Retro 2020 / Von Restaurants wird während der Corona-Krise Kreativität gefordert
Die Corona-Krise hat den Horeca-Sektor schwer getroffen. Die Reaktionen auf die Notlage der Restaurateure reichen von solidarischer Unterstützung bis hin zu einem abwinkenden „die müssen einfach kreativer werden“. Doch Kreativität sollte beim Überlebenskampf eines Restaurants nicht der entscheidende Faktor sein.
Horeca-Betriebe mussten sich im Corona-Jahr 2020 immer wieder neu erfinden. Der Kampf ums Überleben war für viele Restaurateure dieses Jahr Teil des Alltags. Viele Menschen unterstützen ihre Lieblingsrestaurants, andere winken die Beschwerden der Gastronomie ab und behaupten, dass Kreativität nun gefragt sei. In einer Zeit, in der sich die Spielregeln immer wieder verändern, ist das allerdings nicht so einfach.
Die Luxemburger Regierung beschließt am 15. März 2020, dass alle Restaurants und Bars für einen unbestimmten Zeitraum schließen müssen. Begründung: Die Verbreitung des Coronavirus müsse eingedämmt werden. Die Gastronomiebetriebe stehen plötzlich vor einer unüberwindbaren Barriere – ohne genau zu wissen, in welcher Form sie auf staatliche Finanzhilfen zurückgreifen können. Am 25. März stellt die Regierung dann ein Hilfspaket für die Luxemburger Wirtschaft von 8,8 Milliarden Euro vor, was rund 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Kleinere Betriebe erhalten 5.000 Euro Soforthilfe. Die Kosten, die trotz Lockdown weiterlaufen, können damit aber meistens nicht gedeckt werden. Am 27. Mai, nach mehr als zwei Monaten, ist es endlich so weit: Die Gastronomie darf wieder öffnen. Allerdings müssen die Betriebe erst die Corona-Auflagen erfüllen – darunter ein 1,5 Meter großer Abstand zwischen den Tischen. Dies heißt für viele Restaurants wesentlich weniger Sitzplätze. Dabei basieren ihre Business-Pläne auf einer bestimmten Anzahl an Kunden. Umdenken ist gefragt. Die allgemeine Devise: „Kreativ werden“.
Dazu gehört unausweichlich die Essenslieferung. In der Krise haben sich vor allem die Lieferdienste als wichtige Verbündete für Restaurants herauskristallisiert. Restaurateure mussten ihren Betrieb neu erfinden, ein Liefersystem aufbauen und ihr Personal anders einteilen. Nicht jede Gaststätte hat allerdings die Möglichkeit oder die Fähigkeiten, ein Online-Konzept mit Grafik und Design auszuarbeiten. Lieferplattformen machen ein Bombengeschäft, weil Restaurateure nicht von einem Tag auf den nächsten einen eigenen Lieferservice anbieten können. Hygienevorschriften, Personal, mobiles Bezahlsystem, Verpackungen, Routenoptimierung, Onlinesystem, Fahrzeuge – Lieferplattformen kümmern sich zwar um diese Probleme, verlangen aber auch einen großen Teil der Einnahmen: Verschiedene Lieferdienste fragen bis zu 30 Prozent Kommission. Viel bleibt da nicht für die Restaurants übrig. Die Devise lautet also wiederum: „Kreativ werden“.
Löchriger Rettungsschirm Festtage
Die Feiertage spielen eine essenzielle Rolle für viele Luxemburger Gastronomiebetriebe. Weihnachten und Silvester ermöglichen es den Restaurants, finanzielle Mittel für den ruhigen Januar und Februar zu hamstern. Die Restaurateure mussten sich dieses Jahr allerdings ein Festtagsmenü für zu Hause ausdenken. Außerdem galt es, die richtigen – am besten umweltfreundlichen – Behälter zu finden und das Menü so zu gestalten, dass jeder das Essen zu Hause aufwärmen kann. Eine klare Koch-Anleitung gehörte auch noch zur Lieferung. Dass die Restaurants vor allem an Feiertagen den größten Teil ihres Umsatzes mit den Getränken machen, lässt sich allerdings nicht gut mit diesen kreativen Festtagsmenüs vereinbaren. Für den Kunden schmeckt der Crémant aus dem Supermarkt schließlich auch gut – und ist billiger. Die Devise heißt also: „Kreativ werden“. Vielleicht eine Flasche Wein mit jedem Gang kombinieren? Einen speziellen Weihnachts-Cocktail mixen?
Im Horeca-Bereich zu arbeiten, ist auch ohne Corona-Damoklesschwert harte Arbeit: kleine Margen, lange Arbeitszeiten, der konstante Druck, gutes Essen zu produzieren – und mit einem freundlichen Lächeln bitte. Jetzt wird von jeder Gaststätte zusätzlich Kreativität erwartet. Einfallsreichtum spielt bei der Bewertung eines Restaurants üblicherweise nicht die wichtigste Rolle. Guter Service und leckeres Essen stehen an erster Stelle. Kreativität ist wichtig, um die Gastronomie als Ganzes nach vorne zu bringen, doch nicht jedes Restaurant kann und muss kreativ werden, um dem Gast einen schönen Moment bieten zu können.
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Modern restos hunn souwisou schon geliwwert an take away gemat. Si waren am 1. Lockdown scho prett a kreativ a gutt praktesch organiséiert. Mir hunn bal all dag bestallt an excellent giess an ons lieblingsrestos fleisseg ennerstetzt. Lo nees. Ween sech net adaptéiert hat pech. Dat ass an all business sou!