Energiekrise / „Von den Subventionen ausgeschlossen“ – Luxemburgs Heizöl-Haushalte und die Hilfspakete
Einst heizte das halbe Land mit „Mazout“. Inzwischen gehören Heizöl-Heizungen zu einer aussterbenden Art. Aber noch immer müssen viele Haushalte in Luxemburg ihre großen Tanks mit Heizdiesel füllen, um die vier Wände im Winter warm zu bekommen. Von riesigen Hilfspaketen, die ihre wegen der Energiekrise ebenfalls gestiegenen Kosten dafür abfedern, profitieren sie aber weit weniger als jene Haushalte, die mit Gas heizen.
„Sie müssen den vollen Preis bezahlen – sie wurden von den Subventionen ausgeschlossen.“ Das sagt Nico Hoffmann, Präsident des Luxemburger Verbraucherschutzes ULC. Was Hoffmann meint, sind Haushalte, die in Luxemburg mit Heizöl heizen. „Es gibt viele Häuser, vor allem in ländlichen Regionen im Norden, im Éislek, im Osten, die müssen damit heizen“, sagt er. Dort könne man nicht „von heute auf morgen“ die Art und Weise ändern, mit der man das Haus auf Temperaturen bekommt.
Es gäbe Haushalte mit einem Verbrauch von 3.000 bis 4.000 Litern Heizöl. „Da hätte man einen Deckel machen müssen, mit Subventionen“, sagt Hoffmann. „Wir sind in einer Ausnahmesituation. Wir kommen aus einer Pandemie raus und sind in einer Kriegssituation – alle Preise sind im drastisch in die Höhe gegangen.“ Man hätte effektiv mehr Seiten helfen sollen.
Wer heizt mit Heizöl?
Die Zahl der Haushalte, die in Luxemburg mit Gas heizen, ist relativ gut erforscht: 81.029 „consommateurs résidentiels“ zählte das Regulierungsinstitut ILR im vergangenen Sommer in seinem Bericht über die Gasmarktzahlen 2021 auf. Bei Haushalten, die andere Methoden zum Heizen benutzen, ist die Datenlage aber dünner. So ist die Zahl der Ölheizungen in Luxemburg ein erstaunliches Mysterium. Das Problem ist unter anderem, dass es keine einheitliche Erfassung gibt, ergeben Tageblatt-Recherchen. Die Lieferanten arbeiten dezentral, es gibt keine Verpflichtung der Erhebung. Die letzten offiziellen Daten? Stammen von der Volkszählung 2011. Die, die bei der Volkszählung im Jahr 2021 erhoben wurden, „müssen erst noch vollständig kompiliert und verarbeitet werden“, sagt Statec auf Anfrage. Im Sommer 2023 wird das voraussichtlich so weit sein.
Seit 2011 schätzt die Luxemburger Statistikbehörde also mehr oder weniger, wer womit die Bude warm bekommt. Die regelmäßigen „Erhebungen über die Wirtschaftsrechnungen der privaten Haushalte“ können offenbar nur marginal widerspiegeln, was in der realen Welt heiztechnisch passiert. So erklären sich auch massive Schwankungen in der Statistik. Für das Jahr 2019 rechnet die Behörde mit 69.980 Haushalten, die mit Öl heizen. 2020 sind es 54.344 – fast ein Viertel weniger. 2021 schnellt die Zahl dann wieder auf fast 63.000. Ein plötzlicher Boom rußender Ölkessel kann in diesem Jahrzehnt wohl ausgeschlossen werden. Wie kommt es also zu den Sprüngen? „Das liegt in der Methode der Erhebung“, antwortet das Statistikamt. Die Befragungen zum Haushaltsbudget, also die „Enquêtes budget des ménages“, hätten 2020 wegen der Covid-Pandemie nur reduziert stattgefunden. „Diese Abweichung ist somit auf die Methodik und nicht auf einen sozioökonomischen Grund zurückzuführen.“
Abweichungen gibt es aber nicht nur je nach Methodik. Auch unterschiedliche Luxemburger Behörden scheinen mit unterschiedlichen Daten zu hantieren. Während Statec den Anteil der Heizöl-Heizungen im Jahr 2021 bei 23 Prozent sieht, geht das Energieministerium von 32,9 Prozent aus. Als Datenquelle für diese Auskunft nennt das Ministerium ebenfalls Statec. „Die Zahlen, die wir erhalten haben, waren provisorisch. So kann sich dieser Unterschied erklären“, sagt ein Sprecher des Energieministeriums dazu.
Großer Unterschied im Hilfsvolumen
Methodik oder nicht – der Zahlenwirrwarr wird zum Problem, wenn unterschiedliche Arten vom Heizen in der Energiekrise unterschiedlich unterstützt werden. Und das ist in Luxemburg der Fall: Gaskunden müssen seit Mai 2022 keine Netzkosten mehr bezahlen. Seit Oktober ist für sie ein Maximalpreis festgelegt, der das Preisniveau auf höchstens 15 Prozent über dem vom September festschraubt – also vor den großen Preiserhöhungen der Versorger. Menschen, die mit Öl heizen, bekommen ebenfalls Unterstützung, aber anders: Es gibt eine Art Tankrabatt, der sich ab Mai auf 7,5 Cent und seit Ende Oktober auf 15 Cent pro Liter beläuft.
Wie unterschiedlich die Subventionen sind – oder die Anzahl der Haushalte – machen die öffentlichen Ausgaben für die Rabatte deutlich: Für den Gaspreisdeckel, der ab Oktober galt, gab der Staat im vergangenen Jahr 55 Millionen Euro aus, wie das Energieministerium auf Tageblatt-Anfrage erklärt. Hinzu kommt die Übernahme der Netzkosten beim Gas, womit die (Gas-)Verbraucher seit Mai 2022 und bis Jahresende um 25,2 Millionen Euro entlastet wurden. In der Summe sind die Hilfsleistungen für Gas-Heizer alleine im Jahr 2022 also 80,2 Millionen Euro groß. Insgesamt, also bis Ende 2023, sah der Staat bei der Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes für die Gas-Hilfe ein Budget von 505 Millionen Euro vor.
Der Betrag, mit dem der Staat jenen Haushalten unter die Arme greift, die mit Öl heizen, ist dagegen überschaubarer: Bis Ende Dezember beliefen sich die Ausgaben für die Heizöl-Zulagen laut Finanzministerium auf 11,2 Millionen Euro.
Heizöl seit 2020 viel teurer
Dabei haben auch Haushalte, die mit Öl heizen, mit stark gestiegenen Kosten zu kämpfen. Anfang 2020 kostete der Liter Heizöl sagenhafte 30,9 Cent. Diese Zeiten sind aber wohl endgültig vorbei. Am Montag lag der Preis für die schwefelarme Variante bei einer Abgabemenge von mehr als 1.500 Litern bei 96,5 Cent, der für die schwefelfreie bei 98,4.
Legt man die Statec-Haushaltsbefragungen zugrunde, heizten im Jahr 2021 insgesamt 65.953 der damals rund 270.000 Haushalte in Luxemburg mit Öl. Anhand der verbrauchten Heizölmenge in jenem Jahr errechnet Statec so einen durchschnittlichen Verbrauch von 2.455 Litern pro Haushalt. Tankte ein Ölhaushalt einmal im Jahr 2.500 Liter, zahlte er 2020 aufs Jahr gemittelt 1.096 Euro für schwefelarmes Heizöl. Im Jahr 2021 waren es 1.655 Euro. Und 2022? 2.963 Euro, also fast dreimal so viel wie nur zwei Jahre zuvor. Und zwar inklusive Tankrabatt.
Anders als die Spritpreise, die per großherzoglicher Verordnung gesenkt werden konnten und am 13. April pauschal um 7,5 Cent gesenkt wurden, mussten die Rabatte aufs Heizöl erst durch die Chamber. Dort wurden sie Ende April verabschiedet, erst am 16. Mai wurden sie wirksam, am Tanklaster selbst schlugen sie laut der Chronik des „Groupement énergies mobilité Luxembourg“ auf petrol.lu am 17. Mai zu Buche. Aber bei den Eigentümern von Ölheizungen wird ein Blick auf die Preise an diesem Tag wohl nur ein müdes Lächeln hervorgerufen haben. Denn am selben Tag, als der Rabatt angewandt wurde, stiegen die Preise marktbedingt einmal mehr stark an. So stark, dass der Liter schwefelarmes Mazout unterm Strich sogar fast drei Cent teurer war als am Vortag, als der Rabatt noch nicht angewandt wurde. Durchschnittlich, und aufs ganze Jahr 2022 geblickt, entlastete der Heizölrabatt die Verbraucher um 9,4 Cent pro Liter. Sprich: Der 2.500-Liter-Haushalt hätte ohne Rabatt 3.198 Euro anstatt der oben erwähnten 2.963 gezahlt – ein Unterschied von 235 Euro.
Haushalte, die mit Gas heizen, stehen anders da. In einem Flyer rechnet die Regierung vor, wie groß die Ausgaben für das Beheizen eines mit unserem Ölhaushalt vergleichbaren Einfamilienhauses mit einem Verbrauch von 2.500 Kubikmetern Gas sind: Dank Preisdeckel und Netzkostenübernahme betragen sie 2.500 Euro – anstatt 5.010 Euro. Ein Unterschied von 2.510 Euro. Die Rechnung für eine Wohnung mit einem Verbrauch von 1.000 Kubikmetern Gas wird durch Preisdeckel und Netzkostenübernahme von 2.085 Euro auf 1.030 Euro reduziert, ein Unterschied von 1.055 Euro.
Die Regierung geht in ihrem Rechenexempel von Subventionen aus, die ein komplettes Jahr fließen. Das ist erst in diesem Jahr der Fall, aber Gassubventionen wie auch Heizölrabatt gelten noch bis Ende 2023. Wie sich der Gaspreis im vergangenen Jahr auf die Kunden ausgewirkt hat, erklärt der Gasversorger Encevo auf Tageblatt-Anfrage. Demnach gab es dort 2022 insgesamt vier Preiserhöhungen. Der größte Schub kam – wie damals von den Versorgern angekündigt – erst im Oktober, als auch der Preisdeckel wirkte. Letztendlich ergibt das laut Encevo für 2022 folgende Einsparungen: Der größere Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2.500 Kubikmetern Gas hätte im Jahr 2021 noch insgesamt 1.559 Euro bezahlt. Ohne staatliche Maßnahmen wären es 2022 insgesamt 3.417 Euro gewesen – mit den Maßnahmen waren es nur 2.516 Euro. „Ein Kunde mit einem Jahresverbrauch von 1.000 Kubikmetern hätte im Jahr 2021 699 Euro gezahlt“, erklärt ein Sprecher. „Im Jahr 2022 hätte er ohne staatliche Maßnahmen 1.444 Euro bezahlt, gegenüber 1.047 Euro mit Maßnahmen.“
Klar ist: Von den Launen der Märkte – Stichwort Dieselboykott – sind die Heizölkunden mit dem Tankrabatt wesentlich schlechter beschützt als die Gaskunden mit ihrem Preisdeckel. Egal ob der Liter Mazout 90 Cent oder 2,30 Euro kostet – Heizölheizer bekommen bis nur einen Zuschuss von 15 Cent. Den Gaskunden kann der Weltmarktpreis dagegen egal sein – sie zahlen bis Ende 2023 nicht mehr als im Oktober 2022.
Einkaufsstrategie versus Tagespreis
Ist ein solcher Vergleich fair? Klar ist: Gas kann man nicht tanken, wenn der Tagespreis gerade günstig ist. Umgekehrt kehrte der Heizölpreis seit der Preisexplosion im März 2022 nur für eine halbe Woche im Dezember unter die 1-Euro-Marke, ein Wert, der vor Krieg und Krise unerreichbar schien. Heizölkunden profitieren auch nicht von den langfristigen Einkaufsstrategien der Versorger.
Bei der Berechnung der Inflation – und damit der Indextranchen – spielen die Verbraucherpreise beim Gas eine andere Rolle als die für Heizöl. „Die Gewichtung von Gas ist 12,7 Punkte und Heizöl ist 7 Punkte“, erklärt ein Statec-Sprecher. So fällt der Preis von Gas mit 1,8 Prozent in der Inflationsberechnung zu Buche – der von Heizöl aber nur mit 1,0 Prozent. Für die Gewichtung der einzelnen Produkte bei der Inflationsberechnung zieht Statec nicht nur die Haushaltsbefragungen zurate, sondern die „volkswirtschaftliche Gesamtrechnung“. Die Haushaltsbefragungen fließen darin zwar auch ein, aber dienten mehr zur Kontrolle und Abgleich. Ein Statec-Sprecher erklärt: „Für die Berechnung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden Import- und Exportstatistiken erfasst, ebenso die Produktionsdaten durch viele verschiedene Erhebungen bei den Unternehmen.“ Zusätzlich würden administrative Daten verwendet. „Durch all diese Statistiken wissen wir, wie viel Heizöl und Gas importiert wurde, und wie viel durch Unternehmen – zum Beispiel in der Industrie – und wie viel durch Haushalte verbraucht wurde“, sagt der Statec-Sprecher.
Ob die Statec-Daten zum Heiztyp der Luxemburger nun die absolute Realität darstellen oder nicht, sie weisen definitiv auf einen langfristigen Trend hin: Ölheizungen sind ein Modell, das seine besten Tage hinter sich hat. Während auf der Tabelle der Statistikbehörde im Jahr 2005 noch ein Patt zwischen Gas und Öl herrschte – beide wärmten 49,7 Prozent der Luxemburger Haushalte – nahm die Bedeutung der Ölbrenner stetig ab und die der Gasthemen zu. Seit den 2000er-Jahren wurden Gasheizungen in Luxemburg immer mehr zum Standard. Der Grund ist praktischer Natur: Es wurden immer mehr Gasleitungen verlegt – und es wurden Effizienzbestimmungen für den Wohnungsbau eingeführt, bei denen die Ölbrenner schlechter abschnitten. Dazu gab es auch weitere, handfeste Vorteile: Gasheizungen hatten preisliche Vorteile – und sie brauchen keinen riesigen Tank, der einen ganzen Kellerraum belegt. Gas schien die Heizmethode der Wahl für die Luxemburger zu sein. Bis jetzt.
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Bitte kein Mitleid für diese fossilen Dinos. Seit 30 Jahren ist jedem der es wissen will bekannt, dass Heizöl nicht die Zukunft ist. Warum soll nun der Steuerzahler für die Ignoranz dieser Hausbesitzer einspringen? Und sofern es Mieter sind, sollte der Vermieter für die Mehrkosten einspringen.
Kann jemand sagen was eine nachhaltige und sparsame Heizung ist. Jedes System hat Vor-Nachteile. Alle haben etwas gemeinsam, sie benötigen Strom. Ich liebe meinen Holzofen.
Bux,merci fir ärt Kompliment,eng Grimmel niëwt dem Dill……Et muss dach awer eppes gemeet gin fir deï Emwelt-Kata‘ esou kleng eweï meïgelich ze haalen,mee,deï ganz Geschicht ass irgendweï ze speït ugepaakt gin,an elo gët villes iwwert den Kneï gebrach well eis Politiker iwwerfuërdert sin an och meeschtens vun déer ganzer Saach nit allzevill Ahnung hun,an diën gringen Haurucksystem ass och nit daat Giëlt vum Ee.Trotz alledem…een scheïnen Daag wenscht iëch een vun déen fossilen Dinos aus dem scheïnen Eïsseleck!
@Bux: Wat en entsetzleche Blödsinn! Durch z.B. d’Aféierung vun der hirnrisseger CO2-Steier si grad déi Gring wéi dir schold drunn, datt Leit mat Mazoutheizung kee Geld hunn fir hirt Haus ze isoléieren an ob en aneren Heizsystem emzerüsten, well se et all mussen ausginn fir de Mazout ze bezuelen. Ausserdem ass een hei am Land frou, wann een iwerhapt eng Wunning huet, do kennen der vill dann net duerno kucken, mat wat gehetzt gett, wann se eng Gelegenheet hunn fir ze kafen oder ze lounen. An datt Wunningen deier sinn, ass och zum Deel dene Gringe wéi dir, hir Schold, well déi wahnsinneg Isolatiounsmoßnahmen beim Neibau op de Präis dropgerechent ginn. Dofir schummt Iech fir ären dämleche Commentaire!
Dei‘ di haut nach eng Mazoutheizung hun, daat sinn dei‘ di keen Gasunschloss kennen krei’en !
Dei‘ sinn onschelleg datt se nach nemmen Mazout hun !
@Bux / Ein sehr unüberlegter und frecher Kommentar. Fahren sie ein
E-Auto. Wenn nicht, wie die Mehrzahl der Luxemburger, dann können sie sich ja auch selbst als „fossilen Dino“ bezeichnen der kein Mitleid verdient. Bitte, gern geschehen!
Sorry wenn ich jemanden auf die Füße getreten bin. Nur bin ich es leid, wenn in jeder „Krise“ der Steuerzahler einspringen muss. Diese Energiekrise war vorhersehbar und jeder hätte sich mit etwas guten Willen darauf vorbereiten können. Zumal der Staat genügend Anreize setzt und sich der Immobilienwert seit 30 Jahren nur nach oben entwickelt. Etwas weniger konsumieren dafür mehr investieren und schon macht einem die Energieinflation weniger zu schaffen.
@Bux, Typisch Grüne, Turmes hätte es nicht besser gesagt.
Übrigens, wo ist der Turmes? Vor einiger Zeit war er sich nicht zu schade alle paar Tage die Presse zusammen zu trommeln und Abends im Journal wie Gott der Erlöser zu erscheinen. Hat jemand dem gasagt weniger ist mehr? Das nützt auch nichts mehr.
@Bux
Är Commentairen sin tatsächlech fir an d’Bux!