Akademische „Rentrée“ / Was die Studenten dieses Jahr auf der Uni.lu erwartet
Im Vorfeld der akademischen „Rentrée“ hat sich das Tageblatt mit der Vize-Rektorin der Uni.lu sowie mit der Pressesprecherin der Studentenvereinigung UNEL unterhalten. Beide zeigen sich teils optimistisch, haben allerdings auch einige Bedenken in Bezug auf die immer noch andauernde Pandemie. Ein Bericht.
In der Woche vor der „Rentrée“ ließ der „Welcome Day“ eine gewisse Normalität auf dem Campus der Uni.lu vermuten. Im Gegensatz zum vorigen Jahr hat man den neuen Studenten einen richtigen Empfang bereitet, der diesmal nicht rein online stattfand. „So können auch die neuen Studenten einen richtig guten Eindruck vom Campus bekommen“, so Estelle Née, Pressesprecherin der „Union nationale des étudiant-e-s du Luxembourg“ (UNEL) gegenüber dem Tageblatt.
Ich muss ehrlich sagen, dass wir nun in das neue Jahr hereingehen und nicht genau wissen, was auf uns zukommtUNEL-Pressesprecherin
Dennoch hat Née in Bezug auf die „Rentrée“, die am Montag stattfand, einige Bedenken. „Ich muss ehrlich sagen, dass wir nun in das neue Jahr hereingehen und nicht genau wissen, was auf uns zukommt.“ Man könne sich noch kein konkretes Bild machen, inwiefern sich die Sachen verändert haben. Vor einem Jahr hatte die Uni.lu viel Neues angekündigt. Das war der Zeitpunkt, an dem auch das „Hybrid-Teaching“ eingeführt wurde. „Das klang alles sehr gut. Aber wir haben nun auch durch Erfahrung gelernt, dass es nicht immer so abläuft, wie es geplant ist.“ Deshalb möchte die Studentenvereinigung nun zwei bis drei Wochen abwarten, um zu schauen, wie es wirklich in der Praxis aussieht.
Die Universität hat alles in die Wege geleitet, um eine angenehme, interessante und lebendige ‚Rentrée‘ sicherzustellen und gleichzeitig für die Sicherheit jedes Einzelnen zu garantierenVize-Rektorin der Uni.lu
Catherine Léglu, Vize-Rektorin der Uni.lu, gibt sich gegenüber dem Tageblatt optimistisch. „Die Universität hat alles in die Wege geleitet, um eine angenehme, interessante und lebendige ‚Rentrée’ sicherzustellen und gleichzeitig für die Sicherheit jedes Einzelnen zu garantieren.“ Wie auch die vergangene „Rentrée“ habe man die diesjährige Monate vorher vorbereitet und dabei stets ein Auge auf die sanitäre Situation sowie auf die Empfehlungen der „Santé“ geworfen. Auch werde man neue Methoden einsetzen und habe zudem Inspiration bei anderen Universitäten gefunden. Zu den zwei großen akademischen Neuerungen gehören dieses Jahr zwei Projekte im Bereich des Bachelors. In der Medizin bietet die Uni.lu ein zweites Jahr an. Zudem läuft der neue Bachelor im „Enseignement musical“ an.
Welche sanitären Maßnahmen gelten an der Uni.lu?
Léglu weist darauf hin, dass trotz organisatorischer und sanitärer Anstrengungen das Risiko in Bezug auf Covid-19 nicht null sein wird. Sie sagt: „Die Universität schreitet mit einer vorsichtigen Gelassenheit in Richtung ‚Rentrée‘.“ Die Uni bleibt wachsam gegenüber einem potenziellen Anstieg von Infektionsfällen bei den Studenten und Mitarbeitern und hat laut Vize-Rektorin Einsatzpläne bereit, die je nach eintretendem Szenario eingesetzt werden können.
Das Semester startet im Hybrid-Unterricht. Dies ist eine Mischung aus virtuellem Unterricht und reduzierten Klassen auf dem Campus. Dieser Modus kann bei steigenden oder sinkenden Infektionszahlen in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der „Santé“ angepasst werden. Aktuell ist kein Covid-Check an der Universität vorgesehen. Dies wird nur bei größeren Events angefragt werden. Ende Oktober findet voraussichtlich das erste Studentenfest unter diesem Regime statt. Während der Unterrichtsstunden, die bei reduzierter Studentenzahl funktionieren, müssen die Studierenden eine Maske anziehen. Maskenpflicht gilt grundsätzlich in allen Gemeinschaftsräumen im Inneren der Uni.lu. „Wir überlegen, wann wir anfangen können, die Maske abzulegen, wenn jeder geimpft ist und jeder das ,social distancing‘ respektiert, ohne Risikosituationen hervorzurufen“, sagt die Vize-Rektorin. Dies allerdings stets im Einklang mit der „Santé“.
Das ist gut, denn wir merken nun, dass es wichtig wird, wieder in die Bänke der Uni zurückzukehren. Es wird Zeit, dass man wieder ein wenig das Gefühl für die Uni zurückbekommt.UNEL-Pressesprecherin
Die Uni-Restaurants, die Bibliothek, die Studienräume sowie die meisten anderen Dienstleistungen auf dem Campus sind geöffnet und können unter den aktuellen sanitären Maßnahmen benutzt werden. Die Uni.lu empfiehlt den Studenten, sich impfen zu lassen. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium hat die Universität einen Impfbus organisiert, in dem sich die Studierenden gratis auf dem Campus impfen lassen können. Zudem können sich auch alle ausländischen Studenten gratis impfen lassen, entweder auf dem Campus oder in einem Impfzentrum. Daneben bietet die Uni den Studierenden sowie jenen Mitarbeitern, die engen und intensiven Kontakt zur Öffentlichkeit haben, gratis Schnelltests an. Studenten können diese am Sekretariat unter Vorweisen des Studentenausweises abholen. Eine Teststation wie beispielsweise an der Uni in Trier ist hier nicht vorgesehen. Dafür bietet die Uni.lu den Impfbus an.
Ab wann soll mehr Präsenzunterricht stattfinden?
Catherine Léglu wünscht sich, ab Oktober oder November mehr Präsenzunterricht an der Uni anbieten zu können. Dies hänge allerdings von der sanitären Lage in Luxemburg ab. Diese Aussage gibt Estelle Née Hoffnung. „Das ist gut, denn wir merken nun, dass es wichtig wird, wieder in die Bänke der Uni zurückzukehren. Es wird Zeit, dass man wieder ein wenig das Gefühl für die Uni zurückbekommt.“ Die Pandemie dauere bereits so lange, dass man einen Master hätte fertigmachen können, sagt sie.
Die Uni.lu steht im permanenten Austausch mit vielen anderen Universitäten, sagt die Vize-Rektorin. Nicht nur mit jenen in der Großregion. Dabei hat sie festgestellt, dass überall mehr oder weniger die gleichen Maßnahmen getroffen wurden. Präsenzunterricht wird stets vorgezogen, sofern es die sanitäre Lage erlaubt. Bei steigenden Infektionsfällen wägen die Universitäten zwischen Hybrid- und Distanzunterricht ab.
Wie war der Hybrid-Modus im letzten Jahr?
Die Vize-Rektorin ist der Meinung, dass der Hybrid-Modus im vergangenen akademischen Jahr gut akzeptiert wurde. Dennoch habe es Situationen gegeben, in denen entweder die Studenten präsent waren, der Dozent aber auf Distanz zugeschaltet war oder umgedreht. Diese Mischform habe allen Beteiligten viel Kreativität abverlangt, sagt sie. Manche Maßnahmen werden auch nach der Pandemie beibehalten, andere werden dagegen abgeschafft zugunsten des Präsenzunterrichtes. Léglu betont die Wichtigkeit des menschlichen Kontakts, des Austauschs und der Gruppenarbeit.
Die Studenten wurden nicht gezwungen, zu Hause zu lernen. […] Wenn Studenten nicht zur Uni kamen, war dies auch ein wenig ihre Entscheidung.Vize-Rektorin der Uni.lu
Manche Studenten waren in den vergangenen drei Semestern nur sehr selten auf dem Campus. „Die Situation war dennoch positiver als in anderen Ländern“, sagt Léglu. „Die Studenten wurden nicht gezwungen, zu Hause zu lernen.“ Die Situation sei nicht vergleichbar mit jener im Lockdown 2020. Vergangenes Jahr haben die Studierenden im Hybrid-Modus eher eine Woche Präsenzunterricht und dann eine Woche Distanzunterricht gehabt, beziehungsweise auch zwei Wochen auf Distanz und eine am Campus, sagt sie. Die Examen im Januar und Februar 2021 seien dagegen auf Distanz organisiert worden.
„Der Campus wurde eigentlich nie richtig geschlossen“, sagt Léglu. Auch das Learning Center, die Bibliothek, war offen. Zurzeit können sich laut Léglu dort 300 Personen aufhalten, wenn sie einen Platz reservieren. Den Studenten habe man stets eine Priorität eingeräumt. „Wenn Studenten nicht zur Uni kamen, war dies auch ein wenig ihre Entscheidung“, sagt sie. Dennoch gibt sie zu, dass es nicht exakt das ist, was man unter Studentenleben versteht. Doch 18 Monate zu Hause bleiben mussten die Studenten auch nicht, sagt sie. „So war die Situation aus unserer Sicht nicht.“
Was unterscheidet dieses vom letzten Jahr?
Née sieht dieses Jahr andere Voraussetzungen als letztes Jahr. Damals war kein Jugendlicher geimpft, es gab keinen Covid-Check und die Schnelltests kamen erst am Ende des Semesters. „Wir hatten damals nicht all die Werkzeuge, um uns eine gewisse Sicherheit zu geben“, sagt sie. Das Motto lautete damals, dass man kein Risiko eingehen wolle. „Deshalb war Distanzunterricht im vergangenen Semester die Regel und Präsenzunterricht die Ausnahme.“ Dieses Semester hat Née das Gefühl nicht mehr. Die Studenten wollen vorrangig an die Uni und zusätzlich noch Online-Kurse besuchen. „Das gibt uns natürlich Hoffnung.“
Wir hatten damals nicht all die Werkzeuge, um uns eine gewisse Sicherheit zu geben. […] Deshalb war Distanzunterricht im vergangenen Semester die Regel und Präsenzunterricht die Ausnahme.UNEL-Pressesprecherin
Die UNEL-Pressesprecherin schätzt, dass sich die Studenten auf den Präsenzunterricht freuen. Dann würden sie auch in Kauf nehmen, drei Stunden die Maske anzuziehen. „Sie freuen sich, wieder etwas Normalität zu finden.“ Doch diese Normalität sei durch die Pandemie schon so weit entfernt, dass sie schon fast nicht mehr real fassbar sei. Née beschreibt die „Rentrée“ deshalb als hoffnungsvoll, aber auch hoffnungslos. Sie selber sei im dritten Bachelor-Jahr ihres Jurastudiums und nur Distanzunterricht gewohnt. „Das ist für mich die Uni.“ Andere Studenten, die Chemie oder Medizin studieren, hätten dagegen mehr Präsenzunterricht gehabt, weil sie auch praktische Kurse beispielsweise im Laboratorium belegen mussten.
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Fast alle Studenten sind geimpft. Der Hybride-Unterricht (wo man alle paar Wochen mal einige Studen auf die Uni geht) gefällt den Professoren am besten. Ich glaube hier sind viele aus der Grossregion, denen das Home-Office sehr gut gefällt! Es gibt keinen anderen Grund mehr kein voller Präsenzunterricht anzubieten. Wenn die Sekundarklassen und sogar die ungeimpften Schüler der Grundschule das können, wieso denn nicht die Uni? Jeder hatte die Möglichkeit sich impfen zu lassen! Hier geht es alleine darum weniger im Stau zu stehen und von zu Hause aus zu unterrichten!