Rohstoff / Warum die Politik über Holz aus Luxemburg diskutiert
Luxemburgisches Holz braucht nicht zertifiziert zu sein. Wenn das Holz aus der Nachbarschaft kommt, dann können sich Verbraucher selbst ein Bild davon machen, wo das Holz herkommt, und dem vertrauen, meint Umweltministerin Carole Dieschbourg, nachdem die Initiative „Holz vun hei“ in die Kritik geraten war.
Luxemburgisches Holz ist zu einem Politikum geworden. Nun musste Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) dem Abgeordneten Fred Keup (ADR) Rede und Antwort stehen. Ausgangspunkt war eine Pressekonferenz am 14. Juli in Befort. Umweltministerin Carole Dieschbourg, Energieminister Claude Turmes (beide „déi gréng“) und Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP) hatten dort eine Schreinerei besichtigt, die eine Möbellinie aus heimischem Kiefernholz geschaffen hat. Die Regierung unterstützt diese Initiative. Es sollte, so ihr Wunsch, wieder zu einer Selbstverständlichkeit werden, Holz aus heimischen Wäldern zu nutzen. Vor allem geht es darum, lange Transportwege zu vermeiden. Einen positiven Nebeneffekt erkennen die Minister in der Schaffung regionaler und qualifizierter Jobs, die solche Projekte mit sich brächten.
Klar ist aber auch, dass sich Holz derzeit in einer Krise befindet. Die Pandemie hat die Ressource verknappt, genauso wie ein Handelsstreit zwischen den USA und Kanada, der zur Folge hatte, dass die Vereinigten Staaten ihr Holz lieber aus Europa bezogen als vom Nachbarn im Norden. Jeden Tag kämpfe die Schreinerei darum, Rohstoffe für ihre Möbel geliefert zu bekommen, so der Chef der Schreinerei. Auch für die Möbel aus Luxemburger Holz gebe es bereits eine Warteliste, denn das verfügbare Holz sei bereits aufgebraucht.
Haken tut es noch mit der Lieferkette. Carole Dieschbourg gab zu, dass derzeit die Vernetzung unter den Akteuren noch fehle, und informierte darüber, dass das Wirtschaftsministerium deshalb an einer digitalen Plattform arbeite, mit der Abhilfe geschaffen werden solle.
Sägewerk-Nimbys
In einem Interview mit dem Quotidien hatte Romain Schmit, Generalsekretär der „Fédération des Artisans“, zugegeben, dass ihn der Ruf danach, alles in Luxemburg zu produzieren, zum Schmunzeln bringe. Auch beim Holz: „Die Betriebe im Großherzogtum sind einfach nicht profitabel genug, um wieder solche Aktivitäten mit geringem Mehrwert zu entwickeln.“ Er wirft auch die Frage auf, wo man in Luxemburg zum Beispiel ein Sägewerk errichten könnte, ohne dass die Anrainer Sturm dagegen laufen – ganz zu schweigen von den Preisen für Bauland.
Beworben wird die Möbellinie mit dem Slogan „Holz vun hei“. Dabei handelt es sich um ein „Leader“-Projekt des Naturparks Müllerthal. „Leader“ ist eine Initiative der Europäischen Union, die modellhaft innovative Projekte im ländlichen Raum fördern soll. Im Rahmen dieser Initiative sind in den vergangenen Jahren immer öfter Produkte aus Luxemburger Holz in der Region Müllerthal aufgetaucht, wie zum Beispiel Bänke, Brücken und Souvenirs, die in Touristeninformationszentren angeboten werden, wie die Regierung damals in einer Pressemitteilung schrieb.
Zertifikatmuffel
Kurz nach dem Besuch der Regierungsmitglieder in Befort gab es Lob für den Betrieb, aber auch Kritik an der Regierung. Zu Wort meldeten sich Pit Mischo und Marc Parries von FSC Lëtzebuerg. Die Nichtregierungsorganisation vergibt Kennzeichnungen für nachhaltige Forstwirtschaft. In einem offenen Brief, der am 2. August im Tageblatt abgedruckt wurde, machen Mischo und Parries darauf aufmerksam, dass es sich bei „Holz vun hei“ nicht um ein Label handele und keine Kontrollen gemacht würden. Demnach könne ein Kunde nicht nachprüfen, ob ein Produkt den Regeln einer nachhaltigen Holzproduktion entspricht.
Im gleichen Text machten sie auch darauf aufmerksam, dass viele (vor allem kleine) Gemeinden in Luxemburg nicht FSC-zertifiziert sind. Insbesondere die Kommunen aus Carole Dieschbourgs Heimatregion, dem Müllerthal, würden sich seit Jahren gegen eine FSC-Zertifizierung zur Wehr setzen.
Unsichtbare Hand
Der ADR-Abgeordnete Fred Keup hat einen Wort-Artikel hierüber zum Anlass genommen, die Umweltministerin über die Holzindustrie auszufragen. In ihrem Antwortschreiben unterstreicht die Ministerin die Freiwilligkeit von Zertifizierungen wie PEFC und FSC. Die Regierung verpflichte keine Waldbesitzer, sich diesen Programmen anzuschließen. Vielmehr empfehle und unterstütze der Staat sie, ohne sie dazu zu zwingen. Eine Zertifizierung mit einer unabhängigen Kontrolle sei vor allem dann wichtig, wenn das Produkt (in diesem Fall Holz) lange Handelswege gehe, behauptet die Umweltministerin.
Im Falle der Initiative „Holz vun hei“ sei eine Zertifizierung nicht notwendig, um Nachhaltigkeit zu fördern, meint die Ministerin. Der Verbraucher könne bei Produkten mit kurzen Lieferwegen selbst urteilen, ob sie nachhaltig sind, ob das Material aus der Region stammt und ob es lokal verarbeitet wurde, behauptet die Ministerin. Der Verbraucher habe Vertrauen in das Produkt, weil sich alles in seiner Nachbarschaft abspiele.
Digitales Holz
Holz – auch luxemburgisches Holz – werde nach WTO-Regeln gehandelt und an den Meistbietenden verkauft. Die Händler, die das Holz in Luxemburg kaufen, um es nach China zu exportieren, böten die höchsten Preise. Der Handel mit China sei auch deshalb interessant für sie, weil die Containerschiffe das Holz als Ballast benutzen und es deshalb „quasi gratis“ ins Reich der Mitte transportiert wird. Es sei weder auf EU-Ebene noch auf nationaler Ebene möglich, etwas gegen diesen internationalen Handel zu unternehmen, so die Ministerin weiter. Man könne lediglich dafür Sorge tragen, dass lokales Holz hier verarbeitet wird. Hierfür sei auch 2017 das „Wood Cluster“ gegründet worden. Das Wood Cluster ist eigenen Aussagen zufolge ein „Treffpunkt für innovative, öffentliche und private Organisationen“ aus der Holzbranche und soll zum Beispiel Angebot und Nachfrage besser zusammenbringen. Das Wood Cluster ist außerdem damit betraut, die oben bereits erwähnte digitale Holz-Plattform auszuarbeiten.
Carole Dieschbourg stimmt mit Schmits Aussage aus dem Quotidien-Interview grundsätzlich überein: „Wie bereits im Artikel vom Generalsekretär des Handwerkerverbandes gesagt wurde, ist kaum damit zu rechnen, dass sich in Luxemburg in den nächsten Jahren eine international wettbewerbsfähige Holzverarbeitungsindustrie etablieren kann.“ Dafür brauche es Mengen an Holz, die in Luxemburg schlicht nicht vorhanden sind. Das Einzige, was Luxemburg tun könne, um die Holzbranche zu unterstützen, sei, kleine lokale Initiativen, die darauf hinarbeiten, Holz lokal zu verwerten, und Unternehmen, die innovative Holzprodukte herstellen wollen, die sonst nirgends hergestellt werden, zu fördern, entgegnet die Ministerin der parlamentarischen Anfrage von Fred Keup.
An eisen Boescher get vill zi vill Holz. Dei deck an schein Stämm gin op Mooss geschnidden, kommen an Container an gin an China. Dann bleift fir den klengen letzebuerger Schräiner näischt mei.
Mein Förster hat mir mal gesagt Wälder wären ideale Wasserspeicher und könnten auch Überschwemmungen verhindern. Wenn das nicht stimmt könnten wir doch alles abholzen sowie auf den Osterinseln.
Einfach wie im Ausland bei kleinen Produktionen fahrbare Sägen mit in den Wald nehmen und nur Bretter zum Trockenofen transportieren.
Die Wildschweine werden schon nicht reklamieren.