E Bléck duerch d’Lëns / Von Kayl in die USA und wieder zurück: Eugene Swartz ist „der unglücklichste Mann in der US-Armee“
Die Lebensgeschichte von Eugene Swartz ist beeindruckend: Als Sohn eines US-Amerikaners und einer Luxemburgerin flüchtete er nach der Besetzung des Landes durch die Wehrmacht zunächst aus Luxemburg in die USA, wo er der US-Armee beitrat, um seine Familie im besetzten Heimatland zu befreien.
Eugene Swartz kam am 22. August 1923 in Washington D.C. als Sohn des US-Amerikaners Morris Swartz und der Kaylerin Sophie Laux zur Welt. Der Vater, ein gebürtiger Rumäne, hatte sich Anfang September 1906 als 18-Jähriger in den USA auf die Suche nach dem „American Dream“ begeben. Nach seiner Ankunft verpflichtete er sich dem US-Militär für eine Dienstzeit von drei Jahren, die er mehrmals verlängerte. 1917 erlebte Morris als Soldat den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten mit. Im Mai 1918 landete er – als frisch eingebürgerter US-Staatsbürger – als Teil der 5. US-Division in Frankreich und beteiligte sich an den Kämpfen um Saint-Mihiel sowie an der Meuse-Argonne-Offensive. Mit dem Waffenstillstand im November 1918 übernahmen die US-Amerikaner Besatzungsaufgaben, darunter auch in Luxemburg. Morris wurde in der Umgebung von Esch/Alzette eingesetzt.
Ein Amerikaner kommt nach Kayl
In Kayl wurde Morris im Haus der Familie Laux einquartiert, wo er sich in deren Tochter Sophie verliebte. Sollte der „Doughboy“ sie tatsächlich lieben, so die junge Kaylerin, würde Morris nach seiner Entlassung aus der Armee zu ihr zurückkehren, um sie zu heiraten. Im August 1919 kehrte Morris in die USA zurück, wo er in Ohio vorübergehend bei Goodyear arbeitete. Währenddessen unterhielt er, durch einen regen Briefwechsel, weiterhin Kontakt zu seinem „Sweetheart“ Sophie. Im Juni 1920 beantragte er einen Reisepass, um „Belgien, Luxemburg und Rumänien zu besuchen“ und die junge Sophie zu heiraten. Nach ihrer Heirat zogen die Beiden in die USA um und ließen sich in Washington DC nieder.
Während eines Besuches – der eigentlich nur von kurzer Dauer sein sollte – des Ehepaares in Kayl im Jahr 1925, verschlechterte sich jedoch zunehmend Morris’ Gesundheitszustand. Auf Anraten seines Arztes musste die Familie zunächst in Luxemburg verweilen. Nach der Geburt ihrer Tochter Hilda im Jahr 1930 entschieden die beiden, dauerhaft zu bleiben. Unterdessen besuchte Eugene die Escher Handelsschule und sehnte sich nach einer Rückkehr in die USA.
Vater und Sohn verlassen Luxemburg
Am 10. Mai 1940 überfiel die Wehrmacht Luxemburg. Die Kampfhandlungen im Süden Luxemburgs zwangen circa 90.000 Einwohner zur Flucht nach Frankreich oder ins Landesinnere. Auch die Familie Swartz-Laux wurde nach Fels evakuiert. Im August 1940 durfte die Familie nach Kayl zurück. Sie entschied sich jedoch, in die USA zurückzukehren. Vater und Sohn, beide US-Staatsbürger, wollten zuerst fahren, um alles vorzubereiten, um den Rest der Familie nachzuholen. Mit den Bussen reisten sie nach Lissabon, um von dort aus Europa zu verlassen. Auf der Reise nach Portugal traf Eugene auch auf zahlreiche jüdische Flüchtlinge, die versuchten, sich in Sicherheit zu bringen.
Morris und Eugene verließen am 2. Oktober 1940 Europa an Bord der „SS Excambion“. Auch Victor Bodson, dessen Familie und die Familien der Minister Dupong und Besch waren an Bord des Schiffs. In den USA besuchte Eugene die George Washington University und warb in Zeitungsartikeln für den Kriegseintritt der USA. Nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor im Dezember 1941 meldete sich Eugene, gegen den Wunsch seines Vaters, zur militärischen Reserve. Er wollte den Bodentruppen beitreten, um seine Familie in Luxemburg befreien zu können, da eine Rückführung durch den Kriegseintritt nun unmöglich geworden war.
Rückkehr nach Europa in Uniform
Am 23. Februar 1943 begann Eugene seine militärische Ausbildung in Little Rock, Arkansas. Wegen seiner Sprachkenntnisse wurde er zur „Military Intelligence School“ weitergeleitet. Im sogenannten „Camp Ritchie“ wurde militärisches Personal zum Verhör von deutschen Kriegsgefangenen ausgebildet. Unter Eugenes Mitschülern befanden sich überwiegend aus Europa geflüchtete Juden, darunter auch der spätere Secretary of State Henry Kissinger. Nach der Ausbildung kehrte er über Los Angeles nach Arkansas zurück. In L.A. verbrachte Eugene seine Zeit als Gast in Filmproduktionen. Dabei traf er dank seiner Freundschaft zu einem – aus Europa geflüchteten – jüdischen Filmproduzenten zahlreiche US-Stars.
Im März 1944 wurde er dem „SHAEF“ von General Dwight D. Eisenhower in London zugewiesen, wo bereits die Vorbereitungen für den D-Day auf Hochtouren liefen. Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten in der Normandie. Kurz darauf, am 16. Juni 1944, landete Eugene in Frankreich und trat dem 134. Infanterieregiment bei.
Als einer der wenigen US-Soldaten, die Deutsch sprachen, beteiligte er sich an den Verhören deutscher Kriegsgefangener. Neben den Verhören übersetzte er erbeutete deutsche Dokumente, analysierte Luftbilder und schrieb Berichte. Seine Einheit beteiligte sich an den Kämpfen um Saint-Lô und Falaise. Ende August dann auch südlich von Paris, wo Eugenes Einheit 265 deutsche Kriegsgefangene verhörte.
Die US-Armee näherte sich rapide der Mosel. Am 9. September begannen US-amerikanische Einheiten mit der Befreiung Luxemburgs. Eugene bezeichnete sich daraufhin selbst als den „unglücklichsten Mann in der US-Armee“, da seine Einheit in Nancy in Kämpfe verwickelt war und zur Saar vorrücken sollte. Dadurch konnte sich Eugene nicht an der Befreiung Luxemburgs beteiligen. Das erhoffte Wiedersehen mit seiner Familie musste warten.
E Bléck duerch d’Lëns
In der Rubrik „E Bléck duerch d’Lëns“ liefern die Historiker*innen André Marques, Julie Depotter und Jérôme Courtoy einen facettenreichen Blick auf verschiedene zeitgeschichtliche Themen.
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