Bildung / Von Prüfungsvorbereitungen, Freibier und Zukunftsplänen: Ein exzellentes Abschlussjahr
Das Abschlussjahr mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 59 absolvieren – und das nach einer intensiven Lernphase von lediglich rund einer Woche. Wie das geht, wissen der beste Primaner und die beste Primanerin des Schuljahres 2021/2022 in Luxemburg. Denn mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 59 von 60 möglichen Punkten haben Felix Haan und Mara Schanck im klassischen Sekundarunterricht exzellente Schulabschlüsse hingelegt.
„Eine Woche vor den Examen habe ich wirklich eingehend dafür gelernt. Viel früher ging ja nicht, denn davor hatten wir noch Prüfungen“, erklärt Abschlussschülerin Mara Schanck, wenn man sie danach fragt, wann sie wirklich intensiv mit den Vorbereitungen für die „Premièresexamen“ begonnen hat. Im ersten Moment verwundert diese Aussage etwas – denn schließlich hat die 19-Jährige aus Hüpperdingen mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 59 als beste Primanerin des Landes abgeschlossen. Bester Abschlussschüler ist Felix Haan, der das letzte Jahr im Lyzeum ebenfalls mit einem exzellenten Schnitt von 59 von 60 möglichen Punkten absolviert hat.
Das Gespräch mit der Absolventin des „Lycée classique de Diekirch“ (LCD) und dem Abschlussschüler des hauptstädtischen „Lycée Robert Schuman“ (LRSL) in einem gemütlichen Kaffee in Mersch bei zwei gekühlten Eistees zeigt: Auch Felix Haan hat erst eine Woche vor den alles entscheidenden Klausuren damit begonnen, den Lernstoff noch einmal eingehend durchzugehen. „Wie bei Mara hatten auch wir bis kurz zuvor noch Prüfungen. Aber Bio, Chemie: Wenn man das ganze Jahr über im Unterricht aufgepasst hat und es versteht, muss man am Ende nur noch lernen, wie alles richtig in Worte gefasst wird“, stellt der 19-Jährige aus Flaxweiler fest.
Beide mögen Biologie sowie Chemie, bei Mara kommt noch Mathematik hinzu. Ihren Abschluss haben sie im klassischen Sekundarunterricht auf der Sektion für Naturwissenschaften (C) gemacht. „Das ist keine typische Sektion zum ‚Béchsen‘. Man muss den Stoff verstehen und das Wissen anwenden“, findet Mara. Wie bereits Rotschopf Felix stellt auch die Brillenträgerin mit den langen, dunklen Haaren fest, dass Mitmachen im Unterricht nützlich ist. „Für viele sind die Examen etwas Großes und Böses. Und wenn man während des Jahres nur halbherzig dabei ist, ist es am Ende auch viel. Ich hatte im Laufe des Jahres aber schon viel verstanden und musste deshalb nicht mehr so viel lernen“, fasst Felix die Vorgehensweise zusammen, die für beide der Schlüssel zum Erfolg war.
Große Hilfsbereitschaft
Erfahrungen mit Beleidigungen wie „Schleimer“ oder „Streber“, Missgunst sowie Neid blieben beiden erfreulicherweise erspart. „Wenn ich im Unterricht mitgearbeitet habe, haben die anderen sich darüber gefreut, dass sie nicht aufgerufen wurden“, sagt Mara trocken und lacht dann. Beide erzählen, dass sie den anderen bei Fragen gerne weitergeholfen haben und dass das Erklären sie in ihrem eigenen Lernprozess vorangebracht hat. „Kurz vor den Examen hatte das aber schon was von der Atmosphäre in einem Callcenter“, sagt Felix grinsend über die Anrufe von Klassenkameradinnen und Klassenkameraden.
„De Wapp“, wie Felix sagt, ging beiden dann aber doch, vor allem vor dem Physik-Examen. Viel stand in diesem Fach auf dem Programm, krankheitsbedingte Ausfälle beim Lehrpersonal hatten bei beiden dafür gesorgt, dass die Klassen erst kurz vor Schluss mit dem Lernstoff durch waren. Aber letztlich ging alles gut: Nach sieben schriftlichen und zwei mündlichen Examen konnte Mara ihren allgemeinen Schnitt halten. Felix allerdings, der mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 60 antrat, hat sich bei der gleichen Anzahl an Examen um einen Punkt verschlechtert. „Dass ich die 60 nur knapp nicht halten konnte, nervt schon. Ich habe mich insgesamt gefreut und doch habe ich mich auch ein bisschen geärgert“, erzählt der sympathische Abschlussschüler.
Ohnehin war es sowohl bei Felix als auch bei Mara nach Veröffentlichung der Ergebnisse im Familien- und Freundeskreis der Running Gag, dass sie auch die 60 Punkte hätten erreichen können. Aber: „Ich bin mehr als zufrieden, ich habe die 60 nie angestrebt“, erklärt dazu Mara. Im Gespräch erfährt man: Beide haben das Abschlussjahr von Anfang an ernst genommen – sich aber auch Zeit zum Abschalten genommen. „Bis vier Wochen zuvor habe ich mit meinem Pferd an Springturnieren teilgenommen. Außerdem habe ich Zeit mit Freunden verbracht und dann gab es ja noch die Aktivitäten von der ‚Première‘. Es ist wichtig, auch auf andere Gedanken zu kommen“, meint die bodenständige Primanerin.
Wichtige Pausen
Felix sieht das genauso. Während des Schuljahres ist er zum Laufen in den Wald gegangen, hat Klavier gespielt und hat in den Schulferien nicht auf Urlaub verzichtet. Und auch bei den traditionellen Partys mit Freibier war er dabei. „Wer eine ‚Première‘ ohne Freibier absolviert, hat diese nur halb erlebt“, sagt Felix lachend. Mara kann dem nur zustimmen. Ob Nikolaus, Abschlussfeier oder die traditionellen Ferien im spanischen Lloret de Mar nach der intensiven Prüfungsphase: Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause verlief das Abschlussjahr wieder weitgehend normal und die beiden waren mit großer Begeisterung bei allem dabei.
Und so soll es dann auch weitergehen. In Zukunft werden die beiden wohl weiter ähnliche Wege gehen. Mara will für ein Medizinstudium nach Deutschland – am liebsten nach Münster, wie sie erzählt: „Mein Trainer hat dort einen Reitstall und dann könnte ich mein Pferd sogar mitnehmen. Während des Abis hat mir das geholfen und das wäre bestimmt auch im Studium ein guter Ausgleich.“ Leben würde sie in Münster in einer WG, mit Menschen, die sie bereits kennt. Alternativen wären Heidelberg oder München. Zwischen diesen beiden Städten sowie Freiburg schwankt auch Felix bei seiner Entscheidung für seine neue Wahlheimat. Sicher ist: Auch er will Medizin studieren.
Die Zukunft wird zeigen, wo die Absolventin und der Absolvent letztlich landen. Für Mara steht jetzt zuerst einmal Familienurlaub in Sizilien und dann Ferien mit dem Freund und dem Freundeskreis an. Dann wird sie, wie schon in den Sommern zuvor, zum Schulbeginn in einem Bücherladen aushelfen. Felix arbeitet im Sommer als Briefträger und wird danach ebenfalls Ferien machen. Dann geht es für beide auf Wohnungssuche in der neuen Studienheimat. Und wer weiß: Wenn der Zufall es so will, treffen sich der beste Primaner und die beste Primanerin des diesjährigen Abschlussjahres vielleicht in einem Hörsaal während ihres Medizinstudiums wieder.
Die Zahlen zum Schuljahr 2021/2022
Felix Haan und Mara Schanck haben das letzte Schuljahr mit einer „Mention excellent“ abgeschlossen und zählen damit zu den 105 Schülern beziehungsweise Schülerinnen des „Enseignement classique“, die in diesem Jahr einen Notendurchschnitt von mindestens 52 Punkten hatten. Hinzu kommen laut einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung vom Bildungsministerium elf „exzellente“ Abschlüsse im allgemeinen Sekundarunterricht. Insgesamt 3.483 junge Menschen sind in diesem Jahr zu den alles entscheidenden Prüfungen angetreten, 2.612 davon haben die „Première“ nach dem ersten Anlauf in der Tasche – also 75 Prozent. Insgesamt 16 Prozent müssen im Herbst wieder zu Nachprüfungen antreten. Durchgefallen sind indes neun Prozent.
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Na dann viel Glück und Bravo. Kluge Köpfe braucht das Land,ja wie es ausschaut die ganze Welt. Und wenn ihr dann ausgebildet seid,dann geht in die Politik und setzt das gelernte um.Im Interesse derer die nicht so gut drauf sind. PS: Und lasst euch nicht kaufen.