/ Vor allem Koks in der Korn: Untersuchung zeigt Drogenreste im Abwasser
Erstmals haben das „Laboratoire national de santé“ (LNS) und das „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (LIST) Gewässerproben aus einem Fluss – der „Korn“ in der Nähe der Petinger Kläranlage – entnommen und auf Drogenrückstände überprüft. Vor allem Kokainreste wurden gefunden – doch auch minimale Werte von Methamphetamin wurden festgestellt.
Rund 72.000 Menschen aus den Gemeinden Differdingen, Bascharage, Sanem und Petingen leben im Ballungsgebiet der Kläranlage Petingen. Bei so vielen Einwohnern muss es statistisch gesehen auch welche geben, die Drogen nehmen. Nur wie findet man ohne groß angelegte Polizeikontrollen heraus, ob solche Suchtmittel konsumiert werden – und wie häufig? Hierfür bietet es sich an, das Abwasser auf mögliche Drogenrückstände zu überprüfen. Zwischen dem 25. und 29. Juni 2018 entnahmen Fachleute deshalb 40 Wasserproben aus der „Korn“. Gesucht wurde nach Spuren von Kokain, Amphetaminen, Methamphetaminen und MDMA – Heroin und Cannabis wurden ausgelassen, da diese Drogen nach einiger Zeit fast vollständig aus dem menschlichen Körper verschwinden und somit schwer nachweisbar sind. Die Studie schlug mit rund 30.000 Euro zu Buche.
Der Drogenmarkt ist ständig im Wandel. Immer wieder kommen neue Substanzen auf den Markt. Doch auch bekannte werden immer wieder von ihrer Zusammensetzung her verändert. „Das Kokain in Luxemburg ist derzeit zum Beispiel von sehr guter Qualität. Um die gesundheitlichen und sozio-ökonomischen Risiken des Drogenmarktes zu reduzieren, ist eine Überwachung der Trends im Drogenkonsum erforderlich“, erklärte Dr. Serge Schneider.
Analysen von Gewässern kann man auch im Rahmen von Langzeitstudien durchführen oder man kann an besonderen Tagen Stichproben nehmen, so zum Beispiel während oder nach einem Musikfestival. Der Standort in der Nähe der Kläranlage in Petingen wurde eher zufällig ausgesucht, andere könnten in Zukunft auch überprüft werden, so die Verantwortlichen des LNS. Wie viele Menschen genau Drogen genommen haben oder welche Quantitäten können die Untersuchungen allerdings nicht belegen.
73 Städte
Die Analysen wurden auch bereits in 20 weiteren Ländern – insgesamt in 73 Städten – durchgeführt. Hier bietet sich ein Vergleich an. Mit 541 Milligramm pro Tag je 1.000 Einwohner befindet sich die Petinger Umgebung im europäischen Vergleich weit vorne, was den Konsum von Kokain angeht. Die höchsten Werte (892,4 Milligramm pro Tag je 1.000 Einwohner) wurden in Bristol, einer Stadt am Fluss Avon im Südwesten von England, gemessen.
Im Ballungsgebiet von Petingen konnte ein Wert von täglich rund 8,8 Milligramm Amphetamin bzw. Speed pro 1.000 Einwohner festgestellt werden. Der europäische Zentralwert (35 Milligramm/Tag/1.000 Einwohner) wurde in der Schweizer Hauptstadt Bern gemessen. Spitzenwerte (391 Milligramm) wurden in Saarbrücken festgestellt. Speed hat eine stimulierende Wirkung. Es kann geschnupft oder oral eingenommen werden.
Auch Crystal Meth
Auch beim Konsum von MDMA liegen die Testergebnisse mit 17 Milligramm/Tag/1.000 Einwohner über dem europäischen Durchschnitt. Am häufigsten wird die Droge in Amsterdam konsumiert. MDMA gehört strukturell zur Gruppe der Methylendioxyamphetamine und ist weltweit als Partydroge bekannt. Anfang der 90er Jahre wurde MDMA vor allem in Ecstasy-Pillen gefunden. In jüngster Zeit bevorzugen Drogenkonsumenten MDMA jedoch vermehrt in seiner kristallinen und reinen Form.
Besonders erstaunte die Fachleute der Fund von Methamphetaminen bzw. Crystal Meth (1,3 Milligramm/Tag/1.000 Einwohner). „Die Ergebnisse zeigen das bekannte Bild des Drogenmarkts. Wir sind jedoch überrascht, dass Rückstände von Crystal Meth gefunden wurden. Auch wenn die Werte sehr niedrig sind und auf einen geringen Konsum hindeuten, so haben wir jetzt den Beweis, dass diese Droge auch in Luxemburg seine Abnehmer hat“, sagte Dr. Alain Origer, der luxemburgische Drogenbeauftragte. Methylamphetamine werden als Salz geschnupft oder aber in einer Pfeife geraucht. Sie können sehr schnell zu einer psychischen Abhängigkeit führen.
Die gefundenen Rückstände im Wasser sind jedoch so gering, dass keine Gefahr für Mensch und Umwelt besteht. Nachdem das Wasser in der Kläranlage behandelt wurde, sind gar keine Rückstände mehr vorhanden.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Armand Hoffmann.
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Es wäre jetzt interessant, das mit den Werten aus den anderen Kläranlagen des Landes zu vergleichen.