Südspidol / Von einer schwierigen Fehlersuche auf beiden Seiten
Vergangenen Donnerstag kündigte das „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) den Vertrag mit dem österreichischen Architekten Albert Wimmer respektive dessen mit dem Projekt „Südspidol“ beauftragten Firmengruppe HTE. Neben finanziellen Konsequenzen bedeutet das auch eine substanzielle Verzögerung des Baus. Das „Südspidol“ wird frühestens 2030 stehen.
Während Architekt Albert Wimmer am Montag vom Tageblatt nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war, ist CHEM-Generaldirektor Dr. René Metz im Studio von Radio 100,7 noch einmal auf die Gründe für die einseitige Kündigung der mit dem Projekt beauftragten Firmengruppe HTE (Health Team Europe) unter der Leitung von Wimmer zurückgekommen. „Das architektonische Konzept und die Kreativität des Architekten will ich nicht infrage stellen“, sagte Dr. Metz. „Was ich infrage stelle, ist die Kapazität von HTE, das jetzt konkret werdende Projekt strukturiert und nach einer Timeline umzusetzen.“
Es werde nicht einfach, einen neuen Partner zu finden, der die Pläne übernimmt und umsetzt, so Dr. René Metz. Er zeigte sich aber optimistisch, dass das gelänge, schließlich gebe es ausreichend Firmen, die sich für ein solches Projekt interessieren. Bei der Fehlersuche hielt sich Metz genau wie schon auf der Pressekonferenz am vergangenen Freitag in seinen Aussagen eher bedeckt. „Ich beschäftige mich nicht mit der Analyse der letzten Jahre. Wichtiger war mir die Bestandsaufnahme des Ist-Zustands“, sagte Metz auf die Frage, ob sein Vorgänger Dr. Hansjörg Reimer am Projekt gescheitert sei. Reimer war zum 1. September 2020 als Generaldirektor zurückgetreten. Erst am 1. Januar 2018 hatte er Michel Nathan an der Spitze des CHEM abgelöst. Im Gegensatz zu Reimer, der neben dem Ausfüllen des Direktorenpostens weiter als Arzt praktizierte, konzentriert sich Metz seit seinem Amtseintritt Anfang des Jahres voll und ganz auf die Manageraufgaben im Krankenhaus.
„Eine gewisse Verspätung“
Bereits Ende des vergangenen Jahres sei der Entschluss zur Kündigung des Vertrags mit HTE praktisch gefallen, wiederholte Metz am Mikro von Radio 100,7. Albert Wimmer habe sich aber persönlich gemeldet und um eine letzte Chance gebeten, so Metz. Er selbst wollte unmittelbar nach der Postenübernahme eine derart schwerwiegende Entscheidung nicht treffen, sondern sich zunächst eine eigene Meinung bilden. „Man darf nicht vergessen, dass das Südspidol ein Megaprojekt ist. Es wird eine gewisse Verspätung bekommen. Die aber akzeptabel ist, wenn nachher das Resultat dem entspricht, was die Bevölkerung im Süden verdient“, sagte Metz. Frühestens Ende 2023 wird mit dem Bau begonnen werden können, eine Fertigstellung vor 2030 wird es nicht geben. In den ursprünglichen Plänen war der erste Spatenstich für 2020 und die Eröffnung für September 2023 geplant. Jedenfalls sind die Vorbereitungsarbeiten am Grundstück Elsebrich schon länger abgeschlossen.
2014 war ein Architekturwettbewerb für das neue Südspital, das am Standort in der Nähe des Kreisverkehrs Raemerich die drei CHEM-Kliniken (Esch, Düdelingen, Niederkorn) vereinen soll, gestartet worden. Es war ein anonymer Wettbewerb, sodass die Jury bei ihrer Entscheidungsfindung nicht wusste, wer hinter den Projekten stand. Das ist insofern wichtig, als dem Gewinner Albert Wimmer beim Bau des neuen Wiener Krankenhauses Nord Mängel in der Detailplanung vorgeworfen wurden. In einem Interview mit dem Tageblatt im Juni 2018 hatte Dr. Hansjörg Reimer unterstrichen, dass man im Juni 2016 von den Wiener Problemen erfahren habe. „Die Zweit- und Drittplatzierten des Architektenwettbewerbs haben damals keinen Einspruch gegen die Entscheidung der Jury eingelegt, obwohl sie das Recht dazu gehabt hätten. Wenn bei so einem großen Projekt auch nur der geringste Zweifel am Ausschreibungsverfahren oder an der Integrität des Architekten bestanden hätte, dann hätten sie zweifelsohne von ihrem Recht auf Einspruch Gebrauch gemacht“, erklärte Reimer dem Tageblatt.
Und zum Schluss des Interviews zeigte er sich überrascht über die politischen Wellen im Kontext „Südspidol“: „Wir als Team waren natürlich schon erstaunt, dass der Wiener Skandal so kurz vor der Verabschiedung des Finanzierungsgesetzes im Parlament von der Presse aufgegriffen wurde. Wir haben uns auch darüber gewundert, dass es so weit gekommen ist, dass wir uns vor einer parlamentarischen Kommission verantworten mussten. Wir sind der Meinung, dass wir gute Arbeit geleistet haben.“
Ähnlich sieht es auch Reimers Nachfolger Dr. René Metz, auch wenn er bei 100,7 wenig konkret auf die Frage nach etwaigen Fehlern auf der Luxemburger Seite, sei es vom CHEM oder der Politik, antwortete: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass gar keine Fehler geschehen sind, sonst wären wir jetzt nicht in der Situation, den Vertrag kündigen zu müssen. Vielleicht war einer der Fehler, dass man an einen Menschen glaubte. Dass man sich blenden ließ.“
Das 2018 von den Abgeordneten verabschiedete Finanzierungsgesetz beziffert das Gesamtbudget auf 542 Millionen Euro, wovon der Staat 80% (433,5 Millionen) und die Gesundheitskasse CNS 20% trägt. Bisher sind laut den am Freitag vorgelegten Zahlen 37,8 Millionen Euro in das Projekt investiert worden, wovon 32,1 Millionen Euro Baunebenkosten sind. An die mit dem Projekt beauftragte Firmengruppe HTE (Health Team Europe) unter der Leitung von Albert Wimmer seien bisher 14,4 Millionen Euro geflossen. Das entspricht gut 50% des Auftragsvolumens der HTE am „Südspidol“-Projekt. Das Geld sei aber nicht verloren, sondern in Leistungen, Modelle bzw. Konzepte geflossen, die für das Projekt weiter benötigt werden, wie Georges Mischo (CSV) auf der Pressekonferenz am vergangenen Freitag unterstrich. Mischo hatte 2017 Vera Spautz (LSAP) auf dem Escher Bürgermeisterposten abgelöst und somit auch die Präsidentschaft des CHEM-Verwaltungsrates übernommen.
Das „Südspidol“ soll 583 Betten, 16 OP-Säle und vier Entbindungssäle zählen.
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Wenn wir einen Sündenbock gefunden haben, ist alles in Butter, gell?
Die vorgesehenen von Staat und Stadt zu tragenden Baukosten werden jetzt umständehalber in die Höhe schiessen was bei Mammut-Projekten schier unausbleiblich und eingerechnet ist.
Dass die Bauzeit jedoch jetzt auf +- 2030 neu geschätzt wird ist ein anderes Lied , da die verspätete Eröffnung ja u.a.m. Konsequenzen wie z.B. für das HPMA ( Hôpital Princesse Marie-Astrld) das nur über eine Bewilligung des ITM bis 2025 verfügt, haben wird.
Aber heutzutage ist der Zeit- Kompressionsfaktor so elastisch gemacht worden ,dass das Unmögliche möglich wird. Wer hätte jemals auch nur daran gedacht, dass eine Unmenge von die Menschheit rettenden Impfserums innerhalb eines Jahres erfunden und hergestellt würde !
Dies erhöht unseren Dank an den Escher Bürgermeister, Deputierten und Administrations Vorsteher und den Direktor des CHEM , ins Unermessliche. Denn ohne diese beiden Helden , wäre unter Garantie ein komplett verbautes Spital nimmer zu gebrauchen gewesen.
Darauf ein dreifaches HOCH, ,HOCH,HOCH !