Museum in Esch / Von Schwulen, Schwarzen und anderen oft vergessenen Opfern der Nazis in Luxemburg
Die Nationalsozialisten haben viele Menschen in Luxemburg auf dem Gewissen. Unter anderem auch Prostituierte, Zeugen Jehovas und Homosexuelle. Das Museum für Widerstand und Menschenrechte in Esch erinnert an diese oft vergessenen Opfer der Nazi-Ideologie.
Das Naziregime war ein Unrechtsystem. Als Opfer seiner menschenverachtenden Ideologie gelten meistens Juden, Zwangsrekrutierte und Widerstandskämpfer. Aber was ist mit Homosexuellen, Asozialen, Prostituierten, Vorbestraften, Menschen mit dunkler Hautfarbe, Behinderten, Menschen, die wie Roma und Sinti zum fahrenden Volk gerechnet wurden oder den Zeugen Jehovas? Angehörige dieser acht Gruppen wurden von den Nazis erbarmungslos verfolgt. Als Abschaum, Ballast für die arische Gesellschaft oder als unwertes Leben wurden sie bezeichnet, verfolgt, inhaftiert und oftmals umgebracht. Als Opfer sind sie bis heute nicht offiziell anerkannt. Sie gelten als vergessene Opfer.
Die Ausstellung „Vergessenen Opfer“ im Nationalen Museum für Widerstand und Menschenrechte in Esch erinnert an sie. Es handele sich, laut Organisatoren der Ausstellung, um Menschen, die bereits vor der deutschen Besatzung sozial ausgegrenzt wurden: um arme Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben oder abhängig von staatlicher Fürsorge sind, aber auch um Menschen, die eine andere Lebensweise und Kultur haben oder einer religiösen Minderheit angehören. Es handele sich auch um Menschen mit dunkler Hautfarbe oder einer sexuellen Orientierung oder Identität, die nicht den Moralvorstellungen der von den Nazis gewollten Mehrheitsgesellschaft entsprechen. Und nicht zuletzt sind es Menschen mit körperlichen oder seelischen Gebrechen.
Diskriminierung
Die nationalsozialistische Ideologie habe diese Gruppen als „Untermenschen“ oder „schädliche Elemente“ der germanischen Gesellschaft ausgemacht. Somit seien sie keine Personen gewesen, die der NS-Staat toleriert oder unterstützt habe, sondern sie seien als Elemente gesehen worden, die auszugrenzen, auszubeuten, zu deportieren und/oder zu eliminieren sind.
Die Angehörigen dieser Minderheiten und Gruppen, so heißt es in der Ausstellung, haben unter deutscher Besatzung in Luxemburg ihre Rechte und ihre Menschenwürde verloren. Sie wurden verfolgt, zwangssterilisiert und ermordet. Beschämend ist, dass auch heute noch einige dieser Gruppen weiterhin von Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung betroffen sind.
Die Ausstellung „Vergessene Opfer des NS-Regimes in Luxemburg“ erzählt die Geschichte dieser Menschen und will zur Bewusstseinsschärfung beitragen. Es geht darum, das Menschenbild der Nationalsozialisten zu zeigen. Kräftig, sportlich, gebärfreudig und blond musste es sein. Die Herrenrasse eben.
Gut für Schulklassen
Um den Besuchern der Ausstellung diese Problematik nahezubringen, setzt das Museum auf verschiedenen Ebenen an. Die Tour beginnt im Großen und Allgemeinen, nimmt dann Luxemburg ins Visier, um später persönliche Einzelschicksale unter die Lupe zu nehmen. Lesen Sie heute dazu auch unseren Historikerbeitrag (Seite 19) über Menschen, vergessene Opfer, mit körperlichen oder geistigen Gebrechen.
Anderthalb Stunden sollte man sich für die Ausstellung Zeit nehmen. Mit Fragen könnte eine geführte Tour dann auch schon mal länger dauern, heißt es. Obendrein lädt die Ausstellung zum Nachdenken über aktuelle Gegebenheiten ein. „Warst Du bereits Opfer von Diskriminierung?“, heißt es zum Beispiel, oder „Hätten die Nazis Dich verfolgt?“. Antworten dazu und zu anderen Themen darf man zu Papier bringen und an der dafür vorgesehenen Pinnwand anbringen. Gerne auch als Schulklasse.
Noch bis zum 23. Dezember in Esch im Nationalen Museum für Widerstand und Menschenrechte.
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