Neue „Rentrée“ / Was die „Lycée“-Schüler ab Montag erwartet
Genau eine Woche nach der „Rentrée“ der Abiturienten ist an diesem Montag die Hälfte der restlichen „Lycée“-Schüler an der Reihe. Das ist die Gruppe A. Gruppe B fängt erst am nächsten Montag an. Bedingt durch die große Anzahl der Schüler werden die Sicherheitsmaßnahmen auf eine harte Probe gestellt. Was wird die Schüler in den kommenden Wochen erwarten? Ein Überblick.
Stufenweise fährt der Schulbetrieb in Luxemburg wieder hoch. An diesem Montag ist die Gruppe A der „Lycée“-Schüler dran. Vor genau einer Woche waren es die Primaner. Sie waren die Ersten, die wieder in den Schulalltag eintauchen mussten. Wobei von normalem Schulalltag kaum die Rede sein kann. Denn für die neue „Rentrée“ mitten in der Coronapandemie gelten sehr strenge Sicherheitsregeln, die es zu befolgen gilt.
Auf dem Schulweg, im Schulbus und im ganzen Schulgebäude, außer den Klassenzimmern, gilt die Maskenpflicht. Ist ein Lehrer der Meinung, dass die Schüler den Atemschutz auch innerhalb der Klasse anhaben sollten, müssen die Schüler Folge leisten. Auch muss stets darauf geachtet werden, den Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten. Schüler dürfen sich weder per Handschlag noch mit Küsschen begrüßen. Und sie dürfen sich untereinander kein Schulmaterial ausleihen.
Am Eingang jeder Schule muss ein Desinfektionsspender stehen. Das Gleiche gilt innerhalb der Klassenzimmer. Schüler sollten möglichst in ihrem Klassenraum unterrichtet werden und den Saal für bestimmte Fächer, so weit wie möglich, nicht wechseln, damit die Zirkulation der Schüler weitestmöglich eingeschränkt wird. Der Toilettengang sollte innerhalb einer Unterrichtsstunde stattfinden und nicht in den Pausen, um möglichst Menschenansammlungen zu vermeiden. Die Pausen finden versetzt statt. Hier hat jede Schule ihre eigenen Vorgaben.
Auch die Unterrichtsstunden wurden mehr oder weniger vereinheitlicht. So gilt die Richtlinie: Unterricht von 8 bis 13 Uhr. Auf Nachfrage bei einigen Schulen wurden uns allerdings unterschiedliche Uhrzeiten genannt. Im „Lycée Hubert Clément“ in Esch findet der Unterricht „aus organisatorischen Gründen“ bis 12.35 Uhr statt, im hauptstädtischen „Lycée Robert-Schuman“ nur bis 12 Uhr, da „die Schulbusse schon um 12.15 Uhr abfahren“.
Schüler können „Frupstut“ reservieren
Schwimm- und Sportunterricht finden nicht statt. Die Kantinen servieren kein Essen. Die Automaten wurden auf Anweisung des Gesundheitsministeriums abgeschaltet. Schüler können sich allerdings einen Tag vorher bis 20 Uhr abends eine „Frupstut“ auf der Webseite von Restopolis bestellen. Dazu müssen sie sich mit ihrem IAM-Code (Identity and Access Management) einloggen. Die Schulbibliotheken dürfen Schüler nur einzeln betreten, um Bücher abzugeben oder abzuholen. Nachhilfekurse finden keine statt.
In den Schulgebäuden wurden Treppen, Flure und Eingangstüren in ein System bestimmter Laufrichtungen integriert. Absperrungen, Pfeile und Markierungen unterschiedlicher Art prägen das Gesamtbild. In manchen Lyzeen gibt es sogar richtige Kreisverkehre mit vorgeschriebener Gehrichtung an sogenannten Kreuzungen.
Für die Hälfte der „Lycée“-Schüler fängt an diesem Montag also der Schulbetrieb wieder an. Denn die Klassen wurden halbiert. Dadurch sollte laut der Vorgabe des Bildungsministeriums die Anzahl der Schüler, die sich gleichzeitig in einem Schulgebäude oder in einem Klassenzimmer aufhalten, reduziert werden. Dennoch werden sich in den verschiedenen „Lycées“ trotz Halbierung mehrere hundert und sogar an manchen Schulen bis zu tausend Schüler befinden. Gefährdete Schüler und Lehrer oder jene, bei denen ein Familienmitglied, das zu einer der Risikogruppen gehört, im Haushalt lebt, dürfen auf Vorlage eines Arztattestes zu Hause bleiben.
Im Vorfeld hat der Regent der jeweiligen Klassen die Schüler über die Aufteilung der Gruppen benachrichtigt. Die Jugendlichen wissen also nun, ob sie die letzten Wochen vor der „grousser Vakanz“ mit ihrem Freund oder ihrer Freundin verbringen dürfen oder nicht. Den Wünschen wurde zwar Rechnung getragen, dennoch ist es nicht möglich, es jedem recht zu machen. Bittere Tränen sind die Folge.
Nur noch vier Wochen Unterricht
Die Gruppe A, die an diesem Montag loslegt, wird in den Wochen vom 11. bis 15. Mai, vom 25. bis 29. Mai, vom 15. bis 19. Juni und vom 29. Juni bis zum 3. Juli in der Schule unterrichtet. Bei der Gruppe B sind das die Wochen vom 18. bis 22. Mai, vom 8. bis 12. Juni, vom 22. bis 26. Juni und vom 6. bis 10. Juli. Diese Wochen sind die sogenannten Unterrichtswochen, in denen neuer Lernstoff unterrichtet wird. Dadurch sollen weitere Teile des Lehrplans an die Schüler vermittelt werden. Das bedeutet insgesamt vier Wochen Schulunterricht pro Gruppe bis zu den Sommerferien.
Die übliche Einteilung in drei Trimester wurde aufgehoben. Das Schuljahr 2019/2020 besteht nur noch aus zwei Semestern. Demnach wurden das zweite und dritte Trimester zusammengelegt und werden fortan als zweites Semester bezeichnet. Dieses erstreckt sich vom 6. Januar bis zum 14. Juli. Auch an den beiden letzten Tagen des Semesters, dem 13. und 14. Juli, soll noch Unterricht stattfinden. Wie und was da genau gemacht werden soll, hat das Bildungsministerium allerdings noch nicht festgelegt. Wahrscheinlich können diese beiden Tage dazu genutzt werden, um Prüfungen nachzuschreiben oder die Endnote mit dem Klassenlehrer zu besprechen. Am 15. Juli fangen offiziell die Sommerferien an.
In der sogenannten Übungswoche zu Hause müssen die Schüler „autonom an Hausaufgaben arbeiten, die ihnen in der Unterrichtswoche zugeteilt wurden“, heißt es von offizieller Stelle. Vonseiten der Schulen wird präzisiert, dass es sich dabei nicht um Homeschooling handelt. Das heißt, dass sich Schüler zu Hause wirklich völlig autonom mit den Aufgaben auseinandersetzen sollen. Ohne Lehrer. Ohne Rücksprache. Ohne Fragen. Dennoch wird an das Verständnis des Lehrpersonals appelliert, die Schüler bei dringenden Fragen „ausnahmsweise“ nicht im Stich zu lassen.
Die schlechteste Note entfällt
Die Wochen vor den Pfingstferien werden im Unterricht genutzt, um einerseits Inhalte, die während der „Coronaferien“ im Homeschooling unterrichtet wurden, zu festigen und um andererseits Prüfungen in den Fächern Mathematik, Sprachen oder in anderen Spezialisierungsfächern der oberen Klassen zu schreiben. Um den Schülern entgegenzukommen, können diese, wenn sie in einem Fach mindestens drei Noten haben, die schlechteste davon bei der Berechnung der Endnote in dem Fach weglassen. Hat ein Schüler nach Ansicht des Lehrers „gut im Homeschooling gearbeitet“, kann dieser die Endnote des Schülers im zweiten Semester zwischen einem und vier Punkten erhöhen.
An diesem Montag findet auch die „Rentrée“ für Schüler der „Formation professionelle“ statt: CCP („certificat de capacité professionnelle“), DAP („diplôme d’aptitude professionnelle“) und DT („diplôme de technicien“). In den Bereichen, in denen der Lockdown aufgehoben wurde, dürfen die Lehrlinge ihre Lehrstellen wieder antreten, meldet das Bildungsministerium. Dabei müssen allerdings die Bedingungen der vorgeschriebenen Sanitärmaßnahmen erfüllt sein.
Auch die Musikschulen nehmen teilweise den Betrieb wieder auf. So findet ab diesem Montag der Individualunterricht, der sich aus einem Lehrer und einem Schüler zusammensetzt, wieder statt. Der Kollektivunterricht, bei dem mehrere Musikschüler gleichzeitig unterrichtet werden, fällt bis auf Weiteres aus. „Um den Musikschülern den Abschluss ihres Schuljahres unter bestmöglichen Bedingungen zu gewährleisten, werden die Programme und Examen angepasst“, schreibt das Bildungsministerium.
- Was Jugendliche im Internet treiben: Bericht zeigt Nutzungsverhalten auf digitalen Geräten - 8. Februar 2023.
- Kritik am FDC: Die „schmutzigen“ Investments des „Pensiounsfong“ - 7. Februar 2023.
- Ein Plan für mehr Naturschutz in Luxemburg - 3. Februar 2023.
Im Flyer des Ministeriums steht es ein bischen anders. Mindestens 2 Noten und nicht 3 wie in diesem Artikel.
Siehe folgenden link.
http://www.men.public.lu/catalogue-publications/secondaire/informations-generales-offre-scolaire/covid19-infos-flyer/es-de.pdf