Luxemburg-Stadt / Vorbereitet auf Blackout und Co.: So arbeitet die Krisenzelle der Gemeinde Luxemburg
Sich auf Notsituationen vorbereiten – das ist das Ziel der „Cellule de crise“ der Gemeinde Luxemburg. Der Krisenstab wird bei wiederkehrenden Ausnahmesituationen wie Hochwasser, extremen Schneefällen oder Stürmen aktiv und hat auch einen Plan, falls es in der Hauptstadt je zu einem Blackout kommen sollte.
„Ech hu schonn eng jett Krise matgemaach“, sagt Lydie Polfer (DP), wenn man mit ihr über Ausnahmesituationen in der Stadt Luxemburg spricht. Schon allein der Start von 2024 war turbulent: Am Abend des 2. Januar klingelte bei der Bürgermeisterin das Telefon, weil Mitarbeiter Jean-Claude Ralinger sie über die drohende Gefahr eines zehnjährigen Hochwassers informieren musste. Nur zwei Wochen später dann der nächste Ausnahmezustand: Eisregen verursachte unter anderem in Luxemburg-Stadt spiegelglatte Straßen.
In solchen Situationen ist Jean-Claude Ralinger gefordert. Denn seit 2023 ist er offiziell für die operationale Krisenzelle der Gemeinde Luxemburg verantwortlich. Er wird dann aktiv, wenn die sogenannte „Cellule de crise directionnelle“ – bestehend aus u.a. der Bürgermeisterin und Schöffenratsmitgliedern, Verantwortlichen verschiedener Bereiche wie der Kommunikation oder der Sicherheit sowie der Generalsekretärin – den Notstand ausruft. Wenn zum Beispiel Hochwasser, Stürme oder andere Gegebenheiten dafür sorgen, dass reagiert werden muss.
In engem Kontakt mit dem Direktionskrisenstab schaut Jean-Claude Ralinger dann, welche Gemeindedienste gebraucht werden. „Beim Hochwasser Anfang des Jahres war zum Beispiel der ‚Service forêts’ im Einsatz“, erklärt er bei einem Gespräch mit den Mitgliedern der Krisenzelle im Büro von Bürgermeisterin Lydie Polfer. Mit speziellem Gerät konnte das Team der für den Wald zuständigen Dienststelle im Wasser schwimmende Baumstämme zersägen, um so ein Abfließen der braunen Wassermassen zu ermöglichen. Außerdem tauschen sich die Verantwortlichen des Krisenstabs – je nach Art der Katastrophe – mit der „Administration de la gestion de l’eau“ (AGE), dem staatlichen Wetterdienst „Meteolux“ oder Feuerwehr und Polizei aus.
Während der Pandemie aktiv
Erstmals im Einsatz war die städtische Krisenzelle während der Pandemie 2020 – damals allerdings noch ohne formell als solche zu gelten. „Diese Krise kam unerwartet, niemand hatte das auf dem Radar. Von heute auf morgen verschärfte sich die Situation: Alles war geschlossen und wir mussten uns fragen, was das für die Gemeinde bedeutet“, erinnert sich Christiane Schaul. Als Direktorin der Personalabteilung muss auch sie in Ausnahmesituationen aktiv werden: Zum Beispiel um zu klären, wer vor Ort gebraucht wird und wer von zu Hause arbeiten kann. Über diese Entscheidungen müssen die mehr als 4.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand 1.1.24) dann informiert werden.
So, wie es vor rund zwei Monaten am Abend des 16. Januar der Fall war, als Glatteis angekündigt wurde. „Als wir wussten, dass der Eisregen kommt, mussten wir abends entscheiden, was wir dem Personal sagen“, erklärt Lydie Polfer und Christiane Schaul ergänzt: „Wir wollten ja nicht, dass wir nachher hunderte Angestellte mit einem gebrochenen Bein haben. Wir fragten uns, wer da sein muss.“ Auf das Team, das Streusalz in der Hauptstadt verteilte, auf das Buspersonal oder eine kleine Gruppe der Kommunikationsabteilung konnte zum Beispiel nicht verzichtet werden.
Auf Ernstfall vorbereitet
Auch während der Pandemie mussten wichtige Dienststellen funktionieren. Denn, so die Bürgermeisterin: „Es kamen weiter Kinder zur Welt und es starben Menschen.“ Vieles musste umorganisiert, außerdem ein Impfzentrum aufgebaut werden. Jean-Claude Ralinger kümmerte sich im Austausch mit dem Hochkommissariat für nationale Sicherheit darum. Im Jahr 2022 entschied man bei der Gemeinde dann, dass eine Krisenzelle dabei helfen kann, für Ausnahmesituationen besser gewappnet zu sein. Indem Erfahrungen festgehalten und mögliche Szenarien durchdacht werden.
Zum Beispiel der Fall eines kompletten Blackouts, wie Lydie Polfer beim Gespräch in ihrem Büro erklärt: „Wenn wir während drei Tagen keinen Strom hätten – was können wir jetzt schon dafür tun, damit dann keine wichtigen Daten verloren gehen?“ Auch wird sich zum Beispiel die Frage gestellt, wie die interne Kommunikation in dem Fall funktionieren könnte. „Das heißt aber jetzt nicht, dass wir jeden Tag Krieg spielen“, unterstreicht die Bürgermeisterin. Aktuell gibt es einen Koordinator für die operationale Krisenzelle, Jean-Claude Ralinger. Neben seiner Stelle soll noch ein zweiter Posten für Administratives geschaffen werden.
Das heißt aber jetzt nicht, dass wir jeden Tag Krieg spielenBürgermeisterin
So wird sich auf eventuelle Katastrophen vorbereitet, ohne dabei in Panik zu verfallen. Wichtig ist im Krisenzustand laut Jean-Claude Ralinger die Präsenz vor Ort: „Die Menschen erleben die Situation anders, wenn sie die Teams der Gemeindedienste in den Straßen sehen. Sie wissen dann, dass wir uns der Lage bewusst sind und da sind.“ Erfahrungsgemäß sei ein Live-Ticker der beste Weg, um die Bevölkerung bei Krisen zu informieren. „Per Pressemitteilung kündigen wir an, dass dieser online ist und die Menschen sich über diesen Weg informieren können“, erklärt Astrid Augustsson, Verantwortliche für den Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.
Ruhe und Vertrauen
Die krisentaugliche Runde scheint so schnell nichts aus der Ruhe zu bringen. „Ich war 25 Jahre lang beruflicher Feuerwehrmann, mich schockt vieles nicht mehr“, sagt Jean-Claude Ralinger. Christiane Schaul erinnert sich dagegen, dass sie sich von den Ereignissen der Pandemie zunächst erschlagen fühlte: „Als alles begann und uns klar wurde, dass wir nun Masken an alle Bürger verteilen müssen, habe ich große Augen gemacht. Aber wir haben es hinbekommen und das war für mich ein Schlüsselmoment.“
Lydie Polfer ist ein Besuch im „Bambësch“ in Erinnerung geblieben – nachdem Anfang der 90er-Jahre ein heftiger Sturm über Luxemburg hinweggefegt war. „Im Wald sah es aus, als seien 400 Elefanten durchgelaufen“, beschreibt die Bürgermeisterin das Bild der Zerstörung. Erlebt hat sie 1997 auch ein Zugunglück in Hollerich mit mehr als 60 Verletzten und immer wieder Hochwasser oder extreme Schneefälle. „Aus all diesen Erfahrungen habe ich das Grundvertrauen mitgenommen, dass wir das schaffen. Denn je schlimmer die Situationen waren, desto stärker haben die Menschen zusammengehalten.“
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ein Blackout über 2 Tage.DAS wird interessant. The day after tomorrow,when the sun doesn´t shine and the wind doesn´t blow.
Habe schon lange einen Generator im Keller. Tolle Sache
Die Bürgermeisterin spricht von 3 Tagen Stromausfall……
Nach ein paar Stunden werden die Kommunikationsnetze zusammenbrechen.
Die Wasserversorgung kann nach 12 Stunden nicht mehr gewährleistet werden.
Den öffentlichen Verkehr gibts nicht mehr.
Tankstellen und andere Geschäfte bleiben geschlossen.
Millionenschäden entstehen.