Haustiere / Wann eine Kastration sinnvoll ist
Heutzutage ist die Kastration ein Routineeingriff in vielen Tierarztpraxen. Positive und negative Nebenwirkungen für Fellnasen betreffen nicht nur Gesundheit, sondern auch Verhalten. Tierärztin Simone Mousel verrät alles Wissenswerte sowie Vor- und Nachteile zur Kastration beim Hund.
Tageblatt: Wie entscheidet man, ob man seinen Vierbeiner kastrieren lassen sollte?
Dr. med. vet. Simone Mousel: Ob man den geliebten Vierbeiner kastrieren lassen sollte oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung des Besitzers, nach Rücksprache mit dem Tierarzt und nach Abwägen der Vor- und Nachteile der Kastration.
Wann ist die Kastration sinnvoll?
Dieser Eingriff bringt durchaus Vorteile mit sich. Beim Rüden verhindert man durch die Kastration das Auftreten von Hodentumoren sowie Prostatahyperplasien. In manchen Fällen bringt dieser chirurgische Eingriff ebenfalls eine Verbesserung bei sexualmotivierten Verhaltensproblemen. Bei einer Hündin verhindert man durch die Kastration das Auftreten von Ovarialzysten, Tumoren, Gebärmutterentzündungen, Scheinschwangerschaften sowie, bei einer frühen Kastration, Mammatumoren. Darüber hinaus ist eine Hündin nach der Kastration nicht mehr läufig und es besteht kein Risiko mehr einer unerwünschten Schwangerschaft.
Stellt die Sterilisation eine Alternative dar?
Dieser Eingriff wird nicht empfohlen, da die Tiere nach einer Sterilisation weiterhin eine Produktion von Sexualhormonen haben und somit keinen der von der Kastration erhofften Vorteile erlangen.
In welchen Fällen genau ist die Kastration eine Lösung?
Bei Hodentumoren des Rüden oder bei Ovarialtumoren sowie Gebärmutterentzündungen der Hündin ist die Kastration meist die einzige Lösung. Falls die Gründe für die Kastration also Prostata-, Hoden-, Eierstock- oder Gebärmutterprobleme sind, löst der Eingriff diese gesundheitlichen Probleme.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Kastration von Rüden und Hündinnen?
Theoretisch ist eine Kastration bei Rüden in jedem Alter möglich. Jedoch sollten Hündinnen wenn möglich nicht während der Läufigkeit und in den ersten zwei Monaten nach der Läufigkeit kastriert werden, damit sie ihren hormonellen Zyklus natürlich abschließen können. Nach Ablauf dieser zwei Monate tritt der Anöstrus ein, eine Phase ohne Sexualhormonproduktion, die etwa drei Monate dauert. Diese Phase stellt den idealen Zeitpunkt zur Kastration dar.
Wie läuft eine Kastration ab?
Bei einem Rüden werden bei der Kastration die Hoden chirurgisch unter Narkose freigelegt, abgebunden und entfernt, während bei einer Hündin gleichermaßen die Eierstöcke entfernt werden.
Welche sind eigentlich die Nachteile einer Kastration?
Für die Kastration bedarf es einer Chirurgie sowie einer Vollnarkose, daher besteht immer ein Narkoserisiko sowie ein Risiko von chirurgischen Komplikationen. Sowohl beim Rüden als auch bei der Hündin reduziert die Kastration ihren Energiebedarf, sodass man als Besitzer besser auf die Kalorienzufuhr achten muss, damit die Haustiere kein Gewicht zulegen. Außerdem kann die Kastration bei manchen langhaarigen Rassen wie Setter oder Cocker einen negativen Einfluss auf die Fellqualität haben. Darüber hinaus besteht bei einer Hündin das Risiko nach einer Kastration, irgendwann im Laufe ihres Lebens eine Blaseninkontinenz zu entwickeln, welche eventuell einer medikamentösen Behandlung bedarf. Zudem treten verschiedene Tumore, zum Beispiel Osteosarkome, in verschiedenen Rassen statistisch gesehen häufiger bei kastrierten als bei unkastrierten Tieren auf.
Inwiefern verändert die Kastration die Verhaltensweise der Tiere?
Manche Rüden werden durch die Kastration etwas ruhiger in ihrem Wesen. Der Eingriff kann auch dazu beitragen, dass ihr Sexualverhalten abnimmt.
Die meisten Haustiere dürfen sich nicht vermehren. Tut man ihnen nicht auch einen Gefallen, wenn man ihren Sexualtrieb ausschaltet?
Es gibt Hunde, welche nach einer Kastration viel ausgeglichener und zufriedener mit sich selbst sind, da man ihnen durch die Kastration den Sexualtrieb nimmt. Jedoch ist dies stark vom Wesen des einzelnen Hundes abhängig.
Kann die Kastration bei Hündinnen, die ohnehin schon ein dominantes Verhalten zeigen, zu Wesensveränderungen führen, in Form gesteigerter Aggressivität?
In seltenen Fällen kann die Kastration eventuell die Wesenszüge des Hundes leicht verändern.
Inwiefern kann die Kastration also das Zusammenleben von Menschen und Haustieren verbessern?
Bei der Kastration kommt es bei einer Hündin nicht mehr zu Läufigkeit mit Blutungen. Als Besitzer muss man also nicht mehr darauf achten, dass die Hündin nicht gedeckt wird. Die Kastration vereinfacht außerdem die Erziehung für verschiedene Rüden, da sie dadurch manchmal ruhiger und weniger dominant werden.
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