Infektionskette in Escher Schule / Was die Zahlen des Bildungsministeriums nicht zeigen
Am Donnerstag berichtete das Tageblatt über zwei Infektionsketten in den Schulen. Nun ist klar, dass sich eine dieser Infektionsketten in der Bruch-Schule in Esch/Alzette gebildet hat. Das Bildungsministerium spricht allerdings von „nur“ vier Fällen. Insgesamt positiv getestet wurden in dieser Grundschule allerdings mindestens ein Dutzend Erwachsene sowie mehrere Kinder.
Mindestens zwölf Erwachsene, die an der Grundschule Bruch in Esch/Alzette arbeiten, haben sich mit Covid-19 infiziert. Dazu gehören Lehrer, Assistenzlehrer, Lehrervertretungen, eine Erzieherin sowie zwei Putzhilfen. Zudem waren im Laufe der vergangenen Wochen mehrere Klassen sowohl in Isolierung als auch in Quarantäne. Das Bildungsministerium konnte unsere Zahlen, die aus sicherer Quelle stammen, nicht bestätigen. Nicht, weil unsere Zahlen nicht stimmen, sondern weil sie nicht in das Raster von Bildungsministerium und „Santé“ passen. Was heißt das?
Bildungs- und Gesundheitsministerium haben seit der „Rentrée“ eine „Cellule“, also eine Art Krisenstab, gebildet. Dort sitzen Vertreter beider Ministerien und beraten sich über jene Fälle, die den schulischen Bereich betreffen und wo das Coronavirus eine Rolle spielt. Dieser Stab hat von den rund 12 positiven Fällen „nur“ vier zusammenhängende Fälle festgestellt. „Inwiefern noch weiteres Personal der Gemeinden oder sonstige externe Personen betroffen sind, entzieht sich unseren Informationen“, sagt Lex Folscheid, Erster Berater des Bildungsministeriums, auf Tageblatt-Nachfrage. Das Bildungsministerium habe laut Folscheid die Obrigkeit über das Schulpersonal und die Schüler.
Man kann demnach sagen, dass es eine Infektionskette oder auch ein Szenario drei in dieser Schule gabErster Berater des Bildungsministeriums
Im Klartext heißt das also, dass nur festangestellte Lehrer von der Statistik erfasst werden. Alle anderen Lehrkräfte, Gemeindeangestellte und Putzhilfen, die in einer Grundschule zirkulieren, werden von dem Bericht des Bildungsministeriums ausgeklammert. Das drückt offenbar die offiziell kommunizierten Zahlen in den Keller. Im Falle der Bruch-Schule waren alle Erwachsenen, außer die Putzhilfen, festangestellte Lehrkräfte. Ob die Erzieherin aus der „Maison relais“ nun auch dazuzählt, ist nicht klar.
Laut Definition war es ein Cluster
Waren diese Infektionen in der Grundschule Bruch ein Cluster? Folscheid sagt Nein. Die Begründung: Das Bildungsministerium spreche im schulischen Kontext nicht von Clustern, sondern von Szenarien aus dem Stufenmodell. So sehe Szenario drei vor, dass es eine Infektionskette von mehreren Personen innerhalb einer Schule gab. Dieses Szenario sei in diesem spezifischen Fall – also in der Grundschule Bruch – erfüllt, so Folscheid. „Man kann demnach sagen, dass es eine Infektionskette oder auch ein Szenario drei in dieser Schule gab.“
Die Listen, die das Bildungsministerium am Mittwoch publiziert hat, sind so aufgestellt, dass es nicht ersichtlich ist, dass es in einer Schule, wo es zu einer Infektionskette kam, noch weitere positive Fälle gab. Letztere werden unter der Rubrik „Lehrer in der Grundschule“ zusammengezählt. Man kann keine Verbindung zu den Infektionsketten herstellen. Korrekter wäre die Darstellung wohl, wenn man angeben würde, wie viele Personen zur Infektionskette gehörten und wie viele weitere positive Fälle es an dieser Schule gab, die nicht zur Infektionskette dazugezählt wurden. So könnte man sich ein klareres Bild über die reelle Situation in den Schulen machen. Das Wort „Cluster“ möchte man ganz aus der Welt schaffen. Im schulischen Kontext sollte das Wort, so das Ministerium, nicht benutzt werden. Dennoch gibt es diesen Ausdruck.
Wie die Definition eines Clusters seitens der „Santé“ lautet, war nicht in Erfahrung zu bringen. Nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, einen Pressesprecher über die üblichen Kommunikationskanäle zu erreichen, kontaktierten wir Guy Fagherazzi, zuständig für die öffentliche Gesundheitsforschung des LIH (Luxembourg Institute of Health). Fagherazzi sagt, dass die Definition eines „Clusters“ in Luxemburg die gleiche sei wie in Frankreich. In unserem Nachbarland handelt es sich demnach um ein „Cluster“, wenn es zu mindestens drei bestätigten oder wahrscheinlichen Fällen in einer Periode von sieben Tagen kommt. Laut dieser Definition war die Infektionskette, wie es das Bildungsministerium nennt, eigentlich ein „Cluster“.
Mehrere Kinder positiv getestet
In der Bruch-Schule in Esch gab es auch bei den Kindern Covid-Fälle. Lehrer werden darüber in der Regel nicht informiert, was bei einigen für Unmut sorgt, weil man keine Kontrolle darüber habe. Doch diese Vorgehensweise fällt unter das „secret médical“. In der Bruch-Schule gab es demnach mindestens drei infizierte Schüler. Dies konnte allerdings nur in Erfahrung gebracht werden, weil die Eltern die Lehrer freiwillig darüber in Kenntnis gesetzt hatten.
Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir uns sowohl in der Bruch-Schule als auch in allen anderen Schulgebäuden in Esch/Alzette strengstens an die Empfehlungen der ‚Santé‘ haltenRegionaldirektor der Region Esch/Alzette
Wie reagieren die Verantwortlichen in der Escher Grundschule auf die Vorfälle? Caroline Widong, Präsidentin des Schulkomitees, verweist auf die Regionaldirektion in Esch. Regionaldirektor Yves Ciaffone sagt gegenüber dem Tageblatt, dass er zu den von uns genannten Zahlen von zwölf positiv getesteten Erwachsenen und den vier Personen, die das Bildungsministerium als Infektionskette bezeichnet, nichts hinzuzufügen habe. Dies kommt demnach einer Bestätigung dieser Zahlen gleich. Ciaffone fügt hinzu: „Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir uns sowohl in der Bruch-Schule als auch in allen anderen Schulgebäuden in Esch/Alzette strengstens an die Empfehlungen der ‚Santé‘ halten.“ In diesem Kontext wolle man nächste Woche nochmals einen „Rappel“ mit den Empfehlungen zu den einzelnen Möglichkeiten wie Isolierung, Quarantäne usw. an die Lehrkräfte richten. Im selben Zuge lobte Ciaffone die exemplarische Arbeit, die die Lehrer in diesen Zeiten leisteten.
Am Mittwoch hatte das Bildungsministerium Bilanz über Corona-Fälle an Luxemburgs Grund- und Sekundarschulen gezogen. Dabei kam heraus, dass sich seit der „Rentrée“ jeweils über hundert Schüler sowohl in den Grundschulen als auch in den Lyzeen infiziert hatten. Auch zwei Infektionsketten wurden gemeldet. Eine davon trat in einem „Lycée“ auf, die andere in der Grundschule Bruch in Esch/Alzette.
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Was hatte der Herr Meisch verkündet: An Schulen … ?
3 Schüler awer 12 Erwuessener.
Daat do klëngt zwar ganz stark no Infektioun am Schoulgebai, awer net am Klassenzëmmer, mä an der Kaffeespaus tëscht Enseignanten. Mat Schoul huet daat net vill ze dinn, déi haetten sëch och an der Kaffeespaus an en xbeliebegen Betrieb u’gestach.
Mä bon, ech hu schon länger d’Gefill wéi wann d’Kanner sëch besser behuelen wie vill Erwuessener.