Editorial / Vorsichtiger Optimismus: Was man aus dem „Contournement Bascharage“ lernen kann
Endlich ist ein Licht am Ende des (nicht vorhandenen) Tunnels zu erkennen: Es sieht so aus, als würde ein Plan für den „Contournement Bascharage“ auf dem Tisch liegen, mit dem alle zufrieden sein könnten und der auch tatsächlich so umgesetzt werden könnte. Stichwort: könnte. Bei diesem Projekt muss man sehr vorsichtig sein, wie selbstsicher man mit Prognosen um sich wirft. Zu oft gab es Probleme, Uneinigkeiten und generelles Hin und Her. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird immer wieder an dem Dossier gebastelt. Die Leidenden sind die Käerjenger, die tagtäglich im Stau ersticken.
Doch der Plan klingt in vielen Hinsichten wie die perfekte Lösung. Die neue Variante kostet nicht mehr als die vorige, der „Bobësch“ bleibt zum allergrößten Teil verschont und es sind mehrere Anschlüsse an das lokale Straßennetz vorgesehen. Der Bahnhof „Bascharage-Sanem“ soll außerdem ein Parkhaus und einen Busbahnhof erhalten. Fahrradwege sind ebenfalls geplant.
Aus dem Werdegang der Umgehungsstraße kann man nun zwei unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen. Erstens: Unser politisches und gesellschaftliches System hat seinen Zweck erfüllt. So wurde der Plan, die Straße mitten durch ein Waldgebiet verlaufen zu lassen, von vielen Seiten kritisiert. Die Aktivisten von „Bobi bleift“ besetzten den „Bobësch“ Mitte 2022 mehr als zwei Wochen lang. Im März 2023 stellten François Bausch und Umweltministerin Joëlle Welfring („déi gréng“) dann die neue Variante mit einem Tunnel vor. Die Bauarbeiten hätten allerdings mehr gekostet und wohl auch länger gedauert.
Der Käerjenger Gemeinderat entschied sich gegen das Projekt. Eine neue Lösung musste her. Ein Werdegang, der kurz vor den Gemeindewahlen bei der Käerjenger schwarz-grünen Koalition zu Konflikten geführt hatte. Trotzdem ist das Endresultat – kurz vor den Chamber-Wahlen – schlussendlich ein Erfolg. Bürgermeister Michel Wolter stimmt dem ebenfalls zu: „Das ist der beste Vorschlag für die Streckenführung, den wir seit Jahren erhalten haben.“
Zweitens: Warum hat das so lange gedauert? So gut die Lösung auch scheint, wirkt sie doch auch relativ offensichtlich. Dieser Plan hätte schon viel früher entwickelt werden können. Wie ist es möglich, dass ein teurer und aufwendiger Tunnel der momentanen Lösung vorgezogen wurde? Natürlich hat auch der aktuellste Lösungsvorschlag seine Probleme. So muss das Unternehmen Saint-Gobain Abrasives umgesiedelt werden. Die Verhandlungen würden in einem Klima des gegenseitigen Vertrauens stattfinden und sollen zudem intensiviert werden, um eine Verlagerung der Firma auf luxemburgischem Territorium zu gewährleisten, geht aus der Pressemitteilung vom Montag hervor.
Die Käerjenger werden sich jedenfalls freuen. Endlich ist eine endgültige Lösung in Aussicht. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat die Bewohner allerdings auch gelehrt, endgültige Lösungen eher skeptisch zu beäugen. Stichwort: vorsichtiger Optimismus.
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Es ist nicht so, dass etwa bei dieser neuerlichen Variante nur ein paar Bäume gefällt werden. Hinter der Firma Saint Gobain wird ein großer Teil des Bobësch gefällt werden müssen außerdem muss eine große Schneise durch die geschützte “ Dreckwiss“ geschlagen werden um die Verbindung zur Autobahn herzustellen. Wie viele Bäume im Zämerbësch geschlagen werden müssen, darüber spricht niemand. Und über die erhöhten Stickstoffdioxidwerte der eigentlich Grund dieser Umgehungsstraße spricht auch niemand mehr denn diese Werte liegen weit unter dem Durchschnitt. In Zeiten einer Klimakrise ist auch diese Variante ein ökologisches Desaster. Lebt die BIGS eigentlich noch?
Ein Versprechen vor den Wahlen.