/ Waffen, Klima, Soziales: Wieso das Revival der Ostermärsche dringend notwendig ist
Als die NATO Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ihren sogenannten Doppelbeschluss umsetzen wollte (der zum einen Teil die Aufstellung neuer Atomraketen vom Typ Pershing 2 und Tomahawk und zum anderen die Forderung nach bilateralen Verhandlungen zur Begrenzung der atomaren Mittelstreckenraketen umfasste), entstand sowohl in Europa als auch in den USA eine breite Gegenbewegung zur Rüstungspolitik und zu Nuklearwaffen.
Massenkundgebungen von mehreren hunderttausend Menschen wurden unter anderem in Bonn, Den Haag, Kopenhagen, Lissabon und Wien abgehalten. In Luxemburg entstand eine Friedensbewegung – oder genauer mehrere Bewegungen, die teils von politischen Parteien (die KPL war damals ein Initiator), teils aber auch von pazifistisch oder antimilitaristisch engagierten Bürgern ins Leben gerufen wurden.
Die Ostermärsche, die ihren Ursprung bereits in den Fünfzigern als Protestbewegung gegen eine atomare Versuchsanlage in Großbritannien hatten, wurden zu einem Instrument der Friedensbewegung, auch bei uns.
Die Märsche, die kurz nach der (hierzulande leicht verspäteten) 68er-Bewegung stattfanden, förderten die (linke) Politisierung einer ganzen Generation, einer Generation übrigens, von der einige Vertreter Rudi Dutschkes „Marsch durch die Institutionen“ geschafft haben und heute an Schaltstellen der Macht (zum Beispiel in der Regierung) sitzen.
Was nicht verhindert, dass die aktuelle Luxemburger Regierung die Militärausgaben, wenn auch nicht auf die von den USA geforderten, so doch in neue Höhen schraubt.
Da werden Helikopter angeschafft, eine Beteiligung an einem militärischen Transportflugzeug, das nicht so recht fertig werden will, läuft, die Kaserne „Härebierg“ wird komplett renoviert … Von 210 Millionen Euro an Ausgaben vor fünf Jahren stieg der entsprechende Haushaltsposten mittlerweile auf 365 Millionen (2019).
Dass die Luxemburger Armee hauptsächlich sogenannte „Friedensmissionen“ durchführt und ein Orchester unterhält, darf dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Regierung beginnt, wirtschaftliches Potenzial im militärischen Bereich zu entdecken, das sie nutzen will, und dass inzwischen Drohnen in Krisenregionen über Luxemburger Satelliten gesteuert werden.
Während des Ostermarsches, der am Samstag ab 14.30 Uhr auf dem Glacis-Feld beginnt, wird der Protest thematisch breiter formuliert werden: Es sind die ungeheuren Rüstungsausgaben pro Jahr, rund 1.740 Milliarden, die den Bevölkerungen sauer aufstoßen. Verbunden mit der Kündigung des INF-Vertrags und dem militaristischen Auftreten des US-Präsidenten, scheint die Zeit in der Tat reif für eine neue Friedensbewegung, die nicht nur den Unsinn der teuren Aufrüstung anprangert (auch heute ist der Overkill noch ein reales Damoklesschwert), sondern auch die Auswirkungen des hierdurch fehlenden Geldes für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.
Der Zusammenhang mit der aktuellen Schülerbewegung ist somit durch ähnliche Ziele offensichtlich. Der Ostermarsch kann also als Ausdruck einer intergenerationellen breiten emanzipatorischen Bewegung gegen Rüstung, Ungleichheit und Klimazerstörung gesehen werden.
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Es ist sehr lobenswert, sich für den Frieden einzusetzen. Nichts ist aber irrationaler als das Gebet. Von diesen „PRAY FOR …“-Plakaten in der Illustration des Titels halte ich gar nichts. Anstelle von Gesprächen zu einer höchstwahrscheinlich inexistenten Gottheit soll man konkret handeln.