Mobilität / Warum sechs Prozent der Luxemburger Züge mit Verspätung ankommen
Die Luxemburger Züge hatten in den vergangenen Monaten öfters Verspätung. Im Durchschnitt sind dieses Jahr sechs Prozent der Züge zu spät in den Bahnhof eingefahren. Doch warum? Das Tageblatt hat beim Mobilitätsministerium nachgefragt.
Durchschnittlich sechs Prozent der Luxemburger Züge hatten dieses Jahr Verspätung. Das schreibt Verkehrsminister François Bausch („déi gréng“) in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage des Piraten-Abgeordneten Marc Goergen. In knapp einem Drittel der Fälle sind laut Antwort externe Gründe dafür verantwortlich. Heißt: Streik, Vorfälle, die von Dritten ausgelöst wurden, und Wetterbedingungen. Funktionsprobleme bei den Maschinen würden hingegen ein Viertel der Verspätungen auslösen. In 17 Prozent der Fälle habe es Probleme mit den Eisenbahninstallationen gegeben. Die restlichen Verspätungen seien den Nachbarländern, Unfällen oder Arbeiten zuzuschreiben.
Beim genauen Betrachten der Statistik fällt auf, dass Anfang des Jahres wesentlich weniger Züge zu spät in den Bahnhöfen einfuhren. In den ersten fünf Monaten hatten nämlich nur 4,6 Prozent Verspätung – von August bis Oktober waren es hingegen 8,2 Prozent. Dafür gibt es laut Mobilitätsministerium mehrere Gründe. Einer davon: technische Probleme auf der Linie 10 wegen der Inbetriebnahme des neuen Stellwerkes in Ettelbrück Ende August. „Dadurch, dass verschiedene Züge von der Linie 10 auf die Linie 60 ‚durchgebonne ginn’, wirkt sich dies auf die Linie 60 aus“, schreibt das Mobilitätsministerium auf Tageblatt-Nachfrage.
Außerdem wirke sich die Schließung des Tunnels Schieburg negativ auf die Verlässlichkeit der Linie 10 aus. Und: Die Verlängerung der Infrastrukturarbeiten an dem Hauptbahnhof Luxemburg sollten ursprünglich bis Ende der Sommerferien dauern, mussten allerdings wegen Lieferschwierigkeiten von wichtigen Komponenten bis zum 20. November verlängert werden. „Das hat sich hauptsächlich auf die Linien 60, 70 und 90 ausgewirkt“, schreibt das Ministerium.
Durchschnittliche Verspätung: 1,74 Minuten
Beim Analysieren der Statistik muss man allerdings bedenken, dass ein Zug erst als „verspätet“ gilt, wenn er mindestens sechs Minuten zu spät ankommt. Dieser Wert basiert auf einer europäischen Richtlinie. Laut Ministerium betrug die durchschnittliche Verspätung der Luxemburger Züge dieses Jahr bis jetzt 1,74 Minuten. Auch wenn es keine gesamt-europäische Statistik gibt, steht Luxemburg im direkten Vergleich mit den Nachbarländern nicht schlecht da. Bei der Deutschen Bahn sind laut Luxemburger Mobilitätsministerium 6,2 Prozent der Züge verspätet, der französische Zugbetreiber SNCF gibt einen Wert von 9,2 Prozent an und die belgische SNCB liegt bei 9,9 Prozent.
Doch wie sieht es mit den kompletten Ausfällen der Luxemburger Züge aus? Hier liegt der Wert bei zwei Prozent für dieses Jahr. Heißt: Jeder 50. Zug ist ausgefallen – im September war es sogar jeder 28. Das liege an denselben Gründen wie bei den Verspätungen. „Zusätzlich kamen im Herbst regelmäßig Streikaktionen der SNCB (Linie 50) und SNCF (Linie 90) hinzu“, so das Ministerium.
Die Ursachen für die mangelnde Pünktlichkeit würden systematisch erfasst und bearbeitet werden. Die Situation müsste sich allerdings jetzt wieder bessern – vor allem im Vergleich mit den vergangenen drei Monaten. „Die Baustelle beim Luxemburger Bahnhof ist seit dem 20. November 2022 fertig, was zu einer spürbaren Verbesserung geführt hat“, schreibt das Ministerium. Auch die „Infrastrukturprobleme“ auf der Linie 10 würden progressiv zurückgehen. Große Infrastrukturarbeiten – wie etwa am Luxemburger Bahnhof und an der neuen Bettemburger Strecke – sollen die Kapazität und die Verlässlichkeit des Zugverkehrs verbessern, „und dadurch Verspätungen minimieren“.
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