Chamberkommission / Was in Sachen Schulschließungen am Montag erörtert wurde
Nach der überraschenden Ankündigung von Bildungsminister Claude Meisch am Donnerstag steht nun die Frage im Raum, wann und wie die Schulen wieder öffnen werden. In einer Sitzung am Montag wurde die aktuelle Situation erörtert.
Die Nachricht kam völlig unerwartet. Als Bildungsminister Claude Meisch (DP) am vergangenen Donnerstag vor die Presse trat, konnte man höchstens aufgrund der kurzfristigen Einladung erahnen, dass eine folgenreiche Ankündigung bevorstehen würde. Quasi über Nacht hat das Bildungsministerium nach gemeinsamen Beratungen mit der „Santé“ die Entscheidung zum Homeschooling in den Grundschulen getroffen. Seit Montag und bis zum Ende der Karnevalsferien bleiben außerdem Kompetenzzentren, „Maisons relais“ und Musikschulen geschlossen. „Crèches“ sind dagegen geöffnet.
Die CSV- sowie „déi Lénk“-Fraktion reichten einen Tag später eine Anfrage ein, um die Kommissionssitzung für Bildung zu modifizieren. Eine „Commission jointe“ aus Bildung und „Santé“ wurde unter der Anwesenheit von Bildungsminister Claude Meisch und „Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit im Parlament einberufen. Gilles Baum (DP), Präsident der Chamberkommission für Bildung, sagt auf Tageblatt-Nachfrage, dass die Entscheidung, die Grundschulen ins Homeschooling zu schicken, sehr schnell genommen werden musste. Denn die Infektionszahlen in der Alterskategorie der 0- bis 19-Jährigen haben in den vergangenen zwei bis drei Wochen stark zugenommen. Davor seien sie der normalen Evolution der Infektionszahlen gefolgt oder lagen teilweise sogar darunter, so Baum.
Es war das erste Mal, dass wir innerhalb von Klassen bzw. Schulgebäuden richtige Cluster und Infektionsketten feststellen konnten. Das hat den Bildungsminister und seine Leute dazu veranlasst, die Notbremse zu ziehen.DP-Abgeordneter und Präsident der Bildungskommission
Einige Schulen waren stark betroffen und mussten zugemacht werden, sagt der Abgeordnete. Die Zunahme an Infektionen habe bei 60 bis 80 Prozent gelegen. „Es war das erste Mal, dass wir innerhalb von Klassen bzw. Schulgebäuden richtige Cluster und Infektionsketten feststellen konnten“, erklärt Baum. „Das hat den Bildungsminister und seine Leute dazu veranlasst, die Notbremse zu ziehen.“ Damit wolle der Minister einerseits der Sache ein wenig Zeit geben und andererseits den Tatsachen auf den Grund gehen.
Mögliche Faktoren für hohe Infektionszahlen
Wie aber haben die Abgeordneten diese plötzliche Ankündigung Claude Meischs aufgenommen? „Groß hinterfragt wurde die Einscheidung in der Chamber nicht“, sagt Baum. „Wir waren allerdings alle ein wenig überrascht, als sie gefallen ist.“ Insbesondere, weil man am Tag vor der Ankündigung sowohl morgens als auch nachmittags mit Meisch zusammen in der Chamber saß. Meisch selber habe die aktuellen Zahlen erst am Abend erfahren, demnach habe er selber im Laufe des Mittwochs noch nichts davon gewusst, erklärt Baum. Anschließend habe sich Meisch mit seinen Leuten zusammengesetzt und festgestellt, dass es nun in eine Richtung gehe, die einem Sorgen bereiten würde. Schließlich seien keine Faktoren wie Feiertage oder Urlaubsrückkehrer dabei, die sich auf höhere Infektionszahlen auswirken konnten. Alleine in einem Schulgebäude seien über 40 Kinder infiziert worden, so Baum. „Es scheint nun so, als ob das Coronavirus in der Alterskategorie der 0- bis 19-Jährigen am meisten zirkulieren würde.“
Baum sagt, dass die Entscheidung von niemandem in der Chamberkommission bestritten wurde. Dennoch seien sich alle einig gewesen, dass Homeschooling die „Ultima Ratio“ ist. „Es ist das letzte Mittel, auf das wir zurückgreifen müssen, wenn wir sehen, dass die Situation aus dem Ruder läuft“, sagt er. Homeschooling sei nicht das, was man in den nächsten Wochen und Monaten haben wolle. Denn Kinder müssten in die Schule und die Kontakte untereinander seien sehr wichtig.
Vor dem Entschluss der Regierung, die Schulen zu schließen, wäre es angebracht gewesen, die Option darauf ein paar Tage im Voraus bereits zu verkünden, damit sich die Lehrer, Eltern und Schüler dementsprechend organisieren können.„déi Lénk“-Abgeordneter und Mitglied der Bildungskommission
Auch David Wagner, Abgeordneter von „déi Lénk“ und Mitglied der Chamberkommission für Bildung, sagte gegenüber dem Tageblatt, dass er das Homeschooling ebenfalls als „Ultima Ratio“ sehe. „Es ist nicht so, dass wir sagen, die Schulen sollten nie zugemacht werden. Aber man müsste alles dransetzen, zuerst vielleicht andere Sachen zu probieren.“ Wagner nennt als Beispiel Betriebe oder den öffentlichen Transport. Beides sind Orte, wo man sich infiziere. Allerdings seien nun die Infektionszahlen bei jungen Menschen gestiegen. Eine Entwicklung, die man laut Wagner seit Anfang Januar feststellen konnte. Deshalb versteht er nicht ganz, wieso dies nun plötzlich so schnell entschieden wurde. „Vor dem Entschluss der Regierung, die Schulen zu schließen, wäre es angebracht gewesen, die Option darauf ein paar Tage im Voraus bereits zu verkünden, damit sich die Lehrer, Eltern und Schüler dementsprechend organisieren können“, so Wagner. Dass die Chamber dies nicht wusste, sei weniger schlimm, sagt er. „Wenn es öffentlich ist, bekommen wir es ja dann eh mit.“
Klare geografische Unterschiede bei Infektionen
In der Sitzung am Montag wurden klare geografische Unterschiede bei den Infektionen an Schulen festgestellt, sagt Baum. In den letzten Wochen seien insbesondere große Gemeinden und Ballungsgebiete vom Virus heimgesucht worden. Nun sei es wichtig, die zwei Wochen zu nutzen, um der Sache richtig auf den Grund zu gehen. Wie aber sind diese hohen Infektionszahlen zu erklären? Die sanitären Konzepte in Schulen und „Maisons relais“ sollen laut Baum bislang sehr gut funktioniert haben. „Es scheinen entweder Lücken bei den Maßnahmen zu geben oder wir haben es mit Mutationen zu tun.“ Dies habe man am Montag allerdings nicht besprechen können, da noch nicht alle Sequenzierungen der Infektionen vorliegen würden. Man könne also noch nicht sagen, ob die Infektionsketten auf die britische oder südafrikanische Variante zurückzuführen seien.
David Wagner hatte Anfang des Jahres in einer Kommissionssitzung die Frage aufgeworfen, ob erneute Schulschließungen nicht auszuschließen seien. Er habe darauf hingewiesen, dass man aufgrund der Erfahrungswerte aus den vergangenen Homeschooling-Perioden eine Bilanz hätte ziehen können. Dies sei aber bislang nicht passiert. Denn der Distanzunterricht könne für manche Schüler und Lehrer problematisch sein. Wagner ist der Meinung, dass das Bildungsministerium über die Schuldirektionen und die jeweiligen Lehrer Informationen zu Schülern einsammeln sollte, für die das Homeschooling eine schwierige Situation ist. Anhand dieser Daten könne das Ministerium eine Bilanz ziehen und Lösungen bereitstellen.
Laut Wagner argumentiere das Bildungsministerium, dass die Situation überall anders sei und dass die Lehrer wüssten, wo es hapert. Letztere würden dementsprechende Vorkehrungen treffen. Für Wagner gibt es auch solche Lehrer, aber es hänge von vielen Faktoren ab, ob ihnen dies auch gelingt. Anhand von klaren Richtlinien des Ministeriums könne man solchen Schülern und Lehrern die nötigen Mittel zur Verfügung stellen, um das Problem zu lösen. Wagner nennt das Beispiel von Schülern, die ihre Aufgaben auf dem Handy machen müssen, oder von Lehrern, die eine Stunde Unterricht per Stream geben, die dann sechs Stunden Hausaufgaben nach sich zieht. Und nicht alle Eltern seien in der Lage, den Kindern dabei zu helfen. „Deshalb muss das Ministerium aufhören zu sagen, jede Situation ist anders und wir vertrauen den Leuten.“
Was wurde am Montag festgehalten? Am kommenden Freitag werde voraussichtlich eine weitere Kommissionssitzung für Bildung stattfinden, sagt Gilles Baum. Dort werde dann erörtert, wie es nach den Karnevalsferien weitergehen soll, damit Lehrer, Schüler und Eltern sich darauf einstellen können. Zurzeit wisse man noch nicht, ob die Schulen dann wieder aufmachen. Und wenn die Schulen aufmachen, ob verstärkte sanitäre Maßnahmen eingeführt werden. Es stehe immer noch die Frage im Raum, ob die Grundschulen weiter im Präsenzunterricht funktionieren und ob die oberen Klassen der Lyzeen weiter in A- und B-Gruppen unterrichtet werden. „Am kommenden Freitag werden wir mehr wissen“, so Baum.
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An denen leschten Wochen gouf vermehrt an den Schoulen getest, am Gegensatz zu den Erwuessenen, wou den Taux vu den Tester gläich gebliwwen ass. Das dun d‘Zuelen klammen, ass Jo kloer, mee bon souwäit reicht d‘Logik wuel net. 🤷♀️