht Personen im Parc Léih fest eingestellt. Hinzu kommen die rund 30 Freiwilligen, die meist einmal pro Woche mit anpacken: „Sie werden ausgebildet und haben feste Einsatzzeiten. Es ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, um sich mit den Tieren zu amüsieren oder Gassi zu gehen. Zu den Aufgaben gehören auch die Adoptionen, die Kontakte oder aber der Empfang für die Tiere, die hier abgegeben werden.“
So verläuft die Adoption: Wer sich auf der Internetseite des Asyls schlau gemacht hat – und in der Liste einen möglichen neuen Stubentiger oder eine Fellnase gefunden hat –, dem wird nach der ersten Kontaktaufnahme auch ein Fragebogen vorgelegt. Erst danach wird ein erster Kennenlerntermin organisiert. „Bei den Hunden gibt es zudem eine Vorkontrolle zu Hause, damit wir uns sicher sein können, dass es für beide Seiten passt. Uns geht es darum, eine dauerhafte Lösung zu finden – und im Sinne des Tieres zu handeln. Da der Fragebogen bereits viele Auskünfte gibt, werden auch viel weniger Tiere später zurückgebracht“, erklärte El Khal. „Es ist nicht immer der erste Interessent, der das Tier dann auch tatsächlich adoptieren darf.“ Auch bei den Katzen gibt es ein paar klare Regeln. So werden die ganz jungen nur im Doppelpack vermittelt, es sei denn, im Haushalt wohnt bereits eine andere Katze.
Die Namen: Einzigartigkeit ist Sabine Lessnig bei ihren Samtpfötchen wichtig. Sechs Tage die Woche ist die 59-Jährige im Tierheim, seit mehreren Jahren ist sie für den Katzenbereich zuständig. Kater Fosco beispielsweise wurde vor drei Monaten in Düdelingen abgegeben. Gesucht hat ihn offenbar niemand, einen Chip besaß das schwarz-weiße Kerlchen ebenfalls nicht. „Da er in Foetz aufgegriffen wurde, bekam er das F – und daraufhin seinen Namen. Wir versuchen, ihnen besondere Namen zu geben, mit Wiedererkennungswert.“
Mehr Platz in Aussicht: Der Aus- und Umbau des Asyls wurde um ein paar Monate nach hinten verschoben und soll nun im kommenden März beginnen. Um die Vierbeiner so wenig wie möglich zu stressen, wird zuerst der neue Tierheim-Komplex neben dem bestehenden Gebäude entstehen. Sobald die ersten Räume bezugsfertig sind, werden die Vierbeiner nach und nach umziehen. Erst zum Schluss wird die bestehende Infrastruktur rundumerneuert. Finanziert wird der Bau von der Düdelinger Gemeinde und dem Agrarministerium. „Wir steuern das hinzu, was wir können“, sagt El Khal. „Nachher wird es auf jeden Fall besser für alle sein – für die Tiere und für uns.“ Größere Zwinger, mehr Kapazitäten und ein medizinischer Raum sind vorgesehen. „Zwar besteht danach die Möglichkeit, mehr Tiere aufzunehmen, doch das ist nicht der Sinn und Zweck. Im Moment ist die Auslastung bereits grenzwertig“, so Sabine Lessnig. „Wir können die Babykatzen nicht mit den erwachsenen Katzen unterbringen, Freigänger und Wohnungskatzen sind voneinander getrennt. Zudem gibt es immer wieder Fälle, bei denen Spezialfutter oder Krankheiten das Zusammenleben mit anderen unmöglich machen.“ Engpässe wie bisher, bei denen von Zeit zu Zeit ein Hund notgedrungen in der Küche und ein anderer in den Büroräumen untergebracht war, wird es nach dem Umzug im Idealfall dann nicht mehr geben (müssen).
Im Überblick
Internet: www.asile.lu, info@asile.lu
Besuchszeiten: Auf Anfrage
Adresse: 45, rue de la Forêt, L-3471 Düdelingen
Telefonnummer: 288 00 244
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An alle Fellnasen schöne Weihnachten, ein gefüllter Fressnapf, eine trockene Decke und paar Streicheleinheiten. Auf dass ihr nächstes Jahr bei einem lieben Herrchen und Frauchen ein permantes Zuhause findet… wuff! 🐶