Luxemburg / Warum sich impfen lohnt: Ein Überblick über die wichtigsten aktuellen Fragen
Ein großer Teil der Luxemburger Bevölkerung ist mittlerweile gegen Covid-19 geimpft – dennoch sind die Infektions- und Todeszahlen im Großherzogtum in den vergangenen Tagen wieder angestiegen. Hat das Impfen also gar nicht viel gebracht oder sähe es deutlich schlimmer aus, wenn nicht so viele Menschen ihre Dosis bekommen hätten? Das Tageblatt hat sich die bisherige Wirkung der Impfungen genauer angeschaut.
Die Corona-Fallzahlen im Großherzogtum sind in den vergangenen Wochen wieder angestiegen – seit mehreren Tagen gibt es auch wieder häufiger Covid-Todesfälle. Hatten die vielen Impfungen bisher also gar nicht die erhoffte Wirkung? Das Tageblatt hat mit dem Luxemburger Virologen Claude Muller darüber gesprochen, was die Vorteile der bisherigen Impfungen sind und wie sich das anhand einer Metapher über Winterreifen ganz einfach erklären lässt.
Was haben uns die Impfungen gebracht?
Claude Muller, der beim Luxembourg Institute of Health (LIH) arbeitet, sagt: „Ohne Impfungen würden die Zahlen deutlich schlechter aussehen – und wir hätten jetzt ganz sicher einen völligen Lockdown.“ Bei dem besagten Lockdown, der ohne die vorhandenen Impfungen höchstwahrscheinlich nötig wäre, sei zudem das Risiko hoch, dass die Menschen irgendwann die Geduld verlieren würden. 2020 sei das Warten mit der Impfung als Lösung in Sicht noch einfacher auszuhalten gewesen, so der Virologe. Zum jetzigen Zeitpunkt würde das allerdings womöglich anders aussehen.
Aber zurück in die Realität, in der es Impfstoffe gibt: Da die Vakzine seit ihrem inzwischen rund einjährigen Einsatz in einer so extrem hohen Anzahl verabreicht worden sind, habe man die Impfungen und deren Wirkungsgrad gut beobachten können. Bei anderen Impfstoffen sei es viel schwieriger, die Wirkung so schnell nachzuweisen, weil es nicht so viele Krankheitsfälle gebe. Bei den teilweise sehr hohen Inzidenzen sei das deutlich leichter gewesen, da dort die Untersuchung des Zusammenhangs mit der Impfung besser untersuchbar sei.
Warum sollte ich mich als Einzelner impfen lassen?
Muller erklärt, dass die Impfung einen zunächst selbst vor einer Infektion, aber besonders vor einem schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung schütze. Vor allem bei den Verläufen, die mit einer Krankenhauseinweisung, einer Behandlung auf der Intensivstation oder auch mit dem Tod enden können, böten die Vakzine einen „hervorragenden“ Schutz, so Muller. Wer also auch als gesunder oder jüngerer Mensch das eigene Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf – gegebenenfalls auch mit Langzeitschäden – verringern wolle, solle sich auf jeden Fall impfen lassen. Auch die auftretenden Nebenwirkungen seien inzwischen gut bekannt und erforscht. Dabei sei „völlig klar, dass der Schutz durch die Impfung gegenüber dem minimalen Restrisiko einer Nebenwirkung durch die Impfung absolut überwiegt“.
Auch die Menschen, deren Schutz mittlerweile nachlasse, weil die letzte Impfung bereits länger her ist, sollten sich ein drittes Mal impfen lassen. Das betreffe vor allem die Risikopatienten, die aufgrund ihres Alters oder Vorerkrankungen besonders früh geimpft wurden. Dazu zählen zum Beispiel Alters- oder Pflegeheimbewohner – und laut Muller auch alle, die Umgang mit ihnen haben.
Muller schlägt diesbezüglich vor, man solle die Menschen in den Pflegeheimen gemeinsam mit ihren Angehörigen noch einmal aktiv auf das Risiko hinweisen, das sie auf sich nehmen, wenn sie sich gegen eine Impfung entscheiden. Es werde auf Dauer nicht möglich sein, Ungeimpfte vor dem Virus zu schützen, so der LIH-Virologe. „Damit ist dann wirklich klar, dass die Angehörigen wissen, dass die Mutter oder Großmutter irgendwann das Virus haben wird – mit allen Konsequenzen – wenn sie sich gegen die Impfung entscheidet“, ergänzt er. „Gegebenenfalls sollte sich das Altersheim eine solche Aufklärung auch gegenzeichnen lassen, weil das die Bewohner und die Angehörigen in die Verantwortung mit einbezieht.“
Warum sollte ich mich für andere impfen lassen?
Nach wie vor gelte neben dem Selbstschutz, den die Impfung mit sich bringt, auch: Wer sich selbst impfen lässt, der schützt auch andere. Wem der Gedanke, dass man mit seiner eigenen Impfdosis fremde Menschen schützt, zu abstrakt ist, könne sich darauf besinnen, dass es dabei immer auch um die eigenen Liebsten und Angehörigen gehe, die einem am nächsten stehen, so der Virologe.
Insgesamt wolle man mit den Impfungen die Zirkulation des Virus reduzieren, damit nicht zu viele Menschen auf einmal krank werden und die Krankenhäuser dadurch nicht überlastet werden. Da die Ungeimpften laut Muller nicht dauerhaft gegen das Virus geschützt werden können, komme es bei ihnen zwangsläufig irgendwann zu einer Infektion. „Das ist das, was Ungeimpfte sich als ihre Freiheit herausnehmen“, schlussfolgert er. „Dabei muss man auch an das Krankenhauspersonal denken, das irgendwann vor dem Problem stehen könnte: Wer kommt auf die Intensivstation? Ein Impfverweigerer mit intensivpflichtigem Verlauf oder ein Patient, der unverschuldet einen Herzinfarkt hat?“
Die derzeitige Welle in Luxemburg sei daher eine Welle der Ungeimpften, sagt der Virologe – deren Risiko einer notwendigen Krankenhaus- oder Intensivbehandlung sei deutlich höher. Dabei trete zudem der Effekt auf, dass in manchen Gruppen, wie zum Beispiel Freundeskreisen, vermehrt Ungeimpfte auf Ungeimpfte treffen, während in anderen Gruppen wiederum fast alle geimpft sind. „Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Treffen von Ungeimpften das Virus weitergegeben wird, ist um ein Vielfaches höher als unter Geimpften“, erklärt Muller.
Warum sollte ich mich impfen lassen, wenn doch auch Geimpfte im Krankenhaus landen?
Der LIH-Virologe erklärt in diesem Zusammenhang, dass viele Menschen die derzeitigen Krankenhauszahlen in einem falschen Zusammenhang sähen. Wenn beispielsweise von 40 Krankenhauspatienten 10 geimpft und 30 ungeimpft sind, müsse diese Zahl auf die Gesamtzahl der Geimpften (rund 420.000 Menschen) und der Ungeimpften (rund 100.000 Menschen) bezogen werden. Die geimpften Patienten stammen damit prozentual aus einem viel größeren „Pool“ aus Menschen als die ungeimpften Patienten. In diesem Fallbeispiel wäre das Risiko eines Ungeimpften etwa 16 Mal höher als das eines Geimpften, sagt Muller. „Bei elf Personen auf der Intensivstation, von denen nur eine geimpft ist, beträgt der Schutz vor der Intensivbehandlung 97,5 Prozent“, führt der Virologe aus. „Leider kommuniziert die Regierung diese Zahlen nicht adäquat und macht die Impfung damit schlecht“, moniert er.
Für diejenigen, denen das zu viel Zahlensalat war, gibt es aber auch ein Beispiel, das die Situation bildhaft erklärt – Muller gibt sie wieder: „Im Winter passieren fast alle Verkehrsunfälle mit Autos, die Winterreifen aufgezogen haben. Komme ich deshalb zum Schluss, dass Winterreifen nichts bringen? – Natürlich nicht. Denn hätten die meisten Autos nur Sommerreifen drauf, gäbe es deutlich mehr Unfälle, aber davon weniger mit Winterreifen. Wer also von der schützenden Wirkung von Winterreifen überzeugt ist, dürfe auch vor der Impfung nicht haltmachen.“
Ein entsprechendes Rechenbeispiel gibt es außerdem in einem Tagesschau-Bericht vom 12. November für Deutschland, in dem die Dimensionen mit einem Blick auf die Zahlen sichtbar werden. Die Präsidentin der Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk, erklärt darin, dass bei 56 Millionen geimpften Menschen seit Beginn der Impfkampagne nur 0,3 Prozent der Geimpften einen Impfdurchbruch hatten. Das entspreche 175.188 Impfdurchbrüchen. Und von der Gesamtanzahl der Impfdurchbrüche müssten wiederum nur etwa vier Prozent ins Krankenhaus. In den restlichen Fällen hätten die Geimpften einen so leichten Verlauf gehabt, dass eine Behandlung in der Klinik nicht erforderlich gewesen sei.
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Also wer auf Winterreifen verzichtet braucht auch keine Impfung wenn ich nicht irre? Wie ist es mit Ganzjahresreifen?Wann werden endlich die Ungeimpften Kinder gepickt?Es ist laut Aussage die Pandemie der Ungeimpften!
Bravo Herr Müller. Eine Erklärung für Corona-Dummies die gut verständlich ist. „…Freundeskreisen, vermehrt Ungeimpfte auf Ungeimpfte treffen,“ oder eben Marche Blanche-Demonstranten mit ihren „Liichtebengelcher“ die „silencieusement“ ihr Unwissen zutage tragen und von uns Geimpften Toleranz und Respekt fordern. Dabei ist es nicht die Regierung und deren Maßnahmen gegen Corona die die Bevölkerung spaltet sondern schlicht und einfach die Dummheit.
Ob impfen sich lohnt oder nicht , that is the question.
Der Beweis hängt von der Versuchsperiode von mindestens 2 Jahren ab. Dass Leute diese Periode abwarten oder aus Angst und angeborener Vorsicht sich momentan noch nicht impfen lassen ist in einer Demokratie leicht zu verstehen. Wenn man dann noch weiss , dass der Trotz zu etwas gezwungen zu werden den Grossteil ,25% der s.g.“ Impfgegner „ darstellt , tragen meiner Meinung nach daran auch die Volksvertreter eine gewisse Schuld. Weder der Premier noch die Gesundheitsministerin haben die Gelegenheit voll wahr genommen , ín Ihrer Gegenwart , sei es durch Presse , Radio und TV, auch im Ausland bekannte Ärtzte, , Professoren und Virologen, d.h. Experten auf diesem Gebiet die für oder gegen diese Impfung sind , sich untereinander « streiten » und argumentieren zu lassen.Die Regierung hätte sich einen riesigen Dienst für die Zukunft geleistet egal wer die besten WISSENSCHAFTLICHEN Argumente dort vorbringen würde . Dabei hätte unsere Demokratie , ohne Referendum , ihren Namen wieder verdient gehabt, oder ?
Da es niemals zu spät ist das Volk in sein Schicksal mit einzubinden, grüsst in dieser Hoffnung
G.B.
2 G inkl. Lockdown so wie jetzt in Östereich kommt auch irgendwann nach Luxemburg. Daher: liebe Zögerer, sich besser schon jetzt impfen lassen 🙂
Natürlich lohnt sich das Impfen, besonders in der kalten Jahreszeit.
Man kann in einem geheizten Raum essen, wird vorn und hinten bedient, isst von echtem Porzellangeschirr während die Ungeimpften in der Kälte vor dem Food-Truck im Regen stehen.
Geimpfte müssen nicht zu hause bleiben wenn der Lockdown für Ungeimpfte nächste Woche kommt.
Ich bin für 3G nach Söder: gebraut, gezapft, getrunken.Wird von vielen Virenverteiler schon fleissig praktiziert, deshalb die hohen Inzidenzen.
@Blaats Gast,
dass immer die Freiheit und die Demokratie herhalten müssen wenn Leute sich durch falsche Infos in die Irre führen lassen.Eigentlich sollte ja jeder mehr Angst vor dem Virus haben als vor der Impfung.Es scheint umgekehrt zu sein.Wissenschaftler und Politiker müssen sich Verunglimpfungen an den Kopf werfen lassen von Querdenkern die es sich nicht nehmen lassen ihr Unwissen im Mäntelchen der Freiheit und der Demokratie zu verstecken. So kriegen wir die Seuche nicht in den Griff.
16 November ,14 Uhr 40, laut Nachrichten RTL -De eine Impfung nicht mehr als sechs Monate hält.Verschläft unsere Regierung die Booster-Impfung oder schätzt sie die Lage falsch ein?
@Blaat’s Gast: Das Argument dass man die Langzeitfolgen der Impfung nicht kennt, lass ich nicht gelten, weil man nämlich die Langzeitfolgen von Covid auch nicht kennt. Die Querdenker bewegen sich in einem Hohlraum. Ein bisschen so als hätten sie etwas bestellt ohne zu zahlen weil sie noch nicht wissen ob sie es brauchen.